Meerschweinchen

Tipps zur Tierhaltung: Meerschweinchen

Wildmeerschweinchen kommen ursprünglich aus den südamerikanischen Anden. Schon lange bevor sie zu uns kamen, hielten die Indios sie als Haustiere, denn die Meerschweinchen waren eine willkommene Abwechslung auf ihrem Speiseplan.

Nach der Entdeckung Amerikas gelangten sie im Gepäck der Seefahrer nach Europa, wo sie sehr schnell zum beliebten Heimtier wurden. Durch jahrhundertlange Zucht entstanden unzählige Rassen verschiedener Farben und Fellbeschaffenheit.

Bedürfnisse und Haltung

Meerschweinchen sind tagaktive, gesellige und bewegungsfreudige Nagetiere, die in der Natur in größeren Gruppen leben und natürliche Höhlen wie Steinspalten bewohnen.
Meerschweinchen können bis zu 8 Jahren alt werden (und älter).
Meerschweinchen haben ihre Ernährung der kargen Kost des Hochgebirges angepasst. Somit ist die Grundnahrung gutes Heu, daneben fressen sie frisches Grünfutter (Löwenzahn usw.), Gemüse (besonders beliebt sind Salatgurken und Möhren) und Obst. Im Handel gibt es Fertigfuttermischungen für Meerschweinchen. Frisches Trinkwasser muss jederzeit verfügbar sein. Nagematerial im Form von z.B. Obstbaumzweigen oder Knäckebrot anbieten.
Meerschweinchen werden oft angepriesen als unkomplizierte, pflegeleichte, lebendige Kuscheltiere für Kinder, beißen angeblich nie und fühlen sich wohl in der kleinsten Hütte. Sei versichert, dass dem nicht so ist! An erster Stelle im Meerschweinchen-Leben steht das Sozialleben der Tiere, die von Natur aus sehr gesellig sind. Ihre Kontakte werden begleitet von vielerlei Lautäußerungen wie Quieken in den verschiedensten Variationen, Zähneklappern und vielem mehr. Ihre Körpersprache reicht von freundlichem Anstupsen bis hin zu drohendem „groß machen“ und beieindruckend Hin- und Herwackeln.

Wer einmal eine ganze Meerschweinchen-Sippe länger beobachtet hat weiß, wie langweilig und schrecklich das Leben eines einzeln gehaltenen Meerschweinchens sein muss. Ganz egal, wie viel ein Mensch sich um so ein Tier kümmert, er wird ihm nie einen (oder mehrere) Artgenossen ersetzen können. Das bedeutet für dich, dass du niemals weniger als zwei Meerschweinchen in deiner Obhut haben wirst, wenn hinter der Motivation für deine Tierhaltung ein wenig Tierliebe steckt.

In Bezug auf die Frage „Wer mit Wem“ gilt es einiges zu beachten: Gleichgeschlechtliche Tiere, die miteinander aufwachsen, vertragen sich in der Regel sehr gut miteinander. Auch wenn oft das Gegenteil behauptet wird, gilt dies auch für die männlichen Tiere (man darf natürlich nicht verlangen, dass sie sich immer noch vertragen, wenn man ein Weibchen dazu setzt!). Wenn du ein Pärchen (oder mehrere) zusammen halten willst, lass unbedingt die männlichen Tiere kastrieren, sonst wird aus zwei Meerschweinchen innerhalb eines Jahres ein unüberschaubares Durcheinander von einigen Dutzend Meerschweinchen. Bei der Kastration ist zu beachten, dass die männlichen Tiere dadurch nicht sofort unfruchtbar, sondern noch ca. vier Wochen danach zeugungsfähig sind. Fremde erwachsene Tiere miteinander zu vergesellschaften ist nur problematisch, wenn es sich um nicht kastrierte Männchen handelt.

Die „einfache Lösung“, einem Meerschweinchen ein Kaninchen als Gefährten anzubieten, ist weder für ein Meerschweinchen noch für ein Kaninchen eine glückliche Lösung. Da sich die beiden Tierarten in Verhalten und Körpersprache vollkommen unterscheiden, hat so ein gemischtes Pärchen in der Regel nichts voneinander, sondern Meerschweinchen und Kaninchen sind dann „gemeinsam einsam“. Im schlimmsten Fall endet diese Partnerschaft in einer Beißerei, die vom Kaninchen ausgeht und beim Meerschweinchen üble Verletzungen hervorruft. Du musst dich also im Interesse der Tiere entscheiden, entweder für zwei Meerschweinchen oder zwei Kaninchen, denn ein Kaninchen kann einem Meerschweinchen genauso wenig den Partner ersetzen wie ein Mensch.

In Tierheimen und bei Tierschutzvereinen warten übrigens immer viele „überflüssige“ Meerschweinchen verschiedenen Alters auf ein neues Zuhause!
Wo sollen die Meerschweinchen leben? Die handelsüblichen Meerschweinchenkäfige sind in der Regel viel zu klein, so dass sie sich schon genau umschauen müssen, um etwas Akzeptables zu finden. Natürlich kannst du auch auf „Marke Eigenbau“ zurückgreifen, was deinen Meerschweinchen sicherlich gefallen wird. Für zwei bis vier Tiere sollte die Grundfläche des Käfigs zwei Quadratmeter auf keinen Fall unterschreiten. Falls du das deinen Tieren nicht bieten kannst oder willst, solltest du in deren Interesse wirklich auf eine Haltung verzichten.

Ausgestattet sein muss der Käfig mit Schlafhäuschen, Röhren und sonstigen Gegenständen (z.B. Steine und Wurzeln), die zum verstecken, drüber springen, drum herumlaufen oder drauf sitzen einladen. Deine Meerschweinchen sind froh über jede Abwechslung, und das nicht nur innerhalb des Käfigs. Deshalb solltest du deine Tiere so oft wie irgend möglich aus ihrem doch stark eingeschränkten Lebensraum herauslassen und deine Wohnung erkunden lassen. Doch Vorsicht: auch hier bleiben Meerschweinchen Nagetiere, d.h. sie werden das ein oder andere Möbelstück mit ihren Zähnen „verzieren“ oder die beste Literatur in Konfetti verwandeln. Abgesehen davon musst du mögliche Gefahrenquellen wie Stromkabel oder giftige Zimmerpflanzen aus der Reichweite der Tiere entfernen, um Unfällen vorzubeugen. Mit einem weiteren Problem musst so gut es geht leben: Meerschweinchen werden leider nicht stubenrein.

Im Sommer kannst du ihnen sogar in ihrem Garten ein Freigehege errichten, wo die Tiere „Natur pur“ erleben können. Dabei musst du natürlich unbedingt darauf achten, dass keine Raubtiere (Katzen, Vögel etc.) in das Gehege eindringen können. Eine ganzjährige Außenhaltung ist für Meerschweinchen übrigens keinesfalls empfehlenswert, da kalte und feuchte Witterung der Gesundheit der Tiere sehr abträglich ist.

Die meisten Krankheiten entstehen durch unsachgemäße Haltung und Ernährung. So führen Zugluft und Kälte oft zu schlimmen Erkältungskrankheiten, die unbedingt durch einen Tierarzt behandelt werden müssen. Bei unsauberer Haltung tritt oft Befall mit Parasiten wie Milben, Haarlingen und Würmern auf, falsches oder verdorbenes Futter verursacht schnell Durchfall. Schon Stürze aus geringer Höhe können Knochenbrüche verursachen; Knochenbrüche sind auch oft das Ergebnis von zu festem Zupacken! Die Vermutung, dass Meerschweinchen wegen ihres Namens etwas mit „Meer“ zu tun haben und deswegen gerne schwimmen, ist falsch. Meerschweinchen mögen Wasser wirklich nur zum trinken! Deswegen: bewahre deine Kinder vor diesbezüglichen Experimenten!
Meerschweinchen sind keine Kuscheltiere für Kinder. Trotz ihres robusten Aussehens sind sie sehr „zerbrechlich“, und ein Kind, welches sein Meerschweinchen vor lauter Liebe ganz fest drückt, kann dem Tier damit schwerste Verletzungen zufügen. Kuscheln, gegenseitiges Ablecken oder stundenlang ganz nah aneinander liegen und schmusen existieren im Meerschweinchen-Verhalten nicht. Deshalb sollten wir mit unseren Streicheleinheiten für die Meerschweinchen etwas zurückhaltend sein und ihnen unsere Liebe besser zeigen durch eine artgerechte Haltung in unserer Obhut – wo sie einfach Meerschweinchen sein dürfen und nicht als lebendiges Spielzeug herhalten müssen.

Text: © Animal Rights Watch e.V. | Bilder: © Animal Rights Watch e.V. und Pixabay

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