lecker vegan essen
Wie vegan?

Vegan leben – wie es gelingt und ein Gewinn für alle wird (mit Bildern der Vegan Street Days).

10 Tipps für eine vegane Lebensweise

Immer mehr Menschen gegen tierische Produkte und für eine vegane Lebensweise: der Gesundheit der Tiere, ihrer eigenen Gesundheit und der Gesundheit der Erde zuliebe. Wie einfach diese Entscheidung umgesetzt werden kann, zeigen unsere Praxistipps.

Vegan leben erscheint auf den ersten Blick „zu schwierig“? Fleisch oder Käse schmecken zu gut, um darauf zu verzichten? Wir sind damit aufgewachsen. Wir möchten beim Grillen mit Freund*innen nicht unangenehm auffallen …

Versetzen wir uns bei jedem Bissen in die Lage des Tieres, das für diese Scheibe Käse sein Kind oder für das Steak sein Leben verloren hat. Dann fällt die Entscheidung für eine vegane Lebensweise gleich viel leichter. Das Spannendste: Ist das vegane Leben einmal in unserem Selbstbild verankert, wollen wir gar nicht mehr zurück.

Alles macht mehr Spaß, wenn man es teilt, und vegan leben wird viel einfacher, wenn man mit der eigenen Überzeugung nicht allein ist. Die meisten Menschen, die „rückfällig“ werden, geben Druck aus dem sozialen Umfeld als Grund an. Nicht jede*r hat das Glück, dass Freund*innen oder Familie mitziehen. Erweitere dein Umfeld mit anderen vegan lebenden Menschen. Gruppen in sozialen Netzwerken, Foren, Stammtische, Feste und das Engagement in Tierrechtsgruppen bieten diese Gelegenheit.

Die Angst, „nichts mehr essen zu können“, wenn man sich für eine vegane Lebensweise entscheidet, ist unbegründet. Denn Bekanntes kann leicht ersetzt werden: Hartweizennudeln statt Eiernudeln, Falafel statt Döner, Hafer- oder Reisdrink statt Kuhmilch, Binden beim Backen mit Apfelmus oder Kartoffelstärke statt Ei, Lupinenfilets statt Fischfilets, Sojaeis statt Milcheis, pflanzlicher Brotaufstrich statt Käse und Wurst…

Im Gegenteil: Neue Lebensmittel wie Amaranth, Seitan, Buchweizen, Hirse, und Co. entdecken viele Menschen erst als Veganer*innen. Im Internet finden sich schließlich Anbieter für vegane Schuhe, vegane Taschen und fast alles andere.

Mehr als eine Million Veganer*innen lebt in Deutschland. Sie haben neue Rezeptideen und neue Materialien entwickelt oder Produktanfragen bezüglich versteckter Zutaten an Hersteller*innen gestellt. Dieses Wissen steht zur Verfügung: Über Apps können Produkte überprüft werden oder Erfahrungsberichte zu Restaurants eingesehen werden. Rezeptdatenbanken enthalten Tausende Anregungen für die Küche. Kosmetikblogs zeigen, welche Firmen tierversuchsfrei arbeiten oder wie sich etwas selber machen lässt. In Vegan-Foren sind Antworten gesammelt, welche Säfte oder Weine ohne Gelatine und Fischblasen geklärt wurden. Das Internet und die vegane Community haben das vegane Leben viel einfacher gemacht.

Im Supermarkt legt man schnell ein Produkt in den Einkaufswagen, ohne so genau zu wissen, was es eigentlich enthält. Wer sich mit Veganismus auseinandersetzt, lernt diese Produkte oft besser kennen. Der kritische Blick auf die Zutatenliste, anfangs vielleicht als nervig empfunden, bringt viele neue Erkenntnisse. In der Auseinandersetzung lernt man zudem mehr über die Firmen dahinter: Welche Produkte stammen von Großkonzernen, die Tierversuche durchführen oder Menschenrechte mit Füßen treten – welche Fleisch-Ersatzprodukte werden von rein veganen Herstellern aus ethischen Motiven produziert und welche stammen von Fleischkonzernen, die so auf zusätzlichen Profit setzen?

Jede*r vegane Mensch ist eine*r von Millionen. Aber schon jede*r Einzelne macht einen Unterschied – besonders dann, wenn wir im Restaurant oder im Geschäft nach veganen Angeboten fragen. Wenn dadurch zusätzliche Produkte ins Sortiment genommen werden, können andere diese veganen Optionen auszuprobieren. Aber auch Unternehmen, Politik und Medien können in veganen Ansätzen bestärkt oder darauf gestoßen bzw. für das Festhalten an Tierprodukten kritisiert werden. Nicht jeder Leserbrief, nicht jede Protestmail und nicht jedes gutgemeinte Schreiben verändern die Welt, aber alle tragen zur gesellschaftlichen Debatte bei.

Veganismus wird von kritischen Stimmen gern als Religion missverstanden. Aber wenn es dabei um Glauben geht, dann um den Glauben an sich selbst: Finde den Mut, deine eigenen moralischen Werte über gesellschaftliche Normen zu stellen und glaube daran, dass du einen Unterschied machst. Erst lachen sie über dich, dann bekämpfen sie dich und dann gewinnst du. Die Politik hat verstärkt Verbote durchgesetzt, dass vegane Produkte nicht wie das „Original“ heißen dürfen, und Menschen, die Recherchen in der Tierindustrie durchführen, sollen zunehmend kriminalisiert werden. Stufe zwei ist also längst erreicht. Die vegane Bewegung macht einen Unterschied und wächst stetig. Gemeinsam machen wir echte Veränderung möglich.

Wer sich einmal mit dem Leid der Tiere befasst, stößt schnell auf weitere Themen: Regenwaldzerstörung für Palmöl, Großkonzerne, die Wasser rauben, erbärmliche Arbeitsbedingungen für Billigkleidung, Ozeanverschmutzung durch Plastikmüll … Produkte tierlichen Ursprungs abzulehnen ist ein starker und wichtiger Schritt, aber keiner, mit dem wir uns auf ein Podest stellen sollten. Begreifen wir vegan als andauernden Prozess und reflektieren weiterhin das eigene Verhalten, um Leid zu reduzieren! Statt uns zum Beispiel von Konzernen neue exotische Superfoods mit schlechtem ökologischen Fußabdruck verkaufen zu lassen, lohnt sich ein Blick auf regionale, verpackungsfreie, Bio- und Second-Hand-Optionen. Vegan ist nicht das Ziel. Es ist der Anfang.

Hartmut Kiewert

In vielen Details ist es noch schwer, ganz und gar die Tiernutzung im Produktionsprozess zu vermeiden. Aber wer soll das ändern, wenn nicht wir? Wir müssen darauf hinwirken, dass vegan nicht nur als eine Ernährungsfrage verstanden wird, sondern in allen Bereichen des Lebens und der Produktion vegane Optionen als Standard etabliert werden. Es darf nicht sein, dass langfristig noch Bücher über vegane Rezepte mit Leim aus Knochen hergestellt werden und Gemüse wie selbstverständlich mit Tierdung angebaut wird. Dass Letzteres anders geht, beweist der biovegane Landbau – heute noch eine Randerscheinung, die aber bereits jetzt unterstützt werden kann. Warten wir nicht darauf, dass sich die Gesellschaft ändert – ändern wir die Gesellschaft!

Eine vegane Lebensweise ist die praktische Umsetzung der moralischen Überzeugung, dass wir als Menschen Tieren Rechte zugestehen und unsere Umwelt schützen müssen. Diese Überzeugungen finden im veganen Leben Ausdruck, werden aber nicht durch das vegane Leben allein Wirklichkeit. Wenn wir wirklich Veränderung in der Welt sehen wollen, müssen wir dafür eintreten. Den Tieren, die keine Chance haben, ihre eigenen Rechte einzufordern, werden wir nicht gerecht, indem wir „still und heimlich“ vegan leben, sondern noch am ehesten, indem wir in ihrem Sinne demonstrieren. Werde aktiv für Tierrechte.

Text: © Animal Rights Watch e.V. | Bilder: © Animal Rights Watch e.V.

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