Kaninchen
Zoohandel

Wenn Sie einem Tier ein Zuhause geben möchten, gehen Sie nicht in den Zoohandel sondern entscheiden Sie sich bitte auf jeden Fall für ein „Secondhand-Tier“.

Zoohandel – Tiere als Konsumgut

In Deutschland leben etwa 100 Millionen Heimtiere. Die meisten stammen aus dem Zoohandel, der ersten Adresse für viele Menschen, die sich ein Haustier wünschen. Ein Tier „einzukaufen“, wie andere Dinge auch, ist legal. Der Umsatz mit diesen Tieren und Zubehör beträgt Milliarden. Das Tier ist zum Konsumgut geworden und die Frage nach seiner Herkunft wird ebenso wenig gestellt wie bei anderen „Produkten“.

Verkauft wird an jede*n, ohne dass überprüft wird, ob die Erwerber*innen die erforderlichen Kenntnisse im Umgang mit dem jeweiligen Tier hat. Was nicht heißt, dass jede*r potentielle Heimtierkäufer*in ohne Verantwortungsgefühl wäre. Aber die vertrauenswürdige und seriöse Beratung im Fachgeschäft entpuppt sich in den meisten Fällen als gutes Geschäft für den Zoohändler*innen, weniger allerdings als Basis für ein artgerechtes Leben des neuen Haustieres.

Einblicke in den Zoohandel

Profitorientiert sind auch die Haltungsbedingungen im Zoogeschäft selbst. Überfüllte Käfige, stickige Schauvitrinen, ständiger Stress und keine Rückzugsmöglichkeiten, geben schon im Vorfeld kein gutes Beispiel für die Kund*innen ab. Stereotype Bewegungen als deutliches Zeichen psychischer Belastung, Käfigneurosen, Krankheit und Aggressivität sind die Folgen. Artgerechte Beschäftigung sucht man meist vergeblich in den trostlosen, nur mit dem nötigsten ausgestatteten Präsentationsgefängnissen. Einige Selbstverpflichtungen hinsichtlich der Haltung und Betratung geht der Zentralverband zoologischer Fachbetriebe ein. Ihm gehören aber nur 30 % der Zoofachhändler*innen an. Außerdem werden diese Selbstverpflichtungen erstens von vielen Händler*innen nur ungenügend umgesetzt und sind immer noch völlig unzureichend.

Missstände bleiben aber nicht völlig unentdeckt. Selbst die gedankenloseste Kund*in sieht, dass es z.B. zwei jungen Frettchen in einer Glasvitrine, in der sie sich gerade mal umdrehen können, nicht gut gehen kann. Leider führt das weniger zum Protest als zu dem Drang, diese Tiere aus ihrer Notlage zu befreien und sie zu kaufen. Solcher Edelmut hat aber einen folgenschweren Haken: Jeder Kauf fördert die Nachzucht weiterer Tiere und kurbelt den Handel an! Ein Grund mehr für die Zoohändler*innen an den Haltungsbedingungen nichts zu ändern. Auch wenn dem Drängen der Kinder nachgegeben wird, enden solche Spontankäufe in einem weiteren Desaster für die Tiere. Schnell verliert sich das Interesse am Tier und Überforderung stellt sich ein. Der Weg ins nächste Tierheim ist dann oft nicht mehr weit.

Heimtiere werden in großer Zahl und qualitativ unkontrolliert gezüchtet. Priorität hat hier nicht die Gesundheit, sondern die Optik eines Tieres, denn „hübsche“ Tiere verkaufen sich besser. Besondere Färbungen werden durch Inzucht erreicht, was die Lebensdauer vieler Arten drastisch verkürzt und zu Lähmungen, Blindheit und Organschäden führen kann. Letzteres ist nicht offensichtlich und so werden viele kranke Tiere verkauft, nur weil ihre natürliche Wildfarbe unattraktiv erscheint. Dies gilt hauptsächlich für Nagetiere wie z.B. Wüstenrennmäuse und Meerschweinchen, die man wegen ihrer Herkunft genauso zu den Exoten zählen muss wie Schlangen oder Leguane.

Viele Menschen versuchen ihre Persönlichkeit mit der Haltung eines exotischen Tieres aufzuwerten. Möglichst furchteinflössend soll es sein, oder „ekelig“ genug, um den eigenen Mut unter Beweis zu stellen. Der richtige Umgang mit solch einem Tier ist äußerst kostspielig und kompliziert. Ein Terrarium ist meist mehr Dekorationsgegenstand, als artverträgliche Unterkunft für das Tier. Um die Bedingungen ihrer Heimatländer zu imitieren ist viel Zeit und Technik von Nöten. Aber auch ein noch so tropisch anmutendes Efeugewächs kann die Flora eines echten Regenwaldes nicht ersetzen. Viele in Zoogeschäften oder auf Tierbörsen angebotene Arten sind Wildfänge, die schon unter dem Hertransport zu leiden hatten. So ihrer Freiheit beraubt, werden sie schließlich unter Flohmarktbedingungen verkauft, um fortan eingesperrt mit Blick ins Wohnzimmer zu leben. Diese Eingriffe in natürliche Populationen gefährden manche Tierarten so extrem, dass sie zu deren Aussterben führen. Auch geschützte Arten werden nach wie vor importiert und verkauft. Abgesehen von der ethisch nicht zu vertretenden Futtertierzucht, ist auch die Ernährung eines Exoten alles andere als einfach. Wie und wann füttere ich eine Vogelspinne? Wie viel Platz braucht ein Leguan tatsächlich? Hat eine Schlange nicht mehr Bewegungsdrang, als sich um einen Ast zu schlingen? Braucht eine Amphibie Beschäftigungsmöglichkeiten oder regelmäßigen Auslauf? An diesen Fragen ist eindeutig zu erkennen, dass es fast unmöglich ist, die Maßgaben für Heimtiere auf Exoten anzuwenden. Manchmal sind selbst die Lebensgewohnheiten der Tiere in freier Wildbahn nur unzureichend bekannt. Wie kann man also dafür garantieren, dass das Tier alles hat, was es braucht?

Auch ein erheblicher Teil der Aquarienbewohner sind Wildfänge. Sie werden direkt ihrem arteigenen Biotop entrissen, wobei Tier- und Naturschutz keine Rolle spielen. In ihren tropischen und subtropischen Herkunftsregionen nehmen die Fangmethoden keine Rücksicht auf die Population oder den Lebensraum der Fische. Um sie leichter fangen zu können, werden sie mit Giften betäubt. Die so geschädigten Fische überleben oft noch nicht einmal den Transport in die Sammelstationen. Für die Überlebenden folgt langes Leiden beim Export und in den Zollabfertigungsbereichen. Es gibt kaum noch wirklich gesunde Fische zu kaufen. Mit Medikamenten vollgepumpt haben sie teilweise noch eine Lebenserwartung von vier bis acht Wochen.

So werden mehrere hundert Millionen Zierfische pro Jahr in Deutschland regelrecht verbraucht. Zierfische werden zu Dumpingpreisen angeboten und verleiten viele unerfahrene Menschen zum Kauf. An dieser Stelle sollte man nicht vergessen, dass auch Fische leidensfähige Lebewesen sind, die oftmals die Weite südamerikanischer Ströme gewohnt waren und sich dann in einem nach allen Seiten begrenzten Glaskasten wiederfinden?

Hat man sich erst einmal für ein Tier entschieden, stellt sich die Frage nach dem richtigen Käfig und seiner Einrichtung. Auch hier steht der Profit im Vordergrund. Mangelhaftes Wissen des Verkaufspersonals und die Preisvorstellungen der Kund*innen führen dazu, dass das Tier ein langes Leiden erwartet. Viel zu oft wird am Käfig gespart. Das bunte „Nagerheim“ aus Plastik statt einem Aquarium oder Terrarium und wenn doch, dann lieber die kleinere Ausführung, die sich mit den Angaben im Ratgeber deckt. Allerdings sind selbst diese Angaben weit von der Praxis entfernt und so müssen Nager, Vögel und Fische ihr Dasein in viel zu kleinen, strukturlosen Käfigen fristen. Besonders Vögel leiden unerträglich hinter Gittern. Einem Vogel das Fliegen zu verwehren ist genauso grausam, wie einem Menschen die Beine zu fesseln, damit er nicht mehr laufen kann.

Der Zoofachhandel bietet auch ein breites Sortiment an Zubehör, um dem Haustier das Leben zu „verschönern“. Viele dieser Produkte sind tierschutzwidrig und können zur gefährlichen Falle werden. In Hamsterwatte z.B. können sich Nager mit ihren Pfoten verheddern und sich Gliedmaßen abschnüren. Plastikhäuschen bekommen durch das Benagen scharfe und gefährliche Kanten. Katzenspielzeug, das nicht robust genug ist, verliert Kleinteile oder Federn, die von der Katze verschluckt werden. Viele Produkte sind mit Duftstoffen versehen oder mit gesundheitsschädlichen Substanzen eingefärbt. Naturmaterialien sind extrem überteuert. Absolut unnötige Dinge, wie z.B. Hamstertoiletten kosten den Tierhalter nur Geld. Vogelspielzeuge und „Artgenossen“ aus Kunststoff verstören die Tiere. Glatte Sitzstangen und Leitern entsprechen nicht dem Bedürfnis nach wechselnden Untergründen, um das Greifen zu trainieren. Attraktive Käfiglandschaften lassen sich aber auch mit ein bisschen Phantasie und natürlichen Materialien preiswert gestalten. Vorraussetzung ist natürlich ein geräumiger Käfig, der nie zu groß sein kann. Vögel sollten generell in großen Außenvolieren gehalten werden, in denen sie fliegen können. In der Wohnung sollten sie ihren Käfig nur als Schlaf- und Fressplatz oder Toilette benutzen.

Alternative Tierheim

Seit Jahren fordern Tierschutzorganisationen ein Heimtiergesetz, das insbesondere Handel und Zucht streng kontrolliert. Solch ein Gesetz wird dringend benötigt. Die Abschaffung der stetigen Nachzucht ist allerdings das eigentliche Ziel, dass es zu erreichen und wofür es sich einzusetzen gilt. Um den Handel mit leidensfähigen und schützenswerten Tieren nicht noch weiter zu fördern, sollte jede*r, der*die sich ein Haustier wünscht, in einem Tierheim vorbeischauen und sich ausreichend informieren. Dann steht der Freude mit und am Tier nichts mehr im Wege. Bevor Sie jedoch die Anforderungen an eine tiergerechte Haltung nicht alle dauerhaft erfüllen können, nehmen Sie bitte Abstand von der Aufnahme eines Tieres.

Wenn überhaupt, sollte der neue Begleiter sowieso grundsätzlich aus dem Tierschutz stammen, denn Tiere zu “halten” bedeutet immer auch, sie in ihrer natürlichen Lebensform einzuschränken, sowie Zucht immer mit Tod und Leid nichtgewollter Tiere verbunden ist. Die Opfer dieser „Tierproduktion“ sind so zahlreich, dass mit ihre Versorgung noch genug zu tun bleibt. Eine moderne Gesellschaft hat es nicht mehr nötig, Tiere zu ihrem Nutzen zu züchten.

Ratgeber zur Tierhaltung

Stand: 08/2019 | Text: © Animal Rights Watch e.V. | Bilder: © Animal Rights Watch e.V., Land der Tiere und Pixabay

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