Schlachthof-Aufdeckungen 2018: vier Schlachthöfe für immer geschlossen
2018 deckten mehrere Tierrechtsorganisationen in insgesamt sechs deutschen Schlachthöfen schwere Tierquälerei auf [1]. Als Konsequenz wurden inzwischen vier dieser Anlagen für immer geschlossen. So auch der Schlachtbetrieb der Hakenberger Fleisch GmbH in Brandenburg. Die Vielzahl und Schwere der Fälle zeigen, dass es sich bei den sechs Schlachthöfen nicht um schwarze Schafe in einer sonst ganz passablen Branche handelt. Das qualvolle Töten von Tieren hat System, und Fleisch gibt es nicht ohne Tierleid. Daran wird auch eine Videoüberwachung von Schlachthöfen nichts ändern. ARIWA fordert stattdessen die Schließung aller Schlachthäuser.
19. März 2019, Brandenburg
Regionale Schlachthöfe und Branchenriesen
Die Bandbreite des 2018 veröffentlichten Videomaterials reichte vom kleinen regionalen (Bio-)Schlachthof bis zum Branchenriesen. Zwei Schlachthöfe waren auf die Tötung nicht-transportfähiger ausgelaugter und schwacher Rinder aus der Milchwirtschaft spezialisiert. Animal Rights Watch (ARIWA) hatte im November 2018 verstörendes Videomaterial aus dem regionalen, bio-zertifizierten Schlachthof der Hakenberger Fleisch GmbH (Hafleg) veröffentlicht. Es zeigte massive Tierquälerei bei der Betäubung und Tötung sowie beim Treiben der Rinder.
Für die Schließung aller Schlachthäuser
Alle veröffentlichten Bilder verdeutlichen aufs Drastischste, dass bei der Tötung von Tieren keine Grausamkeit ausgelassen wird und es dabei niemals ‚human‘ oder ‚artgerecht‘ zugehen kann. Solche Szenen spielen sich täglich in jedem deutschen Schlachthof ab – ohne dass dies dokumentiert werden kann. Dringen dann doch einmal Bilder nach außen, so werden die Beteiligten nicht müde zu behaupten, es handle sich dabei um „Einzelfälle“. Und die große Mehrheit glaubt das gerne. Denn wer Tiere unnötig für sich töten lässt, der möchte eben glauben, dass es eine „gute“ Art gibt, das zu tun.
Die Rinder, die früher in Hakenberg getötet wurden, sterben nun in einem Danish-Crown-Schlachthof in Teterow (Mecklenburg-Vorpommern). Das sinnlose und systematische Leid der Tiere muss ein Ende haben. Tierschutzregelungen, die nichts anderes als Tiernutzregelungen sind, helfen den Tieren nicht. Dazu braucht es mehr, viel mehr: individuelle Tierrechte und die Schließung aller Schlachthäuser!
Update März 2020: Schlachter zahlen 900 – 1800 €
Mehr als ein Jahr nach unserer Recherche-Veröffentlichung aus einem (seitdem geschlossenen) Bio-Schlachthof in Brandenburg haben die drei angeklagten Mitarbeiter den Strafbefehl der Staatsanwaltschaft akzeptiert. Gegen Zahlung einer geringen Geldstrafe wird das Verfahren damit eingestellt, die Schlachter bleiben ohne Vorstrafe.
Gemessen daran, dass Anzeigen wegen tierquälerischer Praktiken in der Tierindustrie sonst fast immer folgenlos bleiben, muss dieser Ausgang leider als „Erfolg“ angesehen werden. Die Videoaufnahmen der gequälten Rinder sprechen allerdings eine andere Sprache.
[1] Schlachthof-Aufdeckungen 2018:
- September: Schlachthof Hynek in Tauberbischofsheim (Baden-Württemberg), für immer geschlossen
- Oktober: Schlachthof Temme in Bad Iburg (Niedersachsen), für immer geschlossen
- Oktober: Metzgerei Blohm in Hohengöhren (Sachsen-Anhalt), für immer geschlossen
- November: Standardfleisch KG in Oldenburg (Niedersachsen), zwischenzeitlich geschlossen
- November: Hakenberger Fleisch GmbH (Brandenburg), stellt Schlachtbetrieb in Hakenberg ein
- November: Leinefleisch GmbH in Laatzen (Niedersachsen)
Mehr zu diesem Thema
- Das Thema im ARD Mittagsmagazin und bei rbb Brandenburg Aktuell
- Video „Grausamer Altag im Schlachthof nebenan“ zum Download
- Was können wir gegen Tierqual in der Tierproduktion tun?
- Mehr Infos zum Thema Fleisch
- Hintergrundthemen Ernährung
- Tipps für eine tierleidfreie Ernährung
- Rechtlicher Hinweis
- FAQs: Tierrechtsrecherchen
Stand: 03/2019 | Text: © Animal Rights Watch e.V. | Bilder: © Animal Rights Watch e.V.
