Schild "Fleisch frisst die Welt"

Agrarkolonialismus: Landgrabbing

Landgrabbing bezeichnet das Aufkaufen kostbarer Agrarflächen im globalen Süden durch Großkonzerne oder staatliche Akteure des globalen Nordens zur eigenen Nutzung. Auf den Agrarflächen werden meist Nahrungsmittel, Kraftfutter oder Biospritgrundstoffe angebaut, die nach der Ernte aus dem Herkunftsland exportiert werden. Großkonzerne erwirtschaften durch den Verkauf Profite. Das Land, dessen Agrarfläche genutzt wird, wird dagegen gnadenlos ausgebeutet. Landgrabbing spielt sich häufig in rechtlichen Grauzonen ab, mit oft verdeckten illegalen Geschäften.

Boden wird immer knapper

Bereits seit Jahrzehnten nutzen Großkonzerne fruchtbares Ackerland in Tropenländern für den Anbau so genannter „Cash Crops“ wie Bananen, Kaffee oder Kakao. Seit der weltweiten Nahrungsmittelkrise 2008 hat die Nutzung ausländischer Landflächen enorm zugenommen. So schätzte Oxfam 2011, dass seit 2001 bereits eine Fläche von der Größe Westeuropas aus bäuerlichem Besitz in die Hand von Kapitalgesellschaften gewechselt sei. Von Landgrabbing sind vor allem Staaten Zentralafrikas (Sudan, Äthiopien, Kongo, Mosambik, Liberia, Sierra Leone ) und Südostasiens (Indonesien, Papua-Neuguinea ) betroffen.

Die steigende Weltbevölkerung und die sich zuspitzende Klimakrise beschleunigen das Landgrabbing noch. Während der Bedarf an Nahrungsmitteln wächst, wird fruchtbarer Boden durch den Klimawandel immer rarer: Extreme Hitze, verkürzte Regenzeiten, Dürre und Schädlingsbefall machen Landflächen in betroffenen Gebieten für lange Zeit unbrauchbar. Das wirtschaftliche Interesse an noch nutzbarem Boden in anderen Ländern steigt so immer weiter.

Industrielle Landwirtschaft verschärft Bodenknappheit

Auch ohne Spekulation ist Boden knapp und er wird immer knapper. Zum einen durch die Art, wie die industrielle Landwirtschaft mit ihm umgeht. Die industrielle Wirtschaftsweise zerstörte bereits mehr als die Hälfte des fruchtbaren Bodens der Welt. Zum anderen verbraucht sie mehr Grundwasser als der Regen nachliefern kann. Für 50 Prozent des globalen Wasserreservoirs meldet die Welternährungsorganisation “Wasserstress”. Durch chronischen Wassermangel drohen immer mehr ehemals grüne und fruchtbare Landstriche zu verwüsten.

Auswirkungen von Landgrabbing

Landgrabbing hat meist direkte und langfristige katastrophale Auswirkungen für die ansässige Bevölkerung. So werden den Menschen Rechte zum Anbau von Grundnahrungsmitteln und zahlreiche weitere Rechte genommen. Seit Generationen auf dem Land ansässige Kleinbäuer*innenfamilien werden von den Ländereien vertrieben und ihr Überleben unmittelbar gefährdet.

Außerdem wird die örtliche Ernährungssicherheit bedroht. Die Landfläche, die an ausländische Investoren verloren geht, steht nicht mehr zum Anbau eigener Nutzpflanzen zur Verfügung. Die erzielten Erträge dienen fast ausschließlich dem Export. So wird die Nahrungsmittelversorgung für die ansässige Gemeinschaft massiv gefährdet. Gleichzeitig wird diese immer abhängiger von Importen aus dem Ausland.

In vielen Ländern, deren Bevölkerung größtenteils von der Landwirtschaft lebt, sorgen Konflikte um Landnutzung und Landrechte bereits seit Jahrzehnten für zahlreiche Auseinandersetzungen bis hin zu Kriegen. Landgrabbing verschärft die bereits existierenden Konflikte oder führt zu neuen.

Viele Bäuer*innen fliehen nach dem Verlust ihres Landes mit ihren Familien in die Städte. Die Konzerne schaffen auf ihrem ehemaligen Land meist keine oder nur sehr schlecht bezahlte Arbeitsplätze für die örtliche Bevölkerung. Die wenigen lukrativere Stellen werden mit ausländischen Arbeitskräften besetzt. Die Jobsituation in den Städten ist meist sehr schlecht und die finanzielle Situation der Familien verschlechtert sich zunehmend. Auf diese Weise werden durch Landgrabbing ganze Familien in den finanziellen Ruin getrieben.

Profitorientierte Großkonzerne bauen meist Monokulturen an, inklusive dem großflächigen Einsatz von Pestiziden und Düngemitteln. Damit werden nicht nur Luft und Grundwasser vergiftet, sondern auch die Artenvielfalt der heimischen Tiere und Pflanzen massiv bedroht. Dies führt langfristig dazu, dass rund um die industriell bewirtschaftete Gebiete zahlreiche Tier- und Pflanzenarten aussterben.

Text: © Animal Rights Watch e.V. | Bilder: © Animal Rights Watch e.V., Marco Molitor

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