Huhn hinter Draht
Die Bio-Lüge

Wir räumen mit dem Märchen von glücklichen Biotieren auf der grünen Wiese auf und zeigen die Wahrheit hinter den bunten Werbeversprechen.

Bio-Tierhaltung – ein Glück für die Tiere?

In Deutschland leben zur Zeit ca. 11,3 Millionen Rinder, 27 Millionen Schweine und 159 Millionen Hühner. Trotz „Öko-Boom“ in den letzen Jahren – zurückzuführen auf ein gesteigertes Verbraucherinteresse und finanzielle und ideelle staatlicher Förderung von Öko-Betrieben – liegt der Anteil der Betriebe, die ökologische Tierhaltung nur bei 10 %. So sind 7,4 % der deutschen Milchkühe und 0,8 % aller Schweine „Öko-Tiere“, bei „Masthühnern“ liegt der Öko-Anteil bei 5,2 %. (Stand 2020, Quelle)

Die Öko-Illusion

Die konventionelle landwirtschaftliche „Nutztierhaltung“ betreffend ist jedem, der sich auch nur minimal mit diesem Thema auseinandergesetzt hat klar, dass diese Tiere allesamt ein nicht artgerechtes, furchtbares Leben führen, bis sie am Ende nach stunden- oder tagelangen Tiertransporten in irgendeinem Schlachthof der Welt landen. Bilder von Legebatterien, finsteren Schweinemastanlagen, Milchkühen mit schmerzhaft großen Eutern kennt jeder. Die Illusion von „glücklichen Tieren“ z.B. auf Biohöfen gefällt den Verbraucher*innen, denn schließlich erleichtert sie sein Gewissen beim Konsum tierlicher Produkte. Dass es auch den Bio- und Ökotieren im Leben alles andere als gut geht und sie das gleiche Ende bei gleicher Schlachtmethode im Schlachthof nehmen, wird durch die Öko-Täuschung geschickt und erfolgreich verdrängt.

Begriffe wie „Öko“ und „Bio“ verknüpfen viele automatisch mit glücklichen Tieren und „artgerechter Haltung“, freilaufenden, zufriedenen Tieren, die ihre arteigenen Bedürfnisse ausleben können und nicht zum bloßen „Nutztier“ degradiert werden. Doch diese Verknüpfung ist fatal: weder „Öko“ noch „Bio“ stehen für „glückliche Tiere“ und auch von „artgerechter Haltung“ bei Biolandwirt*innen kann keine Rede sein. Die Lebensbedingungen der Tiere unterscheiden sich nicht wesentlich von denen der Tiere in der konventionellen Massentierhaltung, ihr “Plus“ sind nur einige Zentimeter mehr Lebensraum. Ein 100 kg schweres Mastschwein wird wahrscheinlich nicht bedeutend glücklicher dadurch, dass ihm statt 0,65 qm (konventionelle Haltung) dann 1,9 qm Platz als „Bioschwein“ zugestanden werden. Auch hat solch ein „Bioschwein“ keinen Anspruch auf Freilauf und sieht wie seine Artgenossen in der konventionellen Haltung niemals eine grüne Wiese unter seinen Füßen. „Öko“ ist nicht ein glückliches Schwein, welches nach Herzenslust im Schlamm suhlen darf – Öko täuscht bewusst tierfreundliche Verbraucher und gaukelt eine heile Nutztierwelt vor, wo keine ist.

Niemand denkt bei einem Bio-Ei daran, dass auch bei der Zucht von Bio-Legehennen die männlichen Küken an ihrem ersten Lebenstag vergast, zermust oder anderweitig getötet werden, weil ihre Mast nicht rentabel wäre. Für die Produktion von Bio-Milch und Milchprodukten muss eine Bio-Kuh alle neun Monate ein Kalb austragen – ein Kalb, welches auch der Bio-Milchkuh unmittelbar nach der Geburt weggenommen wird und als „Nebenprodukt“ keinen Anspruch auf die Gesellschaft und die Milch der eigenen Mutter hat.

Die EG-Ökorichtlinien räumen letzte Vorstellungen einer „artgerechten Tierhaltung“ aus. Laut EG-Recht steht z.B. einem „Öko-Kälbchen“ bis 100 kg Gewicht ein „Lebensraum“ von insgesamt 2,6 qm zu; diesen Lebensraum hat es für sich ganz allein, denn auch „Öko“ lässt zu, dass Kälber schon in den ersten Lebenstagen von ihren Müttern getrennt und isoliert z.B. in sogenannten Kälber-Iglus aufgezogen werden. „Öko“-Milchkühe führen ihr „glückliches Leben“ auf sage und schreibe 10,5 qm. Eine Sau und ihre durchschnittlich 12 Ferkel auf 10 qm „Lebensraum“ erfüllt ebenso die Öko-Richtlinie. Später stehen diesen Ferkeln bis zu einem Gewicht von 50 kg 1,4 qm Schweinebucht zur Verfügung. Im Gegensatz zu ihren Artgenossen in konventioneller Haltung haben sie ein paar Halme Stroh unter den Füßen. Weder Kälbern noch Ferkeln noch Masttieren wird nach den Öko-Richtlinien Freilauf „auf der grünen Wiese” zugestanden. Ihre „Privilegien“ als Öko-Tiere: sie haben Anspruch auf Licht und Luft, Wasser und ein bisschen Stroh.

Was in der konventionellen Nutztierhaltung für die Landwirt*innen unerlässlich ist, nämlich hohe Bestandszahlen, um wirtschaftlich „produzieren“ zu können, gilt auch für „Bio“- und „Ökobetriebe“. So ist auch ein Betrieb, der nach „Bio“- und „Öko“- Richtlinien” arbeitet kein idyllischer Bauernhof mit ein paar glücklichen Tieren, sondern auch hier findet man die gleiche Massentierhaltung mit Hunderten und Tausenden Tieren wie im konventionellen Bereich. Institutionen bzw. Fleisch-, Milch- und Eiererzeuger wie z.B. der „Neuland-Verein“, der sich unter Leitung des Deutschen Tierschutzbundes die „artgerechte Tierhaltung“ auf die Fahnen geschrieben haben, begrenzen die Tierhaltung in ihren angeschlossenen Betrieben auf „überschaubare“ 10.000 (!) Legehennen, 6.000 Masthühner, 2.000 Mastenten, Gänse und Puten pro Betrieb, 650 Mastschweine oder 500 Mastschweine plus zugehörige Zuchtsauen, 95 Zuchtsauen bei Ferkelerzeugern – also „Massentierhaltung“ mit dem Gütesiegel des Deutschen Tierschutzbundes.

„Öko“- und „Bio“-Tiere erleiden kein anderes Ende als andere Tiere: nach einer Betäubung mittels Strom, Gas oder Bolzenschuss wird den lebenden Tieren vom Schlachter der Hals aufgeschnitten, sie sterben durch ausbluten, was einige Minuten dauert. Viele Schlachttiere erleben aufgrund mangelhafter Betäubung ihren Tod bei mehr oder weniger vollem Bewusstsein. Auf unserem Portal Biowahrheit.de haben wir dazu Filme zur Schlachtung von Biotieren bereit gestellt. Schlachten und töten kann niemals „human“ sein.

Tierschützer*innen engagieren sich für Tiere mit dem erklärten Ziel, Leid und Tod von Hunden, Katzen, Kaninchen und anderen Haustieren abzuwenden. Doch wenn es um „Nutztiere“ geht, ist der Schatten, über den die meisten Tierschützer*innen zu springen vermögen, erstaunlich groß. Dann geht es nicht mehr um die Abwendung von Leid und Tod, sondern nur noch um „weniger Leiden“ im kurzen „Nutztier“-Leben. Eine Gleichbehandlung von Haus- und „Nutztieren“ hätte zur Konsequenz, dass vor allem doch Tierschützer*innen sich stark machen müssten für eine drastische Verringerung des Konsums tierlicher Produkte, da nur so das Leiden und Sterben der „Nutztiere“ verhindert werden kann. Statt eines Verzichtes auf tierliche Produkte, anstelle von Veganismuskampagnen propagieren die meisten „Tierschützer*innen“ massiv „Bio“- und „Öko“-Fleisch, Mich und Eier und unterstützen kräftig, was sie doch eigentlich bekämpfen sollten: Leid und Tod von Tieren. Wenn Landwirtschaftsministerien, Landwirt*innen oder Metzgereien den Verbraucher*innen eine „Artgerechte Nutztierhaltung“ vortäuschen, wo keine ist, damit ihm nicht der Appetit auf Fleisch vergeht, wundert es nicht. Wenn jedoch „Tierschützer*innen“ dies in vollem Bewusstsein und wider besseren Wissens tun, ist es in höchstem Maße verwerflich und beschämend.

Die Landwirtschaftsministerien den Bundes macht sich stark für „Bio“ und „Öko“. Schon Kindern wird heute im Kindergarten und in der Schule erklärt, dass „Bio“ und „Öko“ gut und gesund ist, für Tiere und Menschen. Trügerische, nicht den Öko-Tatsachen entsprechende Bilder glücklicher Schweine, friedlich grasender Kühe und freilaufender Hühner und die ebenfalls sofort dazu gelieferten Bezugsquellen und Rezeptideen, die gratis Bio-Milch in Schulen, und andere Werbestrategien sollen auch den letzten Zweifler überzeugen, weiterhin zu tierlichen Produkten zu greifen. So gibt es staatliche Ökopropaganda schon für die Kleinsten: Ökowettbewerbe für Kinder, wo ihnen beigebracht wird, dass es – ganz entgegen ihrer natürlichen Einstellung – nichts Schlechtes ist, Tiere zu töten um sie aufzuessen oder sie einzusperren, um sich ihre Milch und ihre Eier anzueignen, dass Kühe, Schweine, Hühner und andere „Nutztiere“ nur dazu da sind, um von Menschen ausgebeutet und getötet zu werden.

Die Bio- und Ökopropaganda der Landwirtschaft, der Ministerien und der „Tierschützer*innen“ hat nicht nur dazu geführt, dass die Verbraucher*innen massiv der Täuschung einer „artgerechten Nutztierhaltung“ unterliegen, wo es nur so wimmelt von „glücklichen Tieren in einer intakten Umwelt“ und der Landwirt „die Sau rauslässt“, was immer wieder entgegen aller Tatsachen in Bild und Schrift verbreitet wird: die Konsequenzen dieser Fehlinformationen reichen noch viel weiter. Je mehr die Existenz „glückliche Nutztiere“ vorgegaukelt wird, desto eher verfallen die Konsumenten tierlicher Produkte der Vorstellung, auch „ihr“ Ei, „ihre“ Milch, „ihr“ Schnitzel stamme doch dann gewiss auch von solch einem „glücklichen Tier“, so dass man es durchweg ohne schlechtes Gewissen konsumieren kann. Das betrifft nicht nur diejenigen, die („aus Tierschutzgründen“) bewusst Bioprodukte konsumieren, sondern alle anderen auch. Schließlich und zuletzt prangt zur Täuschung der Verbraucher*innen beim Metzger auch noch ein großes Plakat eines glücklichen fröhlichen Schweins im Schaufenster und das gekaufte Fleisch trägt ein Gütesiegel.

Wir haben zwar ein – wenn es konsequent und auch auf „Nutztiere“ angewendet werden würde – gutes Tierschutzgesetz und der Tierschutz hat Verfassungsrang. Die Umsetzung des Staatsziels Tierschutz scheitert in allen Bereichen der Nutztierhaltung an heftigen Widerständen der Agrarlobby. Das Verbot der Käfighaltung von Legehennen nach jahrelangen Protesten von Tierschützer*innen wurde gefeiert und bejubelt. Die Hennen sitzen – obwohl diese Haltung ein Verstoß gegen das Tierschutzgesetzt ist – noch bis 2025 in ihren Käfigen. Ebenfalls seit Jahren diskutiert wird eine Neuregelung der Kastenstandhaltung von Zuchtsauen: die lange überfällige Umsetzung der Tierschutz-Nutztierhaltungsverordnung stößt ebenfalls auf heftigste Proteste der Agrarindustrie. Es gibt keine verbindlichen Regelungen z.B. zur Haltung von Puten oder Mastkaninchen: „erlaubt“ ist, was Profit bringt. Profitable Nutztierhaltung und „artgerechte Nutztierhaltung“ schließen sich aus. Dies gilt auch für „Bio, Öko“ & Co. Darauf, dass sich politisch die Lage der Tiere verbessern lässt, brauchen wir nicht hoffen.

Das Internetportal Biowahrheit.de

Auf unserem Internetportal Biowahrheit.de informieren wir ausgiebig mit Text, Bild und Videos über Biotierhaltung und Biotierschlachtung. Ein Besuch auf Biowahrheit.de lohnt sich! Hier wird mit den Märchen von glücklichen Biotieren auf der grünen Wiese aufgeräumt und die wahren Gegebenheiten gezeigt.

Stand: 11/2021 | Text: © Animal Rights Watch e.V. | Bilder: © Animal Rights Watch e.V.

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