Zirkus
Tiere im Zirkus

Im Zirkus erleiden Tiere lebenslange Transporte, sehen ihr Leben lang nur Gitter und Käfige, leiden unter Bewegungsmangel, können ihre arttypischen Bedürfnisse nicht befriedigen und werden für die Darbietung von Kunststücken erniedrigt.

Zirkus – Amüsement auf Kosten der Tiere

Die Tierarten, die man im Zirkus sieht, haben in ihrer natürlichen Umgebung sehr viel Platz zur Verfügung. Sie können den ganzen Tag laufen, springen, klettern, schwimmen oder fliegen, so wie es ihren Bedürfnissen entspricht. Sie pflegen Kontakte zu ihren Artgenossen, beschäftigen sich mit der Nahrungssuche und betreiben Haut- oder Fellpflege. Haltung im Zirkus dagegen bedeutet für die Tiere lebenslangen Verzicht auf die Ausübung ihrer natürlichen Verhaltensweisen sowie ständige Transporte auf engstem Raum. Oft treten durch die Gefangenschaft und quälende Langeweile sichtbare schwere Verhaltensstörungen auf, wie etwa das „Weben“ oder ständiges Hin- und Herlaufen der Tiere. Diese stereotypen Bewegungsabläufe sind keine Zeichen der Freude, sondern krankhafte Leerlaufhandlungen, wie sie häufig bei verhaltensgestörten Tieren (und Menschen) in Gefangenschaft auftreten.

Käfigfrust statt Lebenslust

Das Tierschutzgesetz fordert grundsätzlich für alle Tiere eine „bedürfnis- und verhaltensgerechte Unterbringung und Pflege“. Die Richtlinien für Tierhaltung im Zirkus enthalten allerdings nur minimale Anforderungen und sehen keinesfalls eine „artgerechte Haltung“ vor. Nach den „Zirkusleitlinien“ ist es erlaubt, zwei Löwen oder Bären in Käfigen von 12 Quadratmetern zu halten. Bei einem Hund in einem Zwinger gleicher Größe würden die meisten Menschen diese Haltung zu Recht als Tierquälerei empfinden – selbst wenn der Hund hin und wieder in ein 50 Quadratmeter „großes“ Außengehege dürfte.

Ob die für „Zirkustiere“ wie Elefanten, Bären oder Pferde geforderten Außengehege an den Gastspielorten aufgebaut oder genutzt werden, ist praktisch nicht kontrollierbar.Ebenso wenig, wie die Tiere während der „Dressur“ behandelt werden. Behördliche Sanktionen müssen Zirkusunternehmen kaum fürchten. Denn die „Zirkusleitlinien“ sind rechtlich nicht bindend, eine behördliche Überwachung ist aufgrund der Reisesituation fast unmöglich. Werden „Mängel“ festgestellt, ist der Zirkus meist weitergezogen, bevor die Behörden einschreiten können. Zur Wegnahme von Tieren kommt es selbst in den schlimmsten Fällen äußerst selten. Nicht zuletzt, weil es keine Auffangstationen für sichergestellte „Zirkustiere“ gibt …

Zirkusbefürworter behaupten, dass es den Tieren dort gut gehe, da sie alles hätten, was sie benötigen, wie Futter und einen Schlafplatz. Demnach ginge es auch jemandem gut, der sein Leben lang unschuldig hinter Gittern im Gefängnis verbringen muss und dort Essen und einen alten Kartoffelsack als Schlafstätte bekommt. Natürlich können die Tiere, die nun vorhanden sind, nicht ausgewildert werden, aber das rechtfertigt nicht ihre Gefangenschaft im Zirkus. Die Tiere, die da sind, könnten unter besseren Lebensbedingungen andernorts untergebracht werden. Jetzt gilt es zu verhindern, dass weitere Tiere aus dem „Zuchtüberschuss“ von Zoos in Zirkusbetrieben enden oder in dieses Elend dort hineingeboren werden.

Der Standpunkt, Zirkus sei „Tradition“ und schaffe vor allem für Kinder die Möglichkeit, wilde Tiere aus der Nähe zu sehen, rechtfertigt keine Tierquälerei. Kindern wird im Zirkus ein völlig falsches und verzerrtes Bild von Tieren und deren Bedürfnissen vermittelt. Kein Elefant steht gerne angekettet im Zelt, kein Zebra läuft gerne in der Manege im Kreis und weder Tiger noch Pferd machen gerne Männchen. Diese unnatürlichen und erniedrigenden Handlungen an Tieren zu zeigen ist pädagogisch fatal, da Kinder dadurch weder das wahre Wesen der Tiere kennenlernen noch zu Respekt und Mitgefühl erzogen werden.

Nicht der Boykott von Zirkusunternehmen schadet den dort lebenden Tieren, sondern der Zirkus selbst. Die Behauptung, wenn immer weniger Menschen in einen Zirkus mit Tieren gingen, würden diese Zirkusunternehmen immer ärmer und die dortigen Tiere müssten dann darunter leiden, ist falsch. Sobald ein Zirkus finanziell nicht mehr in der Lage ist, die Tiere ausreichend zu versorgen, sind die zuständigen Behörden zum Eingreifen verpflichtet. Die Tiere können entzogen und anderweitig untergebracht werden und die Tortur „Zirkus“ wäre für sie damit vorbei. Daher sollten Sie auch keinen „für die Tiere“ bettelnden Zirkus unterstützen.

Tiere sollten in einer zivilisierten Gesellschaft schon lange nicht mehr zu den Attraktionen in einem Zirkus gehören. Die Zurschaustellung und „Dressur wilder Tiere“ sind altertümliche Relikte, die leider immer noch von vielen Zirkusbetrieben fortgeführt werden. Was dem Besucher meist verborgen bleibt: Die Tiere im Zirkus werden – selbst wenn „rechtlich nichts zu bemängeln“ ist – unter erbärmlichen Bedingungen gehalten. Die andressierten Kunststückchen, den Zirkusbesuchern gerne als Erfolge „sanfter Dressur“ verkauft, basieren oftmals tatsächlich auf hartem Drill, Futterentzug und Gewaltanwendung.

In vielen Ländern sind Vorführungen mit einigen Tierarten aus Tierschutzgründen bereits verboten oder stark eingeschränkt, so etwa in Dänemark, Schweden, England und Österreich. In mehreren Ländern Südamerikas gilt bereits ein komplettes Tierverbot für Zirkusse. Anders in Deutschland: Obwohl der Bundesrat bereits 2003 zumindest ein Verbot von Wildtieren im Zirkus gefordert hat, für das sich auch die Bundestierärztekammer seit Jahren ausspricht, ist bis heute keine Regelung in Sicht.

Am Existenzschutz für die Zirkusse kann es nicht liegen. Große und erfolgreiche Zirkusbetriebe kommen seit Jahren ohne Tiernummern aus und haben trotzdem – oder sogar gerade deshalb – regelmäßig ausverkaufte Vorstellungen. Es gibt unendlich viele großartige und sehenswerte Zirkusnummern. Ohne Tiere.

Text: © Animal Rights Watch e.V. | Bilder: © Animal Rights Watch e.V.

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