Sittiche
Sittiche

Einzelhaltung kommt für Sittiche nicht in Frage. Bei Wohnungshaltung mit eingeschränkter Bewegungsmöglichkeit müssen Sie den Tieren so oft es geht die Möglichkeit des Freiflugs bieten.

Haltung von Sittichen

Wellensittiche, Nymphensittiche und viele der uns darüber hinaus bekannten Großsittiche stammen ursprünglich aus Australien. Die Domestikation der Wellensittiche fand in Europa im Jahre 1840 in England ihren Anfang. Zuerst wurden jährlich Zehntausende von wild gefangenen Wellensittichen

als Stubenvögel importiert. Durch gezielte Zucht veränderte dann der Wellensittich schnell sein ursprünglich hellgrünes Aussehen, so dass heutzutage Wellensittiche in den verschiedensten Farben (und leider auch schon teilweise abartigen Formen) erhältlich sind.

Bedürfnisse und Haltung

Sittiche leben in der Natur in großen Schwärmen zusammen. Innerhalb dieser bilden sich feste monogame Partnerschaften, die ein Leben lang andauern. Sittiche sind Höhlenbrüter und legen bei der Nahrungssuche in ihrem kargen Lebensraum große Flugstrecken zurück.
Wellensittiche werden durchschnittlich 8 Jahre alt, Nymphensittiche etwa 18 Jahre. Manche Großsittiche werden bis zu 25 Jahre alt.
Sittiche ernähren sich hauptsächlich von trockenen Sämereien. Futtermischungen für Wellen- und Großsittiche sind im Handel erhältlich. Sehr beliebt bei allen ist Kolbenhirse. Auch frisches Futter wird nicht verschmäht: ein Blatt Salat oder ein Stück Apfel mag fast jeder Sittich (bei Obst und Gemüse einfach ausprobieren, was die Vögel besonders mögen!). Frisches Trinkwasser sollte immer zur Verfügung stehen. Bieten Sie den Vögeln Kalk am besten in Form eines Kalksteines an; außerdem nehmen Sittiche auch kleine Muschelschalenstückchen aus dem Vogelsand zu sich.
Sittiche als Heimtiere erfreuen sich bei uns schon seit dem 19. Jahrhundert großer Beliebtheit. Man schätzt ihr attraktives Aussehen, ihr freundliches Wesen und nicht zuletzt ihre Bereitschaft, uns einige Worte nachzuplappern. Doch was braucht der Sittich, um glücklich zu sein?

Vergessen sollten Sie als Erstes den Gedanken, dass Sie sich einen Käfig kaufen, einen Vogel dort hinein setzen, ihn irgendwo in die Wohnung stellen, wo gerade ein bisschen Platz entbehrlich ist, ihn täglich füttern und es damit genug sein lassen. Dass Vogelhaltung seit ewigen Zeiten so praktiziert wird und bei den meisten Vogelhaltern immer noch gleichermaßen aussieht, kann diese Art von Tierquälerei auch nicht rechtfertigen. Wenn alle diese Vogelhalter auch ständig beteuern, dass sie ihre Tiere lieben – überlegen Sie einfach, wie Ihnen zumute wäre, wenn Sie leben müssten wie diese Vögel…

Dass ein Vogel, der nicht fliegen darf, auf eine seiner grundlegenden Verhaltensweisen verzichten muss, ist allein schon traurig genug. Wenn er dann noch den Partner und andere Artgenossen vorenthalten bekommt und statt dessen Vorlieb nehmen muss mit einem Menschen, der nur wenige Stunden Zeit für ihn hat – dann ist sicher, dass man seine Bedürfnisse nicht kennt oder schlimmer: missachtet. Wenn Sie sich für die Sittichhaltung entscheiden, sollten Sie bemüht sein, den Tieren das Leben so angenehm wie möglich zu gestalten. Dazu gehört, dass die Vögel eine geräumige Behausung bekommen, in der sie auch wirklich fliegen können, also als absolutes Minimum eine „Zimmervoliere“ (als Maß für zwei Nymphensittiche oder vier Wellensittiche z.B. 100 cm Breite, 60 cm Tiefe, 170 cm Höhe), viel besser aber eine richtige Vogelvoliere oder ein Vogelzimmer von mehreren Metern Größe (dort können Sie dann einen kleinen Sittich-Schwarm halten und sich an den weitgehend natürlichen Verhaltensweisen der Tiere erfreuen!). Optimal ist natürlich die Haltung in einer Freivoliere mit anschließendem beheizbaren Schutzhaus.

Einzelhaltung kommt für Sittiche aus oben genannten Gründen nicht in Frage. Noch dazu sind die meisten Sitticharten untereinander sehr verträglich. Es spricht also nichts dagegen, verschiedene Arten zusammen zu halten. Doch auch hier sollten Sie darauf achten, von jeder Art im besten Fall ein Pärchen zu halten – dabei spielt es keine Rolle, ob das Pärchen wirklich eines ist oder aus zwei gleichgeschlechtlichen Tieren besteht. Die Hauptsache ist, sie bilden ein Paar, d.h. die Vögel schnäbeln miteinander und putzen sich gegenseitig das Gefieder. Von der Vergesellschaftung mit kleineren Vogelarten (Kanarienvögel, Finken) ist unbedingt abzuraten, da es dabei immer wieder zu Unfällen kommt!

In Tierheimen und bei Tierschutzvereinen finden Sie immer Sittiche, die schon einen Teil ihres Lebens miteinander verbracht oder sich dort zusammengefunden haben. Aber auch einzelne Vögel sind auf der Suche nach passenden Partnern!

Kleinstkäfige dienen maximal zu Transportzwecken, aber keinesfalls zur Dauerhaltung!

Unabhängig davon, welche Variante der Haltung für Sie in Frage kommt (hoffentlich eine „richtige“ Voliere), muss eine Voliere ausgestattet sein mit Natur-Ästen verschiedener Stärken, Futter- und Wassernäpfen und einer Bademöglichkeit (sehr gut geeignet sind Blumenuntersetzer aus Ton; vor handelsüblichen Badehäuschen fürchten sich viele Vögel). Nistkästen werden gerne als Schlafhöhlen angenommen. Als Einstreu können Sie Vogelsand oder pflanzliche Einstreu verwenden (z.B. Buchenholzspäne, Maisstrohstreu, Hanfstreu). Auf Scheußlichkeiten wie Plastikkameraden, Spiegel und anderes tierquälerisches Zubehör aus dem Zoofachhandel sollten Sie bitte unbedingt verzichten. Bei Wohnungshaltung mit eingeschränkter Bewegungsmöglichkeit müssen Sie den Tieren so oft es geht die Möglichkeit des Freiflugs bieten. Dabei müssen Sie natürlich unbedingt darauf achten, dass Gefahrenquellen wie giftige Zimmerpflanzen, geöffnete Fenster (entfliegen!), heiße Herdplatten, andere Haustiere etc. das Leben Ihrer Sittiche nicht gefährden! Dass die Tiere bei ihren Freiflügen diverse Spuren in der Wohnung hinterlassen, damit müssen Sie leben so gut es geht. Ein Kot-Klecks pro Minute landet dann eben, wo er eigentlich nicht hingehört, und wenn die Gardine nebst Stange beliebtester Landeplatz ist, kann dies die Nerven einer peniblen Hausfrau arg strapazieren. Die tägliche Jagd mit dem Staubsauger nach überall herum fliegenden Federchen ist auch nicht jedermanns Sache.

Wie bei allen anderen Tieren gilt auch für Sittiche, dass die meisten Krankheiten durch artgerechte Haltung und Ernährung vermieden werden können. Häufig auftretende Krankheiten bei Sittichen sind: Erkältungskrankheiten, Befall mit Milben, Verdauungsstörungen, Tumore, Knochenbrüche, Legenot und Kropfentzündungen (passiert oft, wenn Einzeltiere versuchen, ihr Spiegelbild zu füttern!). Wenn Sie feststellen, dass eines Ihrer Tiere erkrankt ist, suchen Sie bitte umgehend einen Tierarzt auf! Erkrankungen wie Fettleibigkeit (zu viel bzw. zu fetthaltiges Futter bei zu wenig Bewegung) oder psychische Störungen wie Federrupfen treten leider sehr häufig auf und sind ein eindeutiges Indiz für nicht artgerechte Haltung!
Sittiche in Wohnungshaltung zwitschern den lieben langen Tag in mehr oder weniger starker Intensität. Seien Sie sich darüber im Klaren, ob Sie das auf Dauer ertragen können. Egal ob Fernseher, Radio oder Ihre eigenen Gespräche, alles wird von den Sittichen mit “Hintergrundmusik” verschönert werden, und diese muss nicht unbedingt lieblich und dezent sein. Wellen- und Nymphensittiche können mit viel Geduld und Einfühlungsvermögen teilweise sehr zahm werden. Wenn ein Vogel Vertrauen zu Ihnen hat, wird er ihnen auf den Finger steigen und sich kraulen lassen. So schön dies ist, ein richtig zahmer Vogel, der “seinen” Menschen als Partner auserkoren hat, kann sich schnell zur schrecklichen Nervensäge entwickeln. Ohne seinen Menschen will so ein Vogel keine Minute sein, er wird ihm vorgewürgten Futterbrei in jede erreichbare Gesichtsöffnung drücken wollen und bei Abwesenheit seines Menschen so lange schreien, bis sich dieser wieder ausschließlich ihm widmet.

Stand: 08/2019 | Text: © Animal Rights Watch e.V. | Bilder: © Animal Rights Watch e.V. und Pixabay

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