Schafe im Land der Tiere

Wolle – kein unbedenklicher Rohstoff

Viele Menschen halten Wolle für ein unbedenkliches tierisches Produkt, die Tiere müssen dafür ja nicht leiden und sterben. Aber ist das wirklich so? Auch „Wollschafe“ bezahlen mit Krankheiten, Verletzungen, brutalen Behandlungen und einem frühen Tod für Wollpullover, Wollsocken oder Wollschal.

Zucht und Schur

Die meiste Wolle wird aus Australien importiert. Mit 67 Million geschoren Schafen (Stand 2019) produziert Australien fast ein Drittel der weltweiten Rohwolle. Was viele nicht wissen: Nur weil sie auf die Bildung enormer Wollmengen gezüchtet wurden, müssen Schafe geschoren werden. Nicht-domestizierte Schafe bilden dagegen nur so viel Wolle, wie sie benötigen, um sich vor extremer Kälte zu schützen.

Die Schur erfolgt oftmals unter Zeitdruck, da die Schafscherer*innen in Australien nicht nach Stunden, sondern nach Wollmenge bezahlt werden. Als Folge werden den Tieren oft große Schnittwunden zugefügt, die zum Teil nur unachtsam und ohne Betäubung genäht werden. Für Schafe kann der Prozess des Scherens selbst sehr belastend sein, da sie als Fluchttiere den körperliche Kontakt mit Menschen eher meiden würden.

Auch ist der Zeitpunkt der Schur wichtig. In der Regel wird im Frühjahr geschoren, wenn Schafe ihr Winterfell abwerfen. Der schlagartige Verlust der Wolle kann zum Erfrierungstod führen, wenn sie zu früh geschoren werden und Kälte ausgesetzt sind. Im heißen Sommer dagegen sterben einige Merinoschafe an Überhitzung wegen ihrem Übermaß an Wolle.

Betäubungsloses Schwanzkupieren und Kastration

Die Schafe müssen weitere schmerzhafte Prozeduren über sich ergehen lassen. Bereits kurz nach der Geburt werden den Lämmern standardmäßig und ohne Betäubung die Schwänze kupiert. So soll verhindert werden, dass Kot die Schwänze der Tiere verunreinigt und verkrustet, um Krankheiten zu vermeiden. Der Eingriff erfolgt operativ mittels Skalpell oder mit elastischen Ringen, die die Blutzufuhr unterbrechen, wodurch der abgestorbene Schwanzteil nach zwei bis drei Wochen abfällt. Beide Methoden sind sehr schmerzhaft. Männliche Lämmer werden zusätzlich kastriert – natürlich auch meist ohne Betäubung.

Besonders brutal: Merinowolle

Ein Großteil der australischen Schafe sind Merinoschafe, die durch eine angezüchtete faltige Haut besonders viel Wolle bilden. Sie werden einer besonders schmerzhaften Prozedur unterzogen, dem Mulesing. Die Haut von Merinoschafen wirft am Hintern Falten und lockt Fliegen an, die dort ihre Eier ablegen. Die geschlüpften Maden bohren sich in das Schaf und fressen es von innen auf. Unbehandelt führt das zu einem grauenvollen, langsamen Tod. Um das Einnisten von Parasiten zu verhindern, werden bei 90 Prozent der Merinoschafe die Hautfalten um den After und am Unterleib großflächig weggeschnitten – meist ohne Betäubung. Das dieser Eingriff extrem schmerzhaft ist, kann man sich denken. Auf Mulesing zu verzichten ist arbeits- und kostenintensiv. Denn die Schafe müssen mehrmals im Jahr zusammengetrieben werden, um ihnen die Wolle am Hintern zu stutzen. Oft werden sie mit Pestiziden behandelt, die zu Resistenzen bei den Fliegenmaden führen, ähnlich wie bei den Antibiotika-Resistenten in der europäischen Fleischproduktion.

Transport und Schlachtung

Auch für Schafe gilt – wie für alle sogenannten Nutztiere – das sie nur solange am Leben bleiben, wie es ökonomisch sinnvoll ist. Wenn die Wollproduktion abnimmt werden die Tiere zum Schlachten auf großen Schiffen in Richtung Nordafrika oder arabische Halbinsel transportiert. Die Fahrt in den überfüllten Containerschiffen dauert mehrere Wochen, Hunger, Durst und Knochenbrüche sind an der Tagesordnung. Zahlreiche Tiere überleben diese Fahrten nicht.

So vermeiden Sie Wolle

Tierische Produkte sind immer mit Tierleid verbunden. Eine große Auswahl tierleidfreier Produkte finden Sie im Einzelhandel und über das Internet, zum Beispiel aus Tencel, Modal oder Bio-Baumwolle.

Stand: 12/2019 | Text: © Animal Rights Watch e.V. | Bilder: © Land der Tiere

aktiv fuer tierrechte