Erstmals Erschlagen kleiner Ferkel in der Schweinezucht dokumentiert

Es ist extrem brutal – und es ist Alltag in den Schweinezuchtbetrieben: Kleine Ferkel werden von den Mitarbeitern an den Hinterbeinen aus den Buchten von ihren Müttern weggerissen und auf die Boxenwände oder den Betonboden geschlagen, bis sie tot sind. Animal Rights Watch deckt mit Undercoveraufnahmen die grausame Praxis der „Ferkelproduzenten“ auf.

10. Dezember 2013, Niedersachsen

ARD Report Mainz berichtet am 10. Dezember 2013 mit aktuellem Videomaterial von Animal Rights Watch.

Keine Einzelfälle

Drei Bundesländer, drei Schweinezuchtbetriebe und überall tote und erschlagene Ferkel. Mit versteckter Kamera erstellte Aufnahmen aus verschiedenen Betrieben dokumentieren, wie Mitarbeiter brutal Ferkel auf dem Beton erschlagen. Die Recherche enthüllt, dass die grausamen Ferkeltötungen gängige Praxis in „Ferkelproduktionsbetrieben“ sind. Die erschütternden Aufnahmen zeigen das Aussortieren von Ferkeln, welche aus ökonomischen Gründen getötet werden, weil sich ihre Aufzucht nicht rentiert. Kleine oder schwache Ferkel, die weniger Ertrag versprechen oder besonders gepflegt werden müssten, sind für die Züchter nicht rentabel und werden behandelt wie wertloser Abfall. Die Zucht auf hohe Ferkelzahlen führt außerdem verstärkt dazu, dass Sauen mehr Ferkel bekommen, als sie ernähren können. Dadurch wird ein einzelnes Ferkel natürlich noch schneller als unrentabel abgeschrieben. Unseren Schätzungen nach werden jährlich in deutschen Zuchtbetrieben Millionen von Ferkeln totgeschlagen, obwohl sie überlebensfähig wären.

Willkürliche Auswahl

Die Aufnahmen zeigen unter anderem, wie Mitarbeiter die Ferkel in den Abferkelbuchten durchzählen und dann in Sekundenbruchteilen aus der Entfernung entscheiden, welches Ferkel sie als nächstes totschlagen. Dabei kann keine qualifizierte Beurteilung der Überlebenschancen stattfinden, das hat also nichts mit Nottötungen zu tun. Es zeigt den Wahnsinn der Tierproduktion, die unter anderem für etwa 20 Millionen toter Ferkel pro Jahr allein in Deutschland verantwortlich ist. Die Kadavertonnen der Schweinezüchter sind voll mit Totgeburten, erstickten, zerdrückten, an Krankheiten gestorbenen und totgeschlagenen Ferkeln – Nebenprodukte der Fleischindustrie.

Viele der Ferkel werden schon tot geboren oder sterben kurz nach der Geburt. Die Schweinezüchter teilen die lebenden Ferkel auf die säugenden Sauen auf, die weniger gewinnversprechenden Ferkel werden totgeschlagen, weil ihre Aufzucht keinen Profit bringt.

Hintergrund

Zahlreiche deutsche Schweinezuchten töten routinemäßig schwache, aber lebensfähige Ferkel. Die öffentliche Debatte beschränkt sich dabei auf unerlaubte Tötungsmethoden und das Fehlverhalten einzelner Mitarbeiter*innen. Doch der eigentliche Skandal reicht weitaus tiefer: Unter dem Vorwand, sie seien nicht lebensfähig, werden Millionen Ferkel hierzulande Jahr für Jahr aus rein wirtschaftlichen Gründen getötet und entsorgt. Denn die für schwache Ferkel notwendige Handaufzucht ist den Anlagenbetreibern schlicht zu teuer. Dass solche Ferkel aber durchaus gute Überlebenschancen haben, zeigt ein aktuelles Beispiel aus dem Lebenshof „Land der Tiere”. Hier werden vier besonders schwache und kranke Ferkel, die in einer Schweinezucht getötet werden sollten, per Hand aufgezogen. Und das mit Erfolg.

Jürgen Foß war an den Recherchen in vielen deutschen Schweinezuchtbetrieben beteiligt. Seit 2015 betreibt er das „Land der Tiere“ in Mecklenburg-Vorpommern. Annie, Rosalie, Pauline und Lulu, wie die vier Ferkel nun heißen, kamen als Ferkel auf dem Hof für ehemalige Nutztiere und wurden dort gepflegt. Sie hatten lebensbedrohliche Darmparasiten und Keime, waren dehydriert und unterernährt und litten unter Durchfall und eitrigen Abszessen. „Kein Grund ein Tier zu töten“, meint ARIWA-Vorstandsmitglied Foß, schließlich würden Hund und Katze in einem solchen Fall ja auch behandelt: „Ein Schwein ist rechtlich und ethisch nun einmal kein Tier zweiter Klasse. Die Ausreden der Schweinezüchter, diese Tiere seien nicht lebensfähig, sind völlig absurd und allein durch ökonomische Interessen motiviert.“

Tieren in der Landwirtschaft wird aus wirtschaftlichen Gründen tagtäglich Leid zugefügt. Legehennen wird der Schnabel abgebrannt, Puten werden zur Gewichtmaximierung krankgezüchtet, Kühe werden nach einem Tag von ihren Kälbern getrennt und schwache Ferkel werden einfach erschlagen. Solange Tiere kommerziell genutzt werden, bleiben diese Grausamkeiten bestehen. Deshalb fordert ARIWA eine Abkehr von der Tiernutzung und stattdessen die Förderung einer bio-veganen Landwirtschaft zur Produktion gesunder pflanzlicher Lebensmittel.

Stand: 12/2013 | Text: Animal Rights Watch e.V. | Bilder: Animal Rights Watch e.V.

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