Ratte
Ratten

Ratten sind durch ihr enorm soziales und verspieltes Wesen und nicht zuletzt durch ihre Anpassungsfähigkeit eigentlich ideale Haustiere und werden in der Regel sehr zahm.

Ratten: Tipps zur Tierhaltung

Unsere weißen und bunten Hausratten sind allesamt Nachfahren von Wanderratten, die ursprünglich aus China stammen. Nach Europa gelangten sie vor mehr als 200 Jahren als „Blinde Passagiere“. Ihre Karriere als Haustiere

begann erst viel später: man entdeckte ihre Nützlichkeit als Versuchstiere (vorwiegend in der Krebsforschung) und erst vor kurzer Zeit wurden die Nachfahren der Laborratten beliebte Haustiere.

Bedürfnisse und Haltung

Ratten sind gesellige, dämmerungsaktive Nagetiere. Sie leben in einer Sippe, sind enorm sozial und schlafen am liebsten in Nestern, die sie mit allen auffindbaren tauglichen Materialien auspolstern.
Ratten werden etwa 2 bis 3 Jahre alt.
Mittlerweile gibt es im Handel Fertigfuttermischungen für Ratten. Auch frisches Futter in allen Variationen ist sehr beliebt: bei Obst und Gemüse einfach ausprobieren, was die Tiere mögen. Was „ihre“ Menschen essen, mögen die meisten Ratten auch ganz gerne… – da reichen die Vorlieben von Sojajoghurt bis Spaghetti mit Tomatensoße (heißt aber nicht, was schmeckt, ist auch immer gesund). Nagematerial wie Knäckebrot oder frische Zweige und Äste schmeckt nicht nur, es dient auch gleichzeitig der Abnutzung der Zähne.
Man mag sie – oder man mag sie nicht: Ratten als Haustiere. Wer ihre Intelligenz und Pfiffigkeit zu schätzen weiß, liebt sie. Andere wiederum finden sie nur eklig: die nackten Schwänze, und dazu noch hatten doch Ratten (keine Sorge, nicht die, um die es hier geht) schließlich die Pest verbreitet! Ratten sind durch ihr enorm soziales und verspieltes Wesen und nicht zuletzt durch ihre Anpassungsfähigkeit eigentlich ideale Haustiere und werden in der Regel sehr zahm (sofern man sich genügend mit ihnen beschäftigt!). Das macht sie für die Heimtierhaltung besonders attraktiv. Die Ratte als Haustier stellt an den Halter dennoch viele Ansprüche: sie braucht für ein glückliches Leben die Gesellschaft von einem (oder mehreren) Artgenossen, Beschäftigung und Abwechslung (ihre Intelligenz will gefordert werden!) und eine geräumige Behausung.

Ratten sollten grundsätzlich mindestens zu zweit gehalten werden. Achten Sie dabei unbedingt darauf, nur gleichgeschlechtliche Tiere zusammen zu halten bzw. bei gemischter Haltung vor dem Zusammensetzen die männlichen Tiere kastrieren zu lassen. Ratten sind nämlich dermaßen „vermehrungswütig“, dass es untragbar ist: ein einziger Wurf umfasst meist etwa 12 bis 15 Tiere! Und bitte dran denken: nach einer Kastration „können“ die Rattenmänner noch ca. 4 Wochen lang decken, solange sollten sie auf jeden Fall „in Haft“ bleiben, bis sie zu den Frauen dürfen.

Weibliche Tiere vertragen sich immer sehr gut, auch wenn sie aus verschiedenen Familien stammen. Bei erwachsenen Männchen, die nicht miteinander aufgewachsen sind, gibt es oft Probleme bei der Vergesellschaftung; aber auch hier hilft „im schlimmsten Fall“ eine Kastration.

Bei der Unterbringung der Tiere sind der Phantasie des Halters kaum Grenzen gesetzt: ein großer Chinchillakäfig oder eine Vogelvoliere können mit etwas Geschick und Material aus dem Baumarkt in ein mehrstöckiges und abwechslungsreiches Rattenwohnheim umgebaut werden. Und auch ein alter großer Wandschrank kann hervorragend zum Rattenschrank umgebaut werden: viel mehr als eine Sticksäge und eine Rolle engmaschigen Draht (z.B. punktgeschweißten Viereckdraht aus dem Baumarkt) und ein paar Leisten und Schrauben, um ein wenig Luft in den Schrank zu bringen, braucht man dafür nicht.

Je vielseitiger die Ausstattung, desto besser – denn Ratten verabscheuen nichts so sehr wie Langeweile. Bei der Inneneinrichtung bieten sich viele Möglichkeiten: Bretter in verschiedenen Höhen, Äste, dicke Seile, Röhren, Häuschen und ein Handtuch als Hängematte schaffen Platz zum Klettern, Toben, Verstecken, Erforschen, Kuscheln und Schlafen. Als Einstreu eignet sich Stroh sehr gut, denn damit können die Tiere sogar noch „basteln“ und ihre Nester polstern. Schlichtweg vergessen sollten sie den Gedanken, die Tiere in einem ausgedienten handelsüblichen Hamsterkäfig oder Ähnlichem unterbringen zu wollen, denn mit so einer „Hutschachtel“ werden sie den Ansprüchen der Tiere nicht gerecht (auch denen der Hamster nicht!).

Am interessantesten sind für Ratten natürlich die Ausflüge in der Wohnung ihrer Menschen, denn dort gibt es viel zu entdecken und erforschen. Bei diesen Entdeckungstouren richten die Tiere natürlich allerlei an, was ihnen bestimmt viel Vergnügen bereitet, den Menschen dahingegen weniger. Wenn das gute Porzellan als Spielzeug dient und dann noch so schön scheppert, wenn es runterfällt und in Stücke geht, die Couchlehne unbedingt jedes Mal ausreichend mit Urin markiert werden muss, die Ratte über den Küchentisch und durch die offene Butter rennt – dann bleibt Ihnen nichts, als es mit Fassung zu ertragen, denn so etwas passiert eben schon mal. Achten Sie immer gut darauf, dass die Tiere bei ihrem Freilauf keinen unnötigen Gefahren ausgesetzt werden, denn Stromkabel, Haushalts-Chemikalien, giftige Zimmerpflanzen oder die Katze – viele Spiele können tödlich enden.

Ratten haben leider keine hohe Lebenserwartung, die häufigste Todesursache ist Krebs. Oft entstehen ganz plötzlich Tumore, die sehr schnell wachsen. „Normalen“ Krankheiten wie Erkältungen, Befall mit Parasiten oder Fettleibigkeit kann man durch gute Haltung und gesunde Ernährung vorbeugen. Viele Tiere leiden leider heute an chronischem Schnupfen.
Es gibt nichts schlimmeres, als eine Ratte die nicht zahm ist bzw. nicht zahm wird. Wenn das Tier jedes Mal, wenn man es anfassen möchte, einen panischen Rückzug antritt oder vor lauter Angst beißt, haben beide Parteien nicht viel Spaß miteinander. Mit viel Geduld, Liebe und Leckerchen und langsamen Gewöhnen an das Anfassen werden Ratten normalerweise sehr zahm und zutraulich und lassen fast alles mit sich machen (Bäuchlein kraulen, auf der Schulter herumgetragen werden etc.). Manchmal jedoch, vor allem wenn es dem Halter an Geduld mangelt, funktioniert es einfach nicht.

Im Gegensatz zu vielen anderen Nagern sind Ratten (zahme!) durchaus von menschlichen Streicheleinheiten zu begeistern. Dabei gehen sie sogar so weit, liebend gerne im Hosenbein oder Pulliärmel ihrer Halter zu verschwinden und sich dort wohlig zusammen zu kuscheln. Es kann aber auch sein, dass sie schlichtweg auf der Suche nach einem ruhigen, warmen und dunklen Schlafplätzchen waren.

Lassen Sie sich in Ihrer Rattenliebe nicht beirren, wenn Ihnen zum hundertsten Mal gesagt wird: „Ratten sind eklig“ – Hauptsache Sie wissen, dass es nicht so ist.

Stand: 09/2019 | Text: © Animal Rights Watch e.V. | Bilder: © Animal Rights Watch e.V. und Pixabay

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