Stille Post – So entstehen „Fakten”

Immer häufiger wird in Agrarbranchenblättern nicht nur tendenziös sondern diffamierend über Tierrechtsorganisationen berichtet, die Recherche-Videos aus Tierfabriken veröffentlichen. Einer verleumderischen Falschdarstellung, die am 11. September 2017 bei topagrar online erschien, sind wir bis zur Quelle nachgegangen.

12. September 2017

„Die ARD (habe sich) nicht bei einem betroffenen Landwirt entschuldigt, obwohl gerichtlich festgestellt worden sei, dass für Aufnahmen bei einem Stalleinbruch tote und kranke Tiere extra verteilt worden seien.“ So wurde Norbert Schindler (Präsident der Landwirtschaftskammer Rheinland-Pfalz) in dem Artikel “Tierschützer haben in den Medien die bessere Lobby” zitiert.

Sehr verwundert fragten wir beim Agrarpressedienst Agra-Europe (von dem der Artikel ursprünglich stammt) nach, welcher Landwirt denn da betroffen gewesen wäre. Uns wurde mitgeteilt: „Wie Sie wahrscheinlich schon vermutet haben, handelt es sich bei dem von Hr. Schindler nicht genannten Betrieb um den von Hr. Johannes Röring.”

Röring behauptet, Aktivist*innen hätten ein totes Schwein in seinem Stall platziert

Zur Erinnerung: Aus der Familien-Schweinemast von Johannes Röring und seinem Sohn Christian hatte ARIWA im September 2016 Videomaterial veröffentlicht. Die Videoaufnahmen zeigten “Kannibalismus”, also das gegenseitige Anbeißen der Schweine. Ein totes Schwein wurde mindestens 2 Tage lang nicht aus der Mastbucht geräumt und von den anderen Tieren gefressen. Die Tiere litten aufgrund der hohen Ammoniakwerte in der Luft an Dauerhusten und stark entzündeten Augen. Das Videomaterial war u.a. in der ARD Sendung Panorama zu sehen. Herr Röring ging darauf in die Offensive und behauptete, das Recherche-Team hätte ein totes Schwein in seinem Stall platziert. Dem NDR wurde gerichtlich untersagt, das Videomaterial weiter zu verbreiten. Jedoch wurde niemals gerichtlich festgestellt, dass „bei einem Stalleinbruch tote und kranke Tiere extra verteilt worden seien.” Wir vertrauen den Filmteams absolut und wissen mit Sicherheit, dass die Aufnahmen nicht manipuliert sind.

Eine neue Version der Geschichte macht die Runde

Auf unsere Frage an Herrn Schindler, wo er denn diese Informationen her hätte, ließ dieser uns mitteilen, er kenne Johannes Röring persönlich und habe seine Informationen direkt von ihm in einem persönlichen Gespräch bekommen. Herr Röring bleibt uns auf unsere Frage, ob er inzwischen sogar behauptet, ein Gericht hätte bestätigt, Tierrechts-Filmsteams würden tote und kranke Schweine bei ihm verteilen, bis heute eine Antwort schuldig.

Topagrar online hat übrigens die betreffende Passage entfernt, nachdem wir den Sachverhalt richtig gestellt haben. Agra Europe hat heute eine Richtigstellung veröffentlicht: „Die von Schindler getätigte Aussage, die sich auf von der ARD in der NDR-Sendung „Panorama” im September 2016 gezeigtes Videomaterial von Animal Rights Watch bezog, ist insofern falsch, als keine solche gerichtliche Feststellung vorliegt. Das Gericht hatte lediglich zu einem Bild mit Kadaver festgestellt, dass es nicht mit der hinreichenden Gewissheit erkennen könne, dass das gezeigte tote Schwein einen rechtswidrigen Zustand belege.”

Dem Landwirtschaftsverlag (der auch für topagrar verantwortlich ist) wurde im Übrigen erst vor wenigen Tagen gerichtlich untersagt, zu behaupten, das Deutsche Tierschutzbüro würde manipuliertes Material verbreiten.

Stand: 09/2017 | Text: Animal Rights Watch e.V. | Bilder: Animal Rights Watch e.V.

aktiv fuer tierrechte