Papagei
Papageien

Das Zusammenleben mit Papageien bedeutet eine lebenslange Bindung einzugehen. Diese Entscheidung muss gut überlegt sein.

Haltung von Papageien

Seit es Menschen möglich war, in ferne Länder zu reisen, werden Papageien in Europa als Haustiere gehalten. Der Besitz eines großen bunten exotischen Vogels aus Südamerika (Amazonen, Aras), Australien (Kakadus, Großsittiche), Afrika (Graupapageien, Agaporniden, Mohrenkopfpapageien) oder Indonesien (Edelpapageien, Kakadus) machte früher wie heute die Menschen stolz und froh.

Bedürfnisse und Haltung

Papageien leben in der Natur in monogamen Partnerschaften, die ein Leben lang andauern, innerhalb eines Schwarmes zusammen. Bei der Nahrungssuche legen sie zum Teil weite Flugstrecken zurück. Papageien unterscheiden sich von anderen Vögeln dadurch, dass sie wahre Kletterkünstler sind.
Viele der großen Papageien wie Aras, Kakadus, Amazonen und Graupapageien können ein Alter von 50 Jahren oder mehr erreichen. Bei kleineren Arten wie Agaporniden oder Großsittichen sind es 10 bis 30 Jahre.
Papageien haben in der Natur ein großes Nahrungsspektrum: Sämereien, Nüsse und Früchte der verschiedensten Arten stehen auf dem Speiseplan. Bei der Heimtierhaltung muss unbedingt auf eine ausgewogene Ernährung geachtet werden; Fertigkörnermischungen reichen nicht aus! Welches Obst oder Gemüse oder sonstige Leckereien ein Vogel bevorzugt, muss einfach ausprobiert werden. Bei dem einen ist es Paprika, bei dem nächsten sind es Kiwis, ein anderer steht auf Möhren… Frisches Trinkwasser, Kalksteine und frisches Grün in Form von belaubten Zweigen brauchen die Tiere natürlich auch.
Bei den Haltern von Papageien hat man oft den traurigen Eindruck, dass deren Tiere ausschließlich der Befriedigung persönlicher Bedürfnisse nach Macht und Besitztum dienen. Oft sind es gerade einsame Menschen in beengten Wohnverhältnissen, die sich einen Papagei kaufen – um diesem dasselbe Leid anzutun, welches sie selbst verspüren. „Ich will einen Papagei, damit ich jemanden habe, der mit mir spricht“; so geht es häufig mit dem Resultat, persönliche Bedürfnisse befriedigt, aber dabei die des Vogels sträflich außer Acht gelassen zu haben.

Im Trend sind schon länger handaufgezogene Papageien von angeblich seriösen Züchtern. Abgesehen davon, dass die Handaufzucht (mit dem Ziel, einen absolut zahmen Vogel zu erzeugen, mit dem Mensch alles machen kann, was er will) verboten weil tierschutzwidrig ist (es sei denn natürlich, die Elterntiere kümmern sich nicht um ihren Nachwuchs), ist es das schlimmste, was man einem Papagei antun kann. Die Vögel scheinen nach dieser Prozedur oft gar nicht mehr zu wissen, wer sie sind, haben Probleme mit anderen Vögeln und kleben derart an ihren Menschen, dass es diesen nach kurzer Zeit auf die Nerven geht.

Zahme Papageien betrachten ihren Menschen als ihren Partner, und das heißt, dass sie 24 Stunden täglich mit ihm zusammen sein wollen und das ein Leben lang. Da das kein Mensch leisten kann, sind Probleme vorprogrammiert: erst schreit der Vogel sich die Seele aus dem Leib, wenn sein Partner nicht bei ihm ist; irgendwann ist der zahme Hausgenosse dann soweit, dass er den Partner (seinen Menschen) jedes mal attackiert, wenn sich dieser nähert. Die andere Variante ist, dass der Papagei stumm und starr in seinem Käfig hockt und trauert.

Meist fängt er dann noch an, sich selbst zu verstümmeln und pickt sich Stück für Stück das Gefieder vom Leib; und dann ist noch nicht mal mehr die Optik des Vogels für Herrchen schön. Ganz schlimm wird die Geschichte, wenn ein Händler einem Kunden ein wildgefangenes Exemplar als „Pausenclown” verkauft: der gestresste und ständig um sein Leben bangende, verängstigte und einsame Papagei wird seinem neuen Herrchen garantiert keine Freude machen. Ein weiteres Problem in den meisten Papageienhaltungen ist die Unterbringung, also der Käfig. Fakt ist, der Papagei gehört nicht in denselben! Papageien sind gesellig, intelligent, verspielt, sensibel und haben nicht zuletzt Flügel, mit denen sie auch fliegen wollen. Wenn Ihnen das bewusst ist, steht Ihnen vielleicht ein fröhliches Zusammenleben mit Ihren Papageien bevor.

Wenn Sie sich für die Haltung von Papageien entscheiden, sollten Sie bemüht sein, den Tieren ein möglichst natürliches Leben zu bieten. Das heißt, dass Sie mindestens zwei Tiere halten (diese müssen natürlich miteinander harmonieren, und das ist bei gestörten und vorgeschädigten Vögeln gar nicht so einfach, aber es gibt keinen Papagei, zu dem man nicht das passenden Pendant findet) und ihnen eine Voliere errichten, die Abwechslung und Anregung liefert und natürlich so groß ist, dass die Vögel auch darin fliegen können. Mit „Voliere“ ist keinesfalls so etwas wie ein „ein wenig zu groß geratener Käfig“ gemeint: eine Voliere hat Ausmaße von mehreren Metern und passt garantiert nicht in eine Ecke Ihres Wohnzimmers. Eine Möglichkeit: die Einrichtung eines eigenen Papageienzimmers, in dem sich die Tiere immer frei bewegen können. Optimal sind Außenvolieren mit beheiztem Schutzhaus, wo die Papageien an der frischen Luft herumturnen und ihr Leben leben können. Und Sie werden dann nicht nur Spaß an den Tieren haben, sondern auch ein einigermaßen gutes Gewissen, alles für Ihre Lieblinge getan zu haben!

Neben den häufig auftretenden Verhaltensstörungen durch Einzel- und Käfighaltung wie Rupfen, Schreien, Aggression oder die Ausbildung stereotyper Bewegungsabläufen tritt bei Papageien sehr oft eine (meist tödlich verlaufende) Schimmelpilzerkrankung (Aspergillose) auf; diese ist ernährungsbedingt (Schimmelpilze durch schlechtes Frischfutter und Erdnüsse!). Unfälle treten relativ häufig in ungesicherten Haushalten auf: der Vogel verheddert sich in einer Gardine, landet auf der heißen Herdplatte oder entfliegt durch ein geöffnetes Fenster und findet in seinen neuen Freiheit den Tod. Eine alte brutale Unsitte, den Vögeln die Flügel zu stutzen, damit sie nicht fliegen können, gibt es leider immer noch. Häufiges Resultat: der Vogel klettert wo hoch, denkt, er könne fliegen – und stürzt ab; mit dem traurigen Ergebnis eines gebrochenen Flügels, mit welchem er wirklich nie wieder fliegen können wird.
Sich Papageien anzuschaffen bedeutet eine lebenslange Bindung einzugehen, und das schafft man ja kaum noch im menschlichen Bereich. Wenn Sie zum Abitur eine jungen Papagei bekommen, heißt das, dass sie schon mindestens 70 Jahre alt werden müssen, wenn Sie sich wirklich um ihn kümmern wollen. So sollte es ja eigentlich sein, aber wer kann das schon garantieren? Alle Papageien sind aufgrund von Artenschutzbestimmungen (Washingtoner Artenschutzabkommen, Bundesartenschutzverordnung) kennzeichnungs- und meldepflichtig (ausgenommen die meisten Sittiche und Agaporniden).

Stand: 08/2019 | Text: © Animal Rights Watch e.V. | Bilder: © Animal Rights Watch e.V.

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