Seidenraupen

Für Seide werden Raupen lebendig gekocht

Seide ist ein Tierprodukt, für das Seidenraupen im Kokon in heißem Wasser oder mit Wasserdampf vor dem Schlüpfen getötet werden. So wird verhindert, dass die Kokons von den Raupen zerrissen werden und die Seidenfäden erhalten bleiben.

Was ist Seide?

Seide ist eine tierliche Faser die aus den Kokons der Seidenraupe, der Larve des Seidenspinners, gewonnen wird. Die proteinreiche Faser wird in kleinen Drüsen im Maul des Seidenspinners produziert. Aus den Fasern bildet die Raupe einen schützenden Kokon um ihren Körper. Anschließend verpuppt sie sich und verwandelt sich in einen Schmetterling. Für die Herstellung von Seide werden heutzutage auf Hochleistung gezüchtete Maulbeerspinner verwendet, die sich hauptsächlich von Maulbeerblättern ernährt. Neben dem Maulbeerspinner kommen noch andere Schmetterlingsarten wie der japanische Eichenseidenspinner zum Einsatz, deren Kokons jedoch nur einen kleinen Teil der weltweit gehandelten Seide ausmachen.

Wie wird Seide hergestellt?

Wie alle Schmetterlinge würde der Seidenspinner eine Verwandlung vom Ei, über die Raupe zur Puppe durchlaufen, aus der schließlich der Nachtfalter schlüpft. Für eine gute Seidenqualität müssen die Kokons unbeschädigt geerntet werden. Da der Seidenspinner beim Schlüpfen den endlosen Seidenfaden durchbeißen würde, wird er noch in der Puppe getötet. Dafür werden die Kokons mit den darin lebenden Puppen in kochendes Wasser geworfen oder über heißen Wasserdampf gehalten. Dieses Verfahren kommt im übrigen auch bei der Herstellung von Bio-Seide zur Anwendung; Die »Bio«-Bezeichnung bezieht sich lediglich auf den Anbau der Bäume, an denen die Raupen gezüchtet werden.

Lediglich wenige, zur Nachzucht benötigte, Tiere dürfen aus ihren Kokons schlüpfen, um sich zu paaren und neue Eier zu legen. Überflüssige Eier werden zerstört oder eingefroren.

Die weltweite Seidenindustrie

Die Seidenraupen werden hauptsächlich in den asiatischen Ländern China, Kambodscha, Vietnam, Japan und Indien gezüchtet. Der Großteil der Seide kommt heutzutage aus China, Indien und Usbekistan. Nachdem die Seidenspinner getötet wurden, werden die Seidenfäden maschinell oder von Hand zu einem Garn aufgerollt, gereinigt und von den natürlichen Kleberesten der Seidenspinner befreit. Danach wird die Seide gefärbt, bearbeitet und unter anderem als Bekleidung weltweit verkauft. Da für ein Gramm Seide etwa 15 Tiere getötet werden, bedeutet dies bei einer weltweiten Produktion von 165.000 Tonnen Seide (Stand 2016) den Tod von mehreren Billionen Raupen jährlich.

Können Seidenspinner Schmerzen empfinden?

Bislang ist die Leidensfähigkeit von wirbellosen Tieren wie Insekten noch schlecht erforscht und es ist noch nicht endgültig geklärt, ob und wie Raupen und Schmetterlinge Schmerz empfinden. Dass Insekten eine individuelle Persönlichkeit, ein Bewusstsein ihrer selbst sowie Eigenschaften wie Lernfähigkeit und großes Erinnerungsvermögen besitzen, deutet jedoch darauf hin, dass auch Insekten physisches und psychisches Leid kennen. Beim Überbrühen der Seidenspinner-Kokons kann man beobachten, wie die Tiere in ihren Kokons wild umherkriechen und versuchen, dem Tod zu entkommen. Da wir Leidensfähigkeit und Schmerzempfinden bei Insekten nicht ausschließen können, sollten wir auch den Seidenspinner vor Leid und Schmerz zu schützen. Auch Hummer wurde lange Zeit das Schmerzempfinden abgesprochen. Heute wissen wir, dass Hummer es sehr wohl spüren, wenn sie in kochendes Wasser geworfen werden.

Alternativen zu Seide

Als Alternative zu Seide sind eine Reihe pflanzlicher und synthetischer Stoffe verfügbar. Mikrofasern wie Nylon oder Polyester imitieren gut den Glanz von Seide. Aber auch pflanzliche Fasern wie Pima-Baumwolle, Kapok, Agavenfaserrn und Sojaseide oder umweltschonende Lyocellfasern wie Tencel oder Modal sind gute Alternativen. Im Gegensatz zu tierischen Fasern locken diese Materialien auch keine Kleidermotten und Teppichkäfer an, die sich von den Eiweißfasern der Seide ernähren und die Textilien durchlöchern. Mit biotechnologischen Verfahren, bei denen das Seidenprotein von Hefezellen oder Bakterien hergestellt wird, kann Seide hergestellt werden, die nicht nur für Kleidung, sondern auch für medizinische Zwecke und viele andere Bereiche eingesetzt werden kann. Die Verfahren sind komplett tierfrei.

Stand: 12/2019 | Text: © Animal Rights Watch e.V. | Bilder: © Pixabay

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