Kaninchen
Kaninchen

Kaninchen wollen und müssen herumlaufen, Gänge und Höhlen graben, mit Artgenossen kuscheln, blitzschnell bei Gefahr in einem sicheren Versteck unterschlüpfen. Vor einer Anschaffung müssen Sie genau überlegen, ob Sie Kaninchen das bieten können und wollen.

Tipps zur Tierhaltung: Kaninchen

Wildkaninchen wurden vor fast 900 Jahren aus Spanien ins restliche Europa eingeführt und domestiziert. Im Laufe der Zeit entstanden unzählige Rassen verschiedener Größen und Farbschläge, welche den Menschen ursprünglich als Fleisch- und Felllieferant dienten. Außerdem wurden und werden Kaninchen

massenhaft in Tierversuchen verbraucht und dienen uns als beliebtes Heimtier. Kaninchen haben mit Hasen übrigens nichts gemein. Es handelt sich um ganz unterschiedliche Tierarten, der Feldhase hatte Glück und wurde nie domestiziert. Somit ist jedes „hasenartige“ Tier, welches bei Ihnen leben wird, ein Kaninchen.

Bedürfnisse und Haltung

Kaninchen sind tagaktive, gesellige Tiere, die in der Natur in Gruppen leben und selbst gegrabene Höhlen bewohnen, in die sie sich bei drohender Gefahr zurückziehen können.
Kaninchen können bis zu 10 Jahren alt werden.
Kaninchen sind Pflanzenfresser und ernähren sich von Heu, Stroh, Getreide, Gemüse, Kräutern, Obst etc. Im Handel sind Fertigfuttermischungen für Kaninchen erhältlich. Da Kaninchenzähne ständig wachsen, müssen sie durch harte Nahrung (Obstbaum- und Haselzweige, Knäckebrot und anderes Nagematerial) ständig abgenutzt werden. Frisches Trinkwasser muss immer zur Verfügung stehen.
Die „herkömmliche Art“ der Kaninchenhaltung, wie sie leider allzu oft praktiziert wird, einzeln und in kleinen Ställen ohne Bewegungsmöglichkeit und Kontakt zu Artgenossen, entspricht keinesfalls den natürlichen Bedürfnissen der Tiere. Kaninchen wollen und müssen herumlaufen, Gänge und Höhlen graben, mit Artgenossen kuscheln, blitzschnell bei Gefahr in einem sicheren Versteck unterschlüpfen. Für uns bedeutet dies, vor einer Anschaffung genau zu überlegen, ob wir unseren Kaninchen das bieten können und wollen.

Ein einzeln gehaltenes Kaninchen, welches als Schmusetier angeschafft wurde, mausert sich oft zum „bissigen Tier“, welches dann im Zweifelsfall im Tierheim landet; dabei hat es nur seinen Unmut über die unzureichenden Lebensverhältnisse kundgetan. Kaninchen, die in Wohnungshaltung leben, nutzen ihre täglichen Ausflüge zu allerlei „Unsinn“, aber was uns als solcher erscheint, ist lediglich der Versuch unserer Kaninchen, sich normal zu verhalten. Schnell wird der beste Teppich zum bevorzugten Kaninchenklo, oder sie versuchen mit aller Macht, sich in der Couch eine Wohnhöhle anzulegen, kratzen in allen Zimmerecken die Tapeten von der Wand und zernagen mit Vorliebe Stromkabel, was nicht nur ärgerlich für die Menschen ist, sondern auch schnell zum Tod eines Kaninchens führen kann. Trotzdem müssen wir unseren Kaninchen diese Entdeckungstouren bieten, denn nur im Käfig gehalten führen sie garantiert kein erstrebenswertes Leben.

Die oft gestellte Frage, wie groß so ein Käfig sein muss, lässt sich kaum beantworten, denn groß genug oder gar zu groß ist ein Käfig niemals, denn schließlich müssen die Tiere fast ihr ganzes Leben darin verbringen (das ist auch so, wenn sie stundenlang in der Wohnung herumlaufen dürfen!). Als absolutes Minimum für zwei Zwergkaninchen sollte der Käfig eine Grundfläche von zwei Quadratmetern haben und so hoch sein, dass die Tiere darin Männchen machen können, ohne oben anzustoßen. Bei größeren Kaninchen erhöht sich der Platzbedarf entsprechend. Aber: ein Leben, welches sich hauptsächlich im Käfig abspielt, ist keinesfalls tiergerecht, was bedeutet, dass Sie im Zweifelsfall im Interesse der Tiere auf solch eine Haltung verzichten sollten. Machen Sie sich bitte einfach mal klar, was Kaninchen in Käfighaltung vom Leben haben: außer dumm herumsitzen und fressen spielt sich da nicht besonders viel ab.

Die Außenhaltung von Kaninchen ist (sofern man einen eigenen Garten hat) den Bedürfnissen der Tiere schon weit näher. Dabei bedeutet „Außenhaltung“ nicht, dass die Tiere in einem finsteren Ställchen hinter dem Haus „leben“, sondern dass sie in einem Freigehege untergebracht werden, wo sie ganzjährig bleiben können. Die Haltung im Freigehege, wo die Kaninchen ganz einfach Kaninchen sein dürfen, ist wirklich die einzige Variante, die den Bedürfnissen der Tiere entspricht.

Kaninchen Dafür muss man dann einige Quadratmeter (je mehr, desto besser) Grundstück opfern, die Zäune am besten in den Boden einlassen, da sich die Kaninchen sonst darunter hindurch buddeln, das Gehege gegen Sonne, Regen und Raubtiere schützen und ein gut isoliertes Haus aufstellen. Wenn die Tiere schon im Frühjahr draußen leben, können sie dort auch problemlos den Winter überstehen. Das Freigehege sollte nicht nur eine „langweilige Wiese“ sein, sondern abwechslungsreich gestaltet werden. Sträucher, Steine und Wurzeln laden zum drüber springen oder verstecken ein, ein Hügel dient als Aussichtspunkt. Außerdem werden sie bald beobachten können, wie Ihre Kaninchen ihrer wahren Natur nachgehen und Gänge und Höhlen anlegen (sofern es der Untergrund zulässt).

Zum Thema „Geselligkeit“ gibt es einiges zu beachten: nicht alle Kaninchen vertragen sich gut miteinander. So ist es z.B. teilweise problematisch, zwei erwachsene fremde Weibchen miteinander zu vergesellschaften, zwei erwachsene unkastrierte Männchen „verlieben“ sich nie ineinander, sondern bekämpfen sich mehr oder weniger stark (diese Kombination bitte nie ausprobieren, denn die Wahrscheinlichkeit, dass dabei ein Kaninchen tot bleibt, ist verdammt hoch). Tiere, die miteinander aufwachsen, vertragen sich in der Regel gut, jedoch kann es bei den weiblichen Kaninchen phasenweise Stress geben und männliche Jungtiere müssen unbedingt so früh wie möglich (mit ca. 10 Wochen, also noch vor der Geschlechtsreife) kastriert werden, damit sie sich weiterhin vertragen. Die unproblematischste Lösung ist es, ein Weibchen und ein kastriertes Männchen zusammen zu halten (kastriert aus dem Grund, damit Sie nicht in kürzester Zeit vor einer Flut von Kaninchen stehen, die niemals alle gut untergebracht werden können; wichtig: frisch kastrierte erwachsene Böckchen sind noch 2-4 Wochen zeugungsfähig!). Kaninchen, die sich richtig gut verstehen, kuscheln wie die Weltmeister miteinander und putzen sich gegenseitig.

Kaninchen Bei der Vergesellschaftung zweier fremder Tiere muss unbedingt beachtet werden, dass das erste Zusammentreffen auf „neutralem Boden“ stattfindet (also niemals in dem Käfig oder Gehege des einen Tieres, denn dann gibt es auf jeden Fall Zoff und Revierkämpfe!) und die Tiere sich ausweichen können, also genügend Platz und Rückzugsmöglichkeit haben. Wenn zwei fremde Tiere sich erst einmal etwas jagen (wobei auch schon mal etwas Fell fliegen kann) und gegenseitig berammeln, ist das normal und kein Grund, die Nerven zu verlieren und aufzugeben. Die Kaninchen müssen ihre Rangordnung klären, und das geht meist ziemlich schnell. Einschreiten müssen Sie nur, wenn sich die Tiere wirklich beißen.

In Tierheimen und bei Tierschutzvereinen finden sie immer Kaninchen-Pärchen, die aneinander gewöhnt sind, die Männchen sind alle kastriert. Falls Sie mögen, können Sie sich auch für die Übernahme einer gut eingespielten Kaninchen-Sippe entscheiden! Die leider oft empfohlene Lösung, ein Kaninchen mit einem Meerschweinchen zu vergesellschaften, ist vielleicht für das Auge des Betrachters ganz hübsch, aber überhaupt keine glückliche Lösung. Kaninchen und Meerschweinchen sind in Verhalten und Körpersprache völlig verschieden und haben sich genau genommen „nichts zu sagen“ oder es kommt zu Missverständnissen zwischen ihnen. Oft ist es sogar so, dass die Kaninchen die Meerschweinchen heftig beißen. Deshalb: zwei Tiere anzuschaffen bedeutet immer die Entscheidung für zwei Kaninchen oder zwei Meerschweinchen.
Häufig auftretende Krankheiten bei Kaninchen sind Erkältungskrankheiten und Verdauungsstörungen (Durchfall, Verstopfung); Knochenbrüche sind oft das Resultat falscher Handhabung durch den Besitzer (sprich: fallen lassen!). Ein oft auftretendes Problem (vor allem bei Zwergkaninchen) sind Zahnanomalien, d.h. die Zähne nutzen sich durch Fehlstellung bedingt nicht richtig ab (hier hilft nur der regelmäßige Gang zum Tierarzt, der die Zähne kürzt!). Häufig vernachlässigt wird die „Körperpflege“ der Kaninchen: dazu gehört, dass die Krallen regelmäßig bei Bedarf gekürzt werden und bei langhaarigen Rassen das Fell gepflegt werden muss. Gegen ansteckende Krankheiten (Myxomatose, Chinaseuche) können Sie Ihre Tiere impfen lassen.
Bedenken Sie immer, dass Kaninchen Fluchttiere sind, d.h. nähern Sie sich immer langsam, ohne die Tiere zu erschrecken. Als Streicheltiere sind sie wirklich nur bedingt geeignet, was bedeutet, dass sich ein Kaninchen auf Ihre freundlichen Annäherungsversuche hin unter Umständen „schlecht benimmt“, Sie anknurrt und im Zweifelsfall kratzt und beißt. Nie vergessen sollten Sie, dass Kaninchen überaus stressempfindlich sind (so kann z.B. ein Hund, der neben dem Käfig eines Kaninchens sitzt, unter Umständen nur dadurch, dass er da ist, den Tod des Kaninchens verursachen!).

Stand: 08/2019 | Text: © Animal Rights Watch e.V. | Bilder: © Land der Tiere

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