Hahn
Hühner

Wir möchten niemanden motivieren, sich Hühner zu kaufen, „eigene Eier“ zu produzieren oder aus Hühnern „Biofleisch“ zu machen. Die Hühner, um die es hier geht, brauchen einfach einen schönen Platz zum Leben, mit dem größtmöglichen Freiraum und ohne Ausbeutung.

Haltung von Hühnern

Wir möchten niemanden motivieren, auf den nächsten Bauernmarkt oder zum Züchter zu laufen, um sich Hühner zu kaufen. Wir möchten niemanden motivieren, „eigene Eier“ produzieren zu wollen und auch niemanden, der aus Hühnern „Biofleisch“ machen will. Die Hühner, um die es hier geht, brauchen einfach einen schönen Platz zum Leben, mit dem größtmöglichen Freiraum und ohne Ausbeutung. Hühner aus dem Tierschutz, abgegebene oder gefundene aller erdenklicher Rassen, aber noch viel mehr geht es um Hühner, die man sonst eigentlich nicht zu Gesicht bekommt – zumindest nicht lebend.

Wenn man Platz hat, ist es eine sehr gute Entscheidung, ein paar Hühner aufzunehmen. Jedes Huhn, jede einzelne der Millionen „Legehennen“ und „Masthühner“ hätte es verdient, ein gutes,

freies Leben zu führen, statt in Legebatterien, Bodenhaltungen und anderen (Massen-) Haltungen zur Eier- und Fleischproduktion verdammt zu sein, bis der Tod im Schlachthof dieses Leben beendet.

Für einige dieser Hühner kann es wahr werden: ein zweites Leben in Freiheit und ohne ein Ende im Schlachthof. Hühner zu beobachten, wie sie wirklich sind, zu sehen, wie sie ihre ersten unbeholfenen zaghaften Schritte in die Freiheit wagen, das erste Mal Sonne auf den Federn spüren, neugierig ihre Umgebung erkunden und ein glückliches Leben bis an ihr natürliches Ende führen, ist ein ganz besonderes Erlebnis, denn oft wird auch dem Ignorantesten bei diesem Anblick bewusst, wie sehr Hühner für den Profit leiden müssen – aber nicht müssten. Hühner und Eier kann man zwar essen, muss man aber nicht.

Bedürfnisse und Haltung

Die Stammform des Huhns mit all seinen verschiedenen Rassen ist das Bankivahuhn, welches heute noch als Wildtier in Indien und den malaiischen Ländern lebt. Trotz Tausenden Jahren Zucht unterscheiden sich die gezüchteten Hühner im Verhalten kaum von ihrer wilden Verwandtschaft – vorausgesetzt, man lässt sie ein „natürliches“ Leben führen. Der größte Unterschied zum wilden Huhn findet sich heute bei der „Legeleistung“ der Hühner: während ein Wildhuhn pro Jahr etwa ein Dutzend Eier legt, hat die Zucht Hühner geschaffen, die dazu verdammt sind, jährlich 300 Eier zu legen, damit sie auch „schön profitabel“ sind.

Hühner haben untereinander ein ausgeprägtes Sozialverhalten, jedes Huhn hat seinen festen Platz und seinen Rang in der Gruppe, „Hackordnung“ genannt. Dies funktioniert jedoch nur bei kleinen und stabilen Hühnergruppen: ab einer Zahl von ca. 50 Hühnern erkennen sich die Hühner nicht mehr auf Anhieb, so dass es zu Stress und Verwirrungen kommt. Man kann zu einer Hühnergruppe einen Hahn dazu nehmen – sie sind oft „übrig“ und suchen ein Zuhause. Es ist schön zu sehen, wie er auf seine Frauen aufpasst, Zänkereien unter den Hennen schlichtet, ihnen leckere Sachen zeigt und ihnen vornehm den Vortritt beim Essen lässt. Allerdings können auch Schwierigkeiten auftreten, wenn sich der Hahn als aggressiv oder sexuell überaktiv herausstellt – oder so laut kräht, dass sich die Nachbarn daran stören. Falls man sich für einen Hahn entscheidet, sollte dieser von seiner Rasse nicht größer sein als die Hennen; meistens sollte er nicht weniger als 10 Frauen haben, weil diese sonst phasenweise sehr unter ihm bzw. seinem Paarungswillen zu leiden hätten. Doch auch ohne Hahn können Hennen auf sich selbst aufpassen.

Hühner rennen, Hühner picken, Hühner fliegen, Hühner baden in Sand, Erde und Staub, Hühner graben Misthaufen um, Hühner scharren und suchen, Hühner jagen, Hühner liegen gerne in der Sonne, Hühner kuscheln miteinander, Hühner kommunizieren, Hühner sind neugierig und selbstbewusst, kontaktfreudig und gesellig, freiheitsliebend, intelligent, gewitzt und voller Lebensfreude.

Befreite „Batteriehühner“ und andere Hühner aus Massenhaltungen haben es bedeutend leichter, sich in ihr neues freies Leben einzufinden, auf das sie ja überhaupt nicht vorbereitet sind, wenn sie zu anderen Hühnern, die im Gegensatz zu ihnen alles kennen und können, dazu kommen. Mit Hühnern, von denen sie lernen können, tut man ihnen auf jeden Fall einen großen Gefallen. Vor allem die ganz ängstlichen und unsicheren unter ihnen tun sich anfangs schwer, aber es gibt sich, man muss nur Geduld haben bis sie sich an ihr neues schönes Leben gewöhnen. Es gibt natürlich auch Hühner, die kommen grade aus dem Käfig einer Legebatterie, steigen in ihrer neuen Heimat zerrupft wie sie sind aus ihrem Transportbehälter und legen sofort los: laufen herum, schlagen mit den Flügeln, gackern, scharren, verprügeln den Hahn, und der Höhepunkt des ersten freien Tages ist ein Sandbad an der frischen Luft mit wärmender Sonne auf den Federn.

Als Gelände eignet sich am besten eine wilde Wiese mit Baumbestand und Sträuchern, mit Möglichkeiten, im Staub zu baden, nach Herzenslust herumzuscharren, Sonnenbäder zu nehmen und auf Futtersuche zu gehen. Hühner halten sich am liebsten etwas geschützt und in Deckung auf, unter Sträuchern und Bäumen fühlen sie sich sicher, große Freiflächen sind ihnen unangenehm und zu gefährlich (z.B. aufgrund der drohenden Gefahr von oben durch Greifvögel); außerdem benötigen sie in heißen Sommern Schattenplätze und am besten die Kühle unter Bäumen. Je größer das Gelände, desto besser, da Hühner in der Lage sind, komplette Wiesenflächen in kurzer Zeit in staubige Steppe umzuwandeln. Daher hat eine große Wiese entsprechend bessere Überlebenschancen. Ebenfalls aufpassen muss man auf die Wurzeln von Bäumen und Sträuchern, da Hühner dort sehr gerne herumscharren und die Wurzeln freilegen, so dass man diese im Zweifelsfall sichern sollte. Feuchte Stellen oder sogar ein Bach machen das Gelände perfekt.
Wer nicht das Glück hat, schon einen fertigen Hühnerstall, einen anderen Stall oder eine Scheune zu haben, aus der man einen Hühnerstall machen könnte, muss bauen. Marke Eigenbau, egal ob aus Holz oder massiv gemauert, ist etwas für die kreativen Handwerker. Für die weniger handwerklich veranlagten ist ein Holz-Gartenhaus aus dem Baumarkt ganz praktisch, aber auch nicht billig; ab einer gewissen Größe benötigt man für so etwas eine Baugenehmigung. Es bietet sich an, die Grundfläche mit Waschbetonplatten o.ä. abzudecken; denn überall wo Futter ist, lockt es mit der Zeit auch Ratten an. Alternativ und auf Rädern bietet sich ein alter Bauwagen an, aus dem man einen prima Hühnerstall machen kann. Über ein kleines Vordach am Stall, unter dem sie bei ganz schlechtem Wetter und bei Schnee im Freien sitzen können, freuen sich die Hühner.

Die Hühner müssen tagsüber rein- und rausgehen können, wie sie wollen, ob durch die eigentliche Tür oder durch ein Einschlupfloch ist den Hühnern egal, der Stall muss Schutz bieten vor nächtlichen Raubtieren wie Füchsen, möglichst frostsicher, hell und trocken sein und genug Platz bieten für Nester, Futterbehälter und Wassereimer, Schlafstangen in verschiedenen Höhen, Kotbrett und natürlich die Hühner.

Als Stangen eignen sich z.B. dünne Birkenstämme, die man versetzt in verschiedenen Höhen anbringt, so dass die Hühner von Stange zu Stange bis ganz nach oben flattern können; der Durchmesser der Stangen sollte lieber größer sein als die Krallen der Hühner, wenn sie gebeugt sind, keinesfalls kleiner. Die obersten Plätze sind die begehrtesten, daher sollten auch alle Hühner zumindest theoretisch nebeneinander dort Platz finden. Empfehlenswert ist es, unter den Stangen ein glattes Brett als Kotbrett anzubringen, da Hühner nachts sehr viel Kot absetzen und solch ein Brett die tägliche Stallreinigung sehr erleichtert.

Außerdem brauchen Hühner dunkle Nester (kann man fertig kaufen oder selbst bauen, aber Holzkisten oder auch Katzenkörbchen sind garantiert nicht schlechter), in die sie sich zurückziehen und ihre Eier legen können. Viele ehemalige „Batteriehühner“ schlafen auch in ihren Nestern und nicht wie „normale“ Hühner auf der Stange. Für die Nester und als Stalleinstreu eignet sich Stroh am besten. Die Nester sollten in der dunkelsten Ecke des Stalls positioniert werden, sonst suchen die Hühner sich andere, dunklere Plätze.

In den allermeisten Fällen wird man wegen Fuchs und Marder leider sicherheitshalber die Hühner über Nacht im Stall einsperren müssen, aber wo keine Gefahr besteht, kann man den Stall natürlich auch auflassen, was den Hühnern allemal lieber ist, da sie sehr früh (wenn es dämmert) aufstehen und nicht gerne warten wollen, bis ein Mensch wach ist und sie herauslässt. Auch hier ist zu beachten, dass ein Fuchs am frühen Morgen noch unterwegs sein kann. Hühner, deren Stall immer auf ist, „verwildern“ eher und gewöhnen sich zum Teil an, lieber wie ihre wilde Verwandtschaft auf einem Baum im Freien als im Stall zu schlafen.

Neue Hühner sollte man besser einige Tage im Stall lassen, bevor man sie hinauslässt; die meisten gehen dann abends freiwillig in den Stall zurück und müssen nicht mühsam eingefangen werden. Bei ehemaligen „Legehennen“ ist es oft so, dass sie sich vor lauter Angst vor allem Unbekannten (Himmel, Sonne, Wind und Wetter) tage- oder manchmal wochenlang nicht aus dem Stall trauen: da hilft nur viel gutes Zureden und Abwarten. Ein Licht im Stall hilft, sie aus der dämmerigen Umgebung in den Stall zurück zu locken; in einen dunklen Stall gehen sie ungern.

Hühner sind überaus erfinderisch, wenn es ums Ausbrechen geht – und manche Hühner können besser fliegen, als man vermutet, zumal kleinere, leichtere Rassen. Bei ihnen verhindert nicht einmal eine Zaunhöhe von 1,50m jeden Ausbruch, so dass wer auf Nummer Sicher gehen will, besser gleich 1,80-2,00m hohen Zaun wählt. Für schwerere Hühner (etwa 2 kg) werden 1,20 meist reichen, wenn es sich bei dem oberen Abschluss um einen Draht (keine Holzlatte o.ä.) handelt, bei dem sie oft nicht verstehen, dass sie ihn durch Fliegen leicht erreichen könnten. Am besten geeignet ist Maschendraht, auch aufgrund seiner Haltbarkeit, oder ein Wildzaun/Knotengeflecht, das man mit den engeren Maschen in Richtung Erdboden montiert. Hühner scharren gerne genau am Zaun, so dass immer kontrolliert werden muss, ob sie sich nicht irgendwo einen Weg nach draußen graben. Darauf, dass Füchse und Marder nur nachts unterwegs sind und Tags keine Gefahr für die Hühner darstellen, kann man sich leider nicht verlassen; hundertprozentige Sicherheit bekommt man für Hühner daher nicht. Wenn von oben Gefahr durch Habichte und Bussarde droht, sollte man Freiflächen mit Netzen oder auch mit Flatterband sichern, um die Gefahr zu mindern. Nach einem Habichtangriff ist mit weiteren zu rechnen; in diesem Fall sollte man, falls möglich, die Hühner einige Tage in einer Voliere schützen; es ist abzuwarten, ob das Greifvogelvorkommen evtl. saisonabhängig ist.

Man kann je nach Wohnlage natürlich Hühner auch ohne Zaun frei herumlaufen lassen, da sie sich nicht weit entfernen (max. 100 Meter) und abends normaler Weise immer freiwillig zum Schlafen in ihren Stall kommen. Doch dann ist das Risiko, dass sie von Füchsen oder anderen Tieren geholt werden, noch um ein Vielfaches größer. Ein weiteres Risiko, dass sie z.B. irgendwann den Garten eines Nachbarn aufsuchen und dort Dinge essen, die sie nicht essen sollten, und zu diesen Dingen kann auch Gift gehören, welches der Nachbar für den Fuchs ausgelegt hatte, um ihn loszuwerden. Mit dem Resultat, dass die Hühner tot sind und der Fuchs Glück hatte, aber hungrig bleibt.

Hühner kommen sehr gut mit anderen Tieren aus. Ein Zusammenleben mit Schafen, Ziegen, Schweinen, Enten, Gänsen, Puten, Katzen und Hunden finden Hühner absolut interessant – zu Problemen kann es wenn dann höchstens von der Gegenseite kommen. Während Schafe fast immer so tolerant sind, dass sie sogar dulden, dass sich ein Huhn auf sie setzt um da ein Ei zu legen, Ziegen Hühner gelegentlich mal aus dem Weg schubsen, Schweine sehr freundschaftlich mit Hühnern umgehen und sich auch von ihnen in den Rüssel picken lassen, kann es im Zusammenleben mit größeren Vögeln Probleme geben, vor allem mit männlichen größeren Vögeln, die leider sogar teilweise auch keine Scheu haben, ein Huhn zu vergewaltigen.
Wenn man jemanden sucht, der einem sagen kann, wie alt ein Huhn wird, sucht man lange, denn kaum ein Huhn darf an Altersschwäche sterben und die meisten werden geschlachtet, bevor sie zwei Jahre alt sind („Masthühner“ werden schon mit ein paar Wochen getötet, „Legehennen“ spätestens mit zwei Jahren). Dabei können Hühner wirklich sehr alt werden und es gibt einige fünfzehnjährige und sogar noch ältere Hühner. Wie hoch die Lebenserwartung ist, hängt zum Großteil von der jeweiligen Rasse ab bzw. davon, wofür dieses Huhn gezüchtet wurde. Ein hohes Alter erreichen zu können ist von Seiten der Tiernutzer schließlich nie ein Zuchtziel gewesen und die Tiere wurden nur dafür gemacht, entweder schnell zuzunehmen und viel Fleisch anzusetzen oder möglichst viele Eier zu produzieren, was zum Teil massive gesundheitliche Schäden mit sich bringt und die Lebenserwartung stark reduziert (die „Masttiere“ wurden so auf schnelle Gewichtszunahme gezüchtet, dass ihre Beine oft unter ihrem Gewicht zusammenbrechen oder es zu Organversagen kommt). Trotz allem kann aber auch eine zerrupfte, ausgemergelte „Legehenne“ mit etwas Glück und guter Pflege gut und gerne 10 Jahre und älter werden (in Freiheit, nicht dort, wo sie zuvor lebte). Andere sterben bereits wenige Monate nach der Aufnahme.
Hühner essen so ziemlich alles. Körnerfutter, Getreide, Obst, Gemüse, Brot, Nudeln, Kartoffeln, Reis, Haferflocken, Gras, Löwenzahn, Klee, aber auch lebende und tote Tiere. Manche Hühner sind erstklassige Mäusefänger, was man kaum glauben mag, wenn man es nicht selbst gesehen hat, andere picken mit Vorlieb Schnecken, Würmern und Insekten und rennen nach jedem Regen sofort ins Gelände, um Würmer zu suchen.

Bei der Fütterung kommt man gut aus mit gemischtem Körnerfertigfutter (enthält neben Getreide auch Muschelkalk; Hühner brauchen viel Calcium für die Produktion ihrer Eier), frischem Gemüse und Obst, daneben suchen sich die Hühner draußen noch, was sie möchten und picken auch kleine Steinchen auf, die sie zur Zerkleinerung der Nahrung benötigen. Futter bietet man am besten in einer erhöhten Futterrinne an, Näpfe würden von den Hühnern zugescharrt werden. Frisches Wasser brauchen Hühner immer zur freien Verfügung (am besten in einem Eimer, da niedrigere Behälter zu schnell verunreinigt werden). Hühner sind „Pfützentrinker“, am liebsten trinken sie aus Wasser direkt am Boden; je nachdem, wie viel Kot dort bereits liegt, ist dies aber nicht das Gesündeste.

Bei „Legehennen“ aus fast allen Haltungen und „Masthühnern“ kann es anfangs zu Problemen mit dem Futter kommen: sie kennen natürlich kein Frischfutter und meist auch kein normales Körnerfutter, sondern wurden vorher nur mit Legemehl ernährt. Auch „richtiges“ Wasser in einem Eimer oder einer Pfütze: kennen sie nicht und rühren sie erst einmal unter Umständen nicht an. Wenn solche Hühner zu anderen („glücklichen“) Hühnern dazukommen, kucken sie sich in der Regel schnell von den anderen ab, dass man aus Pfützen prima trinken kann und dass auch ein zerrupftes „Batteriehuhn“ all das essen kann, was die anderen Hühner auch essen (wenn der meist gekappte Schnabel mitspielt). Man muss unbedingt anfangs genau beobachten, ob die Hühner essen und trinken und sollte ihnen sicherheitshalber auch ihr gewohntes Futter (evtl. in Form eines Futtermehls! /“Legemehl“) geben, bevor sie vorm vollen Napf verhungern. Die meisten ehemaligen „Legehennen“ werden ziemlich schnell zu wahren „Wasserratten“ und stürzen sich erfreut auf jede Pfütze und in jedes Schlammloch. Ob man mit weniger konzentriertem Futter das Eierlegen der Hühner drosseln kann, ist unter Experten umstritten. Manche meinen, dann würden Hochleistungshühner chronisch unterversorgt. Langjährige Erfahrungen zeigen aber, dass die Hühner anscheinend auch langfristig sehr gut mit einem Futter zurechtkommen, dass viel Kohlenhydrate, aber nicht extrem viel zugesetztes Eiweiß enthält (also überwiegend Körnerfutter). Muschelkalk sollte als Kalkquelle immer zur freien Verfügung sein.

Ehemalige „Legehennen“ haben nicht nur physische Probleme, sondern auch zumindest anfangs psychische Probleme. Sie kommen zerzaust, halb nackt, zerrupft und zerpickt durch Stress und Platzmangel, mit viel zu langen Krallen vom Stehen auf Gitterboden, sind oft ausgelaugt bis zum Letzen, haben Parasiten, einige haben Probleme mit ihren gekürzten Schnäbeln und können dadurch nicht jedes Futter essen und sie kennen einfach gar nichts. Sie haben anfangs oft Angst, sich zu bewegen, draußen herumzulaufen, und manche Verhaltensstörungen wie Federpicken legen sie leider nicht von heute auf morgen (und manchmal niemals) ab.

Viele Hühner haben Parasiten wie rote Vogelmilben und Federlinge (kann man gut mit bloßem Auge erkennen) und Würmer, so dass man Hühner regelmäßig entwurmen und auf Ektoparasiten untersuchen und bei Befall behandeln sollte. Vogelmilben halten sich den größten Teil des Tages nicht am Huhn selbst auf, sondern in seiner Umgebung (Stall, z.B. an Sitzstangen) und gehen nur nachts an die Hühner, so dass meist als Behandlung eine Desinfektion des Stalls reicht. Bei Federlingen muss das Huhn selbst behandelt werden (Mittel gibt es beim Tierarzt; dabei nicht das für Katzen und Hunde übliche Spot-on verwenden, es kann für Hühner tödlich sein!).

Wenn Hühner plötzlich lauter Federn verlieren, heißt das nicht, dass sie krank sind, sondern sie sind ganz einfach in der Mauser. Während der Mauser haben sie jedoch einen erhöhten Energiebedarf und sind anfälliger für Erkrankungen, so dass dann besonders auf eine gute, ausgewogene Ernährung geachtet werden muss. Gegen welche Krankheiten Hühner geimpft werden sollten, ist aufgrund des unterschiedlichen Ansteckungsrisikos regional verschieden und sollte dem Tierarzt überlassen werden. Zur „Pflichtimpfung“ gehört offiziell die Impfung gegen Newcastle Disease („atypische Geflügelpest“); sie wird allerdings von wenigen Hobbyhaltern auch praktiziert.

Grundsätzlich ist es sinnvoll, alle paar Monate eine Sammel-Kotprobe beim Tierarzt untersuchen zu lassen; insbesondere wenn der Kot flüssig ist. Untersucht werden sollte zumindest auf Würmer und anfangs auch auf Kokzidien, von denen Batteriehühner fast immer stark befallen ist: Kauern einzelne Hühner mit aufgeplustertem Gefieder in einer Ecke des Stalls, sind sie oft von Kokzidien (inneren Parasiten) befallen. Werden einzelne Eier schrumpelig, deutet dies meist oft eine Entzündung der Legeorgane; ähnlich verhält es sich, wenn die Schalen dünn oder unvollständig werden, zerbrechen oder das Eiinnere gar nur von einer Membran zusammengehalten wird. In dem Fall sollte man versuchen, das betreffende Huhn zu finden und es zum Tierarzt zu bringen. Leider kennen sich die meisten Tierärzte, die auf Kleintiere oder Säugetier-„Nutztiere“ spezialisiert sind, mit Vögeln überhaupt nicht aus; Vögel benötigen u.a. eine ganz andere, meist wesentlich höhere, Dosierung bei Medikamenten wie Antibiotika. Werden von einem Kleintier-Tierarzt typische Kleintier-Medikamente (Antibiotika, Schmerzmittel) für den Einsatz bei Hühnern umgewidmet, lohnt es sich, die vom Tierarzt empfohlene Antibiotika-Dosierung von einem Vogelexperten, von einer Vogelklinik oder tierärztlichen Hochschule überprüfen zu lassen.

Ein wildes Huhn würde wie andere Vögel auch einmal oder bei guten Bedingungen zweimal jährlich ein gut verstecktes Nest bauen, ein Gelege voll machen und brüten und nicht mehr Eier legen, als nötig. Es würde auch ein zerstörtes Gelege erneuern und nachlegen, aber bestimmt nicht jeden oder jeden zweiten Tag ein Ei legen. Es wäre „Energieverschwendung“, da das Huhn auch nicht öfter im Jahr in Brutstimmung ist. Bei den heutigen Zuchthühnern, vor allem den ausgesprochenen „Legerassen“, wurde die Zucht so weit getrieben, dass diese Hühner fast jeden Tag ein Ei legen, und zwar unabhängig davon , ob ein Hahn anwesend ist oder nicht (ohne Hahn sind die gelegten Eier dann eben nicht befruchtet). Selbst wenn ein „Legehuhn“ schon zwanzig Eier im Nest hat, legt es in der Regel weiter, viele zerpicken auch ihre eigenen Eier und essen sie auf. In der Wahl des Ortes, wo ein Huhn seine Eier ablegt, gibt es immense Unterschiede: manche Hühner benutzen Gemeinschaftsnester im Stall, andere lassen ihre Eier mehr oder weniger mitten im Gelände fallen, und die „ganz wilden“ sind so geschickt, dass man sich schon sehr viel Mühe geben muss, um die Hühner, ihre Nester und Eier überhaupt zu finden. Das ursprünglichste Nistverhalten findet man bei vielen der sogenannten „Zierrassen“, die dementsprechend auch die wenigsten Eier legen.

Man sollte die Eier täglich entfernen, um nicht doch eventuell durch ein größeres Gelege den Rest eines Bruttriebs beim einen oder anderen Huhn zu aktivieren. Wohin nun mit den Eiern? Hier gehen die Meinungen auseinander. Manche meinen, man sollte die Eier nicht den Nachbarn o.ä. zum Verzehr schenken, um der Idee, Hühner seien Nahrungslieferanten, nicht weiter Vorschub zu leisten; anderen sehen in der Weitergabe der Eier eine Verstärkung des Boykotts gekaufter Eier. Wie dem auch sei: Es ist nicht klug, die Eier den Hühnern selbst wieder zu verfüttern, obwohl sie scharf auf jedes tierische Protein sind; denn zu viel tierisches Protein stört den Kalkstoffwechsel.

Wer Plätze für Hühner frei und Interesse hat, einige ehemalige „Legehennen“, „Batteriehühner“ oder „Masthühner“ aufzunehmen, kann sich jederzeit mit uns in Verbindung setzen. In dem Zusammenhang noch ein letztes Wort zu der Mode, geretteten Hühner Pullöverchen zu stricken etc.: Das sieht niedlich aus, ist aber Unsinn! Hühner haben einen ganz anderen Stoffwechsel als wir Säugetiere, können daher viel kühlere Temperaturen noch gut vertragen (ein Problem wird viel eher Hitze); ein Pulli hemmt sie in ihren Bewegungen und kann schlimmstenfalls eine Gefahr für sie darstellen, wenn sie sich mit ihren Krallen darin verhaken. Hat man eine Schar karg befiederter Hühner bei sich aufgenommen, und im Stall sind deutliche Minusgrade, sollte man die Tiere besser eine Zeitlang in einem kühlen Raum im Haus halten. Nach spätestens drei Monaten besitzt in der Regel jedes Huhn wieder ein vollständiges Federkleid; es ist richtig schön, bei diesem Prozess zuzusehen. Behindern sie das Federwachstum gegenseitig, indem sie einander die frisch gewachsenen Federn immer wieder ausreißen, hilft oft das Einsprühen mit Blauspray (gibt’s beim Tierarzt).

Stand: 08/2019 | Text: © Animal Rights Watch e.V. | Bilder: © Animal Rights Watch e.V.

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