Chinchilla
Chinchillas

Über die Eignung von Chinchillas als Heimtiere kann man streiten: ihre Nachtaktivität, die Schreckhaftigkeit, Empfindlichkeit, der enorme Nagetrieb und letztendlich ihr großes Bewegungsbedürfnis sprechen nicht gerade für eine Haltung dieser Tiere.

Tipps zur Tierhaltung: Chinchillas

Chinchillas stammen ursprünglich aus Südamerika. Die Hochgebirgsbewohner wurden von den Indios schon immer als Felllieferanten geschätzt. Seit der Entdeckung Amerikas wurden die „Pelztiere“ in unglaublichen Stückzahlen abgeschossen, um reichen Europäerinnen Mäntel aus ihnen herzustellen.

Erst Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts, als die Tiere kurz vor ihrer Ausrottung standen, wurden zur Zucht bestimmte Tiere nach Europa eingeführt. Die Tiere wurden (und werden immer noch!) in Pelztierfarmen gezüchtet und sind erst vor kurzer Zeit als Heimtiere entdeckt worden.

Bedürfnisse und Haltung

Chinchillas sind dämmerungs- und nachtaktive Nagetiere, die in der Natur in Gruppen leben und Felsspalten und natürliche Höhlen bewohnen. Sie sind sehr schreckhaft und enorm bewegungsfreudig.
Chinchillas können bis zu 20 Jahre alt werden.
Chinchillas sind auf karge, ballaststoffreiche Kost eingestellt. Grundnahrung ist gutes Heu, daneben gibt es im Handel Fertigfutter (Pellets, Kräutermischungen, Knabberstangen, Kalktabletten etc.). Sehr gerne mögen die Tiere frische Äste von Obstbäumen oder Haselzweige. Futtermischungen für z.B. Kaninchen sind viel zu gehaltvoll für Chinchillas und nicht geeignet! Auf Frischfutter wie Obst und Gemüse sollte man bei der Fütterung weitgehend verzichten. Als Leckerchen hin und wieder eine Rosine schadet nichts. Frisches Trinkwasser muss immer zu Verfügung stehen.

Über die Eignung von Chinchillas als Heimtiere kann man wirklich streiten: ihre Nachtaktivität, die Schreckhaftigkeit, Empfindlichkeit, der enorme Nagetrieb und letztendlich ihr großes Bewegungsbedürfnis sprechen nicht gerade für eine Haltung dieser Tiere. Wenn Sie sich dennoch für die Chinchillahaltung entscheiden (weil Sie herrenlosen Chinchillas ein Zuhause geben möchten), müssen Sie den Tieren einiges bieten, um ihnen gerecht zu werden. Da Chinchillas sehr soziale und gesellige Tiere sind, müssen Sie sich erst einmal mit dem Gedanken anfreunden, mindestens zwei Tiere (besser eine kleine Gruppe) anzuschaffen. Weibliche und männlich Tiere untereinander vertragen sich in der Regel gleichermaßen gut, vor allem, wenn sie miteinander aufgewachsen sind. Bei gemischter Haltung sollten Sie die männlichen Tiere natürlich unbedingt kastrieren lassen, denn Chinchillas, die niemand haben möchte, gibt es in den Tierheimen wirklich schon genug.

Bei der Unterbringung der Tiere ist als erstes zu beachten, dass sie trotz ihrer geringen Größe sehr viel Platz brauchen, d.h. mindestens eine umgebaute Vogelvoliere, viel besser aber ein eigenes Zimmer (kann auch ein trockener zugfreier Keller oder Speicher sein), welches ausschließlich den Chinchillas vorbehalten ist. Ein eigener Raum für die Tiere bietet viele Vorteile: die Gestaltungsmöglichkeiten sind vielfältig (Bäume, Sitzbretter an den Wänden, Steinhöhlen etc.), die Tiere können ungestört tagsüber schlafen (und stören im Gegenzug Nachts die Menschen nicht), die Einrichtung kann nach Herzenslust beknabbert werden, die Chinchillas können uneingeschränkt herum springen u.s.w.

Bei Wohnungshaltung mit eingeschränkter Bewegungsmöglichkeit müssen Sie die Tiere so oft wie möglich (täglich Abends mehrere Stunden) in Ihrer Wohnung herum springen lassen. Dabei kann man die Chinchillas nicht aus den Augen lassen, sofern man auch nur ein bisschen Wert legt auf die Erhaltung des Originalzustandes der Möbel und sonstigen Einrichtung. Alles, was den Tieren vor die Zähne kommt, wird benagt – im schlimmsten Fall, bis es zu Spänen verarbeitet ist. So mancher Türrahmen von Chinchilla-Haltern hat runde Ecken, aber damit muss man halt leben.

Ein Käfig für Chinchillas kann niemals groß genug sein. Die handelsüblichen Chinchillakäfige mögen gut sein für die Haltung von Ratten, doch für Chinchillas sind diese einfach zu klein. Eine große Vogelvoliere eignet sich daher besser für die Tiere, und mit etwas Geschick kann man sie mit Sitzbrettern in unterschiedlichen Höhen, Schlafhäuschen und Natur-Ästen (Obst- und Nussbaum) in ein Chinchilla-Heim umbauen. Beim Innenausbau müssen Sie darauf achten, nur unbehandeltes Holz zu verwenden; Plastikteile gehören auf keine Fall in den Käfig! Als Standort für den Käfig unbedingt einen zugfreien und tagsüber ruhigen Platz auswählen. Für ihre Fellpflege benötigen die Tiere ein tägliches Sandbad. Dafür bieten Sie ihnen eine Schüssel mit Chinchilla-Badesand an (im Fachhandel erhältlich; anderer als dieser Spezial-Sand ist nicht geeignet).

Die meisten Krankheiten bei Chinchillas sind ernährungs- und haltungsbedingt und somit vermeidbar. Chinchillas reagieren auf falsche Fütterung (zu viel Frisches) sehr schnell mit Durchfall; ein weiteres häufiges Problem ist die Verfettung (wodurch die Lebenserwartung enorm reduziert wird!). Feuchtigkeit und Zugluft können die Tiere gar nicht vertragen und führen oft zu schlimmen Erkältungskrankheiten. Stress und Störungen am Tag müssen unbedingt vermieden werden.
Chinchillas sind trotz ihres kuscheligen Äußeren keine Schmusetiere. Zahme Tiere lassen sich durchaus anfassen, hüpfen aber auch gerne wieder schnell weg, wenn sie genug haben. Für Kinder sind sie aufgrund ihrer Nachtaktivität und ihres schreckhaften Wesens absolut ungeeignet. Auch sind Kinder mit der Handhabung der Tiere einfach überfordert. Ihre Bewegungsfreudigkeit, der Nagetrieb und die ganz spezielle Ernährung machen sie zu anspruchsvollen Hausgenossen, denen der Halter einiges bieten muss. Doch wenn man ihnen gerecht wird, hat man garantiert viel Freude beim Beobachten der Tiere, und aufgrund der hohen Lebenserwartung der Chinchillas bleibt einem diese Freude (wenn es gut geht) zwei Jahrzehnte lang erhalten.

Stand: 08/2019 | Text: © Animal Rights Watch e.V. | Bilder: © Animal Rights Watch e.V. und Pixabay

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