Delphine in Delphinarium
Delphinarien

Sprünge, Küsschen geben und Flossenklatschen: Vergleicht man das quirlige Toben eines frohen Delphins im Meer mit diesen Kunststücken bleibt nur die bloße Karikatur dieser Lebensfreude.

Delphinarien – Entwürdigung und Langeweile

Schon Aristoteles erkannte die biologische Verwandtschaft zwischen Mensch und Delphin, und identifizierte sie korrekt als Säugetiere. Das Töten eines Delphins wurde im alten Griechenland als Sakrileg gegen die Götter angesehen und mit dem Tod bestraft. Griechische Legenden um den Delphin erzählen von ihm als Lebensretter in Not geratener Seeleute, der gütige Delphin-Gott Apollo Delphinos fungiert als Mittler zwischen der launigen Menschheit und seinem Vater Zeus. Die Römer dagegen sahen im Delphin eine Nahrungsquelle und ermordeten ihn ohne schlechtes Gewissen.

Käfigfrust statt Lebenslust

Dieses extreme Beispiel menschlicher Beziehungen zum Delphin lässt sich problemlos auf die heutige Zeit übertragen. Da erzählen Schwimmer wie sie mit Delphinen gespielt hätten und wie Delphine sie vor Haiangriffen geschützt hätten, während Fischer gezielt Jagd auf Delphine (und wohlgemerkt auch auf Haie) machen und sie abschlachten, oder sie werden einfach Opfer des Fischfangs im allgemeinen, weil sie sich in den Netzen verfangen und ertrinken. Thunfische halten sich besonders gern unter Delphinen auf. Die Fischer kreisen Delphine und Thunfische einfach ein und ziehen das Netz zu einem Beutel zusammen. Wenn die Delphine nicht ertrinken, werden sie oft schwer verletzt oder durch die Maschinen verstümmelt, die die Netze an Bord hieven. Die Industrie reagierte mit dem Aufdruck Delphinfreundlich gefangen gegen das schlechte Gewissen der Thunfischkonsumenten. Eine Garantie ist das nicht und dem Thunfisch nützt das erst recht nicht. Da Delphine im Gegensatz zum Menschen darauf angewiesen sind Fisch zu essen, werden sie als Konkurrenten der Fischindustrie angesehen. Viele Regierungen bezahlten jahrelang das Kopfgeld für jeden getöteten Delphin.

Leergefischte Meere treiben unter dessen Menschen dazu, Delphine zu fangen und zu essen. In Japan ist Delphin- und Walfleisch eine Delikatesse. Auf den dänischen Faröer Inseln ist das Abschlachten sogar Tradition.

Da entdecken Mystiker in Delphinen spirituelle Energien während die Wissenschaft grauenvolle Tierversuche macht. Verhaltensforscher preisen ihre Intelligenz, die ein ökologischer Luxus ist, da sie diese zum Überleben eigentlich nicht bräuchten und die Marine nutzt ihre Gelehrsamkeit, um durch sie Minen an feindlichen Schiffen anzubringen. Eine Abartigkeit, angesichts der Friedlichkeit dieser Tiere, die in freier Wildbahn nicht einmal Rivalenkämpfe kennen.

Da gibt es Eltern, die mit ihren kranken Kinder nach Florida reisen, um in sogenannten Delphintherapien ihren Kindern durch Kontakt mit Delphinen zu helfen, wobei das Angebot einer Delphintherapie oft als Alibi für die Existenzberechtigung von Delphinarien herangezogen wird. Auf der anderen Seite besuchen Eltern mit ihren Kindern Delphinarien, um sich zu unterhalten. Oft aus Unwissenheit, die dieser Text entschieden bekämpfen möchte, denn Delphine sind Wildtiere, deren Image sich vom mystischen Respekt in das rosarote Bild eines dauerfröhlichen Unterhalters ohne tierischen Ernst gewandelt hat. Das wurde dem Delphin zum Verhängnis.

Delphine, Wale und Robben sind Wildtiere. Schiere Langeweile treibt sie zu den ewig gleichen Mätzchen um die Zuschauer zu unterhalten. Routiniert spulen sie ihr Programm aus Sprüngen, Küsschen geben und Flossenklatschen ab. Vergleicht man das quirlige Toben eines frohen Delphins im Meer mit diesen Kunststücken bleibt nur die bloße Karikatur dieser Lebensfreude. Delphine kommunizieren über ein noch immer nicht ganz erforschtes Sonarsystem. Sie sind in der Lage ganze dreidimensionale Bilder akustisch an andere weiterzugeben und ihr Gegenüber quasi zu durchleuchten. So können sie z.B. aus einiger Entfernung feststellen, ob ein Delphinweibchen schwanger ist. In den Becken eines Delphinariums wird jeder noch so kleine Ton den sie von sich geben von den Wänden auf sie zurückgeworfen. Ebenso der Lärm der Zuschauer und der Pumpen und Filter im Becken. Die Schallwellen springen zwischen den Wänden hin und her. Wer zu Hause in der Badewanne abtaucht erfährt ein Durcheinader an Geräuschen, das der Delphin in wesentlich stärkeren Ausmaßen ständig erlebt. Auch verursacht ihm dieser Lärmterror Schmerzen. Dadurch wird er psychisch krank und stellt die Kommunikation mit seinen Artgenossen fast völlig ein. Die Folge ist soziale Vereinsamung trotz körperlicher Nähe zu anderen Delphinen. Bald bleibt ihm nichts anderes als den Anregungen des Trainers zu folgen. Neben Langeweile sind Hunger und Einzelhaft weitere Mittel, um die Tiere für die Show zu dressieren .

Durch den Hunger getrieben, verdienen sich die Delphine ihre Mahlzeiten in den Shows, was das Konkurrenzverhalten und den Stress unter den Tieren fördert. Man kann bei Delphinen weder von Rudeln oder Herden sprechen und nennt ihre Verbände deshalb Delphinschulen. In Delphinarien tauschen sie ihr hochentwickeltes Sozialverhalten gegen eine simple Hackordnung aus, die mit Rangkämpfen und Tyrannei ausgefochten wird. Ein völliger Gegensatz zu ihrem Wesen, denn in der Natur kennen sie keine Rivalenkämpfe. Ihr natürlicher Verband besteht aus mehreren Generationen die wichtige Funktionen übernehmen. Im Delphinarium wird das entstellt durch ein Männchen und seinen Harem . Auch das erzwungene Zusammenleben verschiedener Tier- und Delphinarten in Delphinarien verändert das Verhalten der Tiere zu in der Natur nie auftretenden Absonderlichkeiten. Orcas, auch Schwertwale genannt, sind die größte Art der Delfinfamilie. Sie jagen in freier Wildbahn Seehunde, Delphine und andere kleinere Walarten. Ortsgebundene Schulen bleiben bei Fisch und machen keine Jagd auf Säugetiere. Im Delphinarium mussen sie sich mitunter in der Show ein Becken mit ihrer Beute teilen.

Die Todesfälle in Delphinarien sind meist bedingt durch Krankheit und Fahrlässigkeit. Viele Delphine sterben, weil sie Gegenstände verschlucken, die Besucher ins Becken geworfen haben. Darüber hinaus haben Delphine ein schwach ausgeprägtes Immunsystem. Im Meer werden z.B. Fäkalien direkt verdünnt oder bleiben zurück und werden von Mikroorganismen zersetzt. Ein typisches Delphinbecken gleicht dagegen einer Toilettenschüssel. Mit Meerwasser hat das gar nichts mehr zu tun. Um dem entgegenzuwirken wird das Wasser stark gechlort, was bei den Tieren zu Hautkrankheiten und Entzündungen des Atemloches führt. Ihre empfindliche Haut wird besonders an den Flossenansatzbereichen verätzt. Permanent stehen die Tiere unter Medikamenten wie künstlichen Vitaminen, Breitspektrum-Antibiotika und pilztötenden Mitteln und Hormonen. Gefährdet sind sie auch durch den Fisch den sie zu essen bekommen. Schließlich ist dieser meist auch mit Giftstoffen aus dem Meer oder den Zuchtanlagen belastet. Und der Kontakt zum Menschen bleibt für sie auch nicht ohne Folgen, da Infektionen des Menschen auf Delphine übertragbar sind. Durch den Stress bekommen sie oft auch Magengeschwüre.

Das Dauerdröhnen der Pumpen und der Lärm der von außen ins Becken dringt macht die Tiere regelrecht wahnsinnig. Sie erleiden dadurch ständig Schmerzen. Wenn sie nicht an Krankheiten sterben, dann begehen sie auch Selbstmord. Sie ertränken sich oder schwimmen immer wieder mit dem Kopf gegen die Beckenwände. In einigen Fällen versuchten sie sich zu Tode zu hungern und wurden daraufhin künstlich ernährt. Die Todesstatistiken der Zoos und Delphinarien sind alarmierend.

In Freiheit kann ein Delphin über 40 Jahre alt werden. In einem Delphinarium erreichen die meisten nicht einmal das Alter von 10 Jahren. Auch bei den kalifornischen Seelöwen, der häufigsten Robbenart in Delphinarien, sterben die meisten deutlich unter ihrem natürlich zu erwartenden Lebensalter. 40% sterben schon beim Fang und Transport für die Delphinarien. Und Wildfänge sind unvermeidbar, da so viele Tiere in der Gefangenschaft sterben. In der Natur schwimmen sie bis zu 300 km täglich, im Delphinarium haben sie mit Glück nur einige 100 m² zur Verfügung.

Diverse Zuchtprogramme erfüllen höchstens die Funktion, wieder neue Tiere zu erhalten, die dann in das traurige Schicksal ihrer Eltern folgen müssen. Die Liste der Totgeburten und den von Müttern Verstoßenen ist bei den Unternehmen und Zoos lang. Mit Artenschutz hat das nichts zutun. Wenn eine Art tatsächlich keinen natürlichen Lebensraum mehr findet, sei es durch Menschen oder den Lauf der Dinge, dann hat ihre Existenz auch in einem Zoo oder Delphinarium keinen Sinn mehr, zumal wenn damit erhebliches Leid verbunden ist. Wale und Delphine haben aber noch einen, wenn auch bedrohten Lebensraum, den es zu schützen gilt. Der Weg ist sicher nicht, diese Lebensräume weiterhin zu zerstören und die Tiere in künstliche Anlagen zu evakuieren .

Auswilderungen, sofern die Zucht überhaupt dazu bestimmt ist, gestalten sich sehr schwierig. Millionen wurden ausgegeben um Keiko , den Orca aus dem Kinofilm Free Willy in die Freiheit zu entlassen. Aber der Wal bleibt beharrlich ins seinem speziell konstruierten Unterwassergehege im Meer. In der Gefangenschaft lernen die Tiere toten Fisch zu essen. Mit lebendiger Beute wissen sie dann oft nichts mehr anzufangen und es ist kaum möglich sie wieder zu dem umzuerziehen, was man ihnen vorher ausgetrieben hat. Die meisten schaffen es nicht sich selbst zu versorgen. Sie sind unfähig sich in soziale Gemeinschaften einzugliedern. Die Gefangenschaft macht sie aggressiv, depressiv, abgestumpft und krank.

Es ist keine Lüge, dass Delphine durch ihre Art die Seele eines Kindes erreichen können. Ende der 70er Jahre wurde in Florida das erste Zentrum für Delphintherapie von dem Psychologen David Nathanson eröffnet. Es folgte ein regelrechter Boom, der schon vielen Delphinen das Leben gekostet hat. Selbst mit diesem guten Zweck ist das Leid der Delphine in Delphinarien nicht zu rechtfertigen. Zudem konnte keine andauernde Linderung oder gar Heilung von z.B. Autismus oder Down-Syndrom nachgewiesen werden. Die Kosten für eine zweiwöchige Therapie mit einem heilenden Delphin belaufen sich schnell auf bis zu 12.000 Euro, obwohl das Gute so nah und quasi vor der Haustür liegt, denn nicht nur Delphine sind in der Lage kranken oder behinderten Kindern zu helfen.

Mittlerweile gibt es neue Ansätze in der Delphintherapie, bei denen kein Delphin eigesetzt wird, sondern die Kinder im Wasser mit aufgenommenen Tönen der Delphine beschallt werden. Diese Aufnahmen stammen von freilebenden Delphinen Im Meer. Im Gegensatz zu Therapien mit gefangenen Delphinen zeigt diese Methode Wirkung und Erfolge stellen sich bereits nach einer Woche ein.

Tiere schließen mit ihrem selbstlosen Wesen die Türen zu Kinderherzen auf und Kinder wünschen sich immer, dass es den Tieren auch gut geht. So lassen sich gleichwertige Therapieerfolge auch ohne Delphine mit anderen Tieren wie Pferden, Hunden, Katzen oder auch Schweinen erzielen und sind nicht mehr von der Hand zu weisen. Somit können sich hilfsbedürftige Tiere aus dem Tierschutz und hilfsbedürftige Menschen gegenseitig helfen. Deshalb ist es eine Chance für Eltern und Kinder nicht nur bei Krankheiten, sondern auch sonst, den Kontakt mit Tieren zu suchen und sich für einen respektvollen Umgang mit Tieren einzusetzen. Ein Besuch im Tierheim oder auf einem Gnadenhof stellt daher eine gute Alternative zum Zoo- oder Delphinarienbesuch dar, damit das Leid der Delphine, Wale und Robben ein Ende nimmt.

Stand: 08/2019 | Text: © Animal Rights Watch e.V. | Bilder: © Animal Rights Watch e.V.

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