Falke
Falknerei

Greifvögel sind faszinierende Tiere. Gefangenschaft bedeutet für sie immer physischen und psychischen Stress.

Die Falknerei und die Jagd mit Tieren

Schon vor über 3.000 Jahren in Asien praktiziert, gilt die Jagd mit Greifvögeln, die Beizjagd, als älteste Jagdform der Welt. Wahrscheinlich wurde sie von Kreuzrittern nach Europa gebracht. Hier galt die Jagd mit Vögeln als ein Privileg des Adels. Sich mit „fremden Federn schmücken“ können die Falkner auch heute noch gut. Stolz darauf, die Könige der Lüfte gebändigt zu haben, präsentieren sie die Vögel angekettet und entwürdigt.

Die Jagd … und die Lust am Töten

Um heute Falkner*in zu werden, muss man zunächst den Jagdschein und dann den Falknerjagdschein erwerben. Des Weiteren braucht man einen Legalitätsnachweis für den Vogel und je nach Bundesland eine Genehmigung für die Unterbringung des Vogels. Offiziell stammen Beizvögel heute mit Ausnahme des Habichts (eine Naturentnahme ist mit behördlicher Genehmigung möglich) aus der Zucht.

Um Greifvögel für die Jagd oder für Vorführungen einsetzen zu können, müssen sie wie die Falkner*innen es nennen, abgetragen werden. Hierbei muss sich der Vogel dem Menschen unterwerfen, manche sagen auch, der Wille des Tieres wird gebrochen. Verschiedene Methoden werden dazu im Internet beschrieben. Z.B. wird der scheue Vogel auf ein Reck gesetzt und mit einer Schnur, die an seinen Füßen befestigt ist, immer wieder auf die Faust des Falkners gezogen. Es ist egal wie sehr sich der Vogel wehrt, der Falkner zwingt ihn auf seine Faust. Nur dort bekommt der Vogel Futter. Die Prozedur wird Tag für Tag über Wochen und Monate wiederholt, bis der Vogel keinen Widerstand mehr leistet, sondern „freiwillig“ auf der Faust des Falkners landet.

Daneben gibt es das so genannte Wachtragen. Hier wird der Vogel ohne Unterbrechung über mehrere Tage und Nächte von verschiedenen Menschen durch die Gegend getragen. Verunsichert durch die Nähe des Menschen und die zahlreichen Umweltreize bleibt der Vogel bis zur völligen Erschöpfung wach. Wenn er selbst auf einem Jahrmarkt keine Angst mehr zeigt, hat die Prozedur ein Ende. Diese Methode wurde uns von einem Falkner bei einer Greifvogelschau bestätigt. Den genauen Ablauf erläuterte er nicht, wohl aber dass der Vogel von verschiedenen Personen an verschiedenen Orten getragen wird.

Eine besonders grausame Methode ist die Wasserkammer. Hier handelt es sich um einen Raum, dessen Boden vollständig mit Wasser bedeckt ist. Im Wasser zu landen bedeutet für den Vogel den Tod. Vor dem Menschen hat er Angst. Verzweifelt versucht er sich in der Luft zu halten, doch ein Entkommen gibt es nicht. Will er überleben, so muss er auf der Faust des Falkners landen. Er hat gelernt, dass ihm keine andere Wahl bleibt, als auf die Faust der Falkner*in zurückzukehren.

Die Falkner*innen richten ihre Haltungsbedingungen nach den „Mindestanforderungen an die Haltung von Greifvögeln und Eulen von 1995“. Danach hat eine Voliere für einen Turmfalken eine Fläche von 5 qm, die Breite und Höhe betragen je 2 m, für einen Steinadler eine Fläche von 24 qm, Breite und Höhe betragen je 3 m.

Die Leitlinien für eine tierschutzgerechte Haltung von Wild in Gehegen, die u.a. auch die Haltung von Greifvögeln regelt, findet hier ausdrücklich keine Anwendung. Hier hätte ein Turmfalke immerhin eine Grundfläche von 20 qm und 3 m Höhe, ein Steinadler eine Grundfläche von 80 qm und eine Höhe von 4 m zur Verfügung. Die ohnehin schon geringen Leitlinien für die Haltung von Greifvögel werden also noch unterschritten und die Tiere werden zu einem Leben in Minikäfigen gezwungen.

Typisch für die falknerische Haltung ist das Geschüh, an den Füßen festgebundene Lederriemen. Sie dienen dazu den Vogel am Ort zu halten. Daran schließt sich die Langfessel (Länge 120 cm) an. Hiermit werden die Vögel in Anbindehaltung auf einem Block oder Sprenkel festgebunden. Jeder Flugversuch verkommt zu einem unbeholfenen Flattern und endet oft mit einem Sturz. Zusätzlich sind an dem Geschüh Glöckchen befestigt die bei jeder Bewegung klingeln. Eine Tortour für die stressempfindlichen Vögel. Bewegungsmangel prägt das Leben der Vögel. Die kurze Zeit des Freiflugs kann dies auch nicht ansatzweise ausgleichen.

Bei der Haltung in der Voliere kommt es vor, dass die Tiere, die keine Möglichkeit zum Ausweichen haben, den Beutefangreiz eines anderen Vogels auslösen. Meistens sind es die kleineren Männchen, die von den Weibchen angegriffen und getötet werden. Die Züchter*innen beschneiden deshalb die Flügel der weiblichen Tiere, um ihnen das Fliegen zu erschweren. Was mag das für ein Gefühl für die Vögel sein, wenn sie als Herrscher der Lüfte nicht mehr richtig fliegen können? In freier Wildbahn jagt ein Greifvogel nur dann, wenn er Hunger hat. Er erlegt schließlich seine Beute, um zu überleben. Wenn ein Falkner einen Greifvogel zur Jagd einsetzen will, darf dieser nicht satt sein. Hier ist Geschick erforderlich, um den Vogel genau in dem Maße hungern zu lassen, dass er hungrig genug für die Jagd, aber nicht zu schwach dafür ist. In Gesprächen mit Falknern wird häufig bestritten dass sie die Tiere hungern lassen. Zugegeben wird, dass die Vögel nicht satt sind und eine Weile nichts zu essen bekommen haben. Nur das Wort „hungern“ möchte in diesem Zusammenhang keine*r der Falkner*innen hören.

In Deutschland sind alle Greifvogelarten immer noch „jagdbares Wild“, sie dürfen jedoch aufgrund übergeordneter nationaler und internationaler Rechtsvorschriften nicht mehr verfolgt werden. Trotzdem werden sie von manchen Jäger*innen als angebliche Niederwildschädlinge bezeichnet. Unterstützung erhalten sie hierbei von den Brieftaubenzüchtern, deren Hobby selbst wahrscheinlich mehr Tauben das Leben kostet, als die Angriffe durch Greifvögel. Fallen, Giftköder und getötete Greifvögel werden nach wie vor oft gefunden.

Außerdem entdecken deutsche Artenschutzbehörden bei Falkner*innen und in Greifvogelschauen immer wieder illegal aus der Natur geraubte Greifvögel. Mehrere Tausend Euro bringt jeder Vogel auf dem Schwarzmarkt. Ein Geschäft das sich lohnt, denn die Gewinne sind so hoch wie beim Drogenhandel während die Strafen ähnlich sind wie beim Falschparken. So sollen selbst ausgewachsene Vögel gehandelt werden. In kleine Röhren gezwängt, die Augen zugenäht, werden sie durch den Zoll geschmuggelt. Kaum vorstellbar welche Qualen die wilden Greifvögel hierbei erleiden.

Nach Angaben des Komitees gegen den Vogelmord e.V. Bonn werden in Deutschland rund 80.000 Adler, Falken, Habichte und Eulen in Tierparks, Burgfalknereien und bei den ca. 1.500 privaten Falkner*innen gehalten. Die Vögel verbringen ihr Leben angekettet als Statussymbol ihrer Besitzer oder als Attraktion in Greifvogelschauen. Andere Länder hingegen schränken die Haltung von Greifvögeln ein, so ist in Griechenland und Dänemark die Beizjagd verboten.

Greifvögel sind faszinierende Tiere. Ihr Anblick beim Flug vermittelt ein Gefühl von Freiheit. Doch egal wie groß eine Voliere auch ist, eine Haltung von Greifvögeln in Gefangenschaft kann niemals artgerecht sein. Auch wenn diese Vögel über „Freiflug“ (zur Jagd oder Vorführung) verfügen, so bleibt es ein Leben in Gefangenschaft, dessen Regeln vom Menschen bestimmt sind. Für die Tiere bedeutet es immer physischen und psychischen Stress. Besuchen Sie daher keine Burg- oder Schaufalknereien. Klären Sie andere über das Leiden der Greifvögel in Gefangenschaft auf. Auch andere Tiere werden von Jäger*innen gehalten, um mit ihnen Wild zu erbeuten.

Aufgabe des Frettchens ist es, Kaninchen aus ihrem Bau zu treiben, damit die Jäger*innen sie erlegen können (auch ein Fangen mit Netzen oder Körben ist möglich). Dafür wird ihm meist ein Maulkorb übergestreift, damit es das Kaninchen nicht selbst erlegt, es frisst und sich im Bau schlafen legt. Schließlich erwartet der Jäger das Tier am Ausgang des Baus. Denselben Zweck erfüllen auch Ketten mit Glöckchen, die um den Hals gelegt werden. Die Jagd mit Frettchen wird als „Frettieren“ bezeichnet und wird auch in Kombination mit der Beizjagd eingesetzt.

Vielen Jäger*innen gilt der Hund als unentbehrlicher Helfer bei der Suche nach angeschossenem Wild, getreu ihrem Motto „Jagd ohne Hund ist Schund“. In zahlreichen Bundesländern ist zur Erlangung einer Jagdpacht sogar ein Jagdhund vorgeschrieben. Die Jagdhunde unterteilt man in verschiedene Gruppen:

Stöberhunde – z.B. Spaniel, Deutscher Wachtelhund: Bei der Treibjagd wird Wild durch Treiber und Hunde hochflüchtig gemacht. Bei so genannten Beunruhigungsjagden wie der Stöberjagd oder der Drückjagd wird das Wild durch Hunde und evtl. Treiber „bewegt“, d.h. man bringt es dazu seine Aufenthaltsorte und Deckung zu verlassen (sich zu drücken).

Vorstehhunde – z.B. Deutsch Kurzhaar, Weimaraner, Deutsch Langhaar, Münsterländer, Griffon, Deutsch Drahthaar, Pudelpointer, Pointer, Setter, Bretone, Viszla: Sie durchsuchen Wiesen und Felder nach Wild und stehen nach erfolgreicher Suche vor, so dass die Jäger*innen schießen können.

Apportierhunde – z.B. Labrador, Retriever, Golden Retriever: Sie nehmen erlegtes Wild auf und bringen es zur Jäger*in.

Schweißhunde – z.B. Hannoverscher Schweißhund oder Bayerischer Gebirgsschweißhund: Nachsuche auf verletztes, blutendes Wild (in der Jägersprache wird Blut „Schweiß“ genannt).

Bauhunde, Erdhunde – z.B. Kurzhaardackel, Rauhardackel: Sie schlüpfen in den Bau und zeigen durch Verbellen, dass sie Wild gefunden haben. In den Revieren werden dazu zunehmend künstliche Bauten angelegt.

Nicht alle Jäger*innen lieben ihre Hunde so, wie sie vorgeben. Viele sehen in ihnen nur ein Jagdinstrument. Die jagdliche Ausbildung der Hunde beginnt im Welpenalter und ist mit ca. zwei Jahren abgeschlossen. Hierbei werden, obwohl als tierschutzwidrig eingestuft, immer noch Teletaktgeräte eingesetzt. Seit 2006 sind Teletaktgeräte, die erhebliche Leiden oder Schmerzen verursachen können, verboten. Die Anwendung dieser Geräte ist darauf aufgebaut den Hund durch Schmerzen von einer Instinkthandlung abzuhalten. Je nach Empfindlichkeit des Hundes und Gegebenheiten der Umwelt, Ablenkung, Nässe des Fells oder Erregungszustand ist der Schmerz mehr oder weniger stark. Unerhebliche Schmerzen würden wohl kaum eine Wirkung auf den ungehorsamen Hund haben. Aus Untersuchungen weiß man, dass selbst harmlos erscheinende Stromstöße zu Gewebeveränderungen in der Muskulatur und im Gehirn führen können, wie etwa kleinen Blutungen bis zur Gewebezerstörung. Durch das Tragen des Halsbandes kommt es häufig zu mechanischen Läsionen der Haut im Nackenbereich. Stromstöße erzeugen Wärme, die bis zu Verbrennungen führen kann.

Der Bauhund wird bereits im Welpenalter an die Röhrensysteme (Schliefanlage), die Tierbauten nachbilden sollen, gewöhnt. Später folgen Übungen in Bauanlagen die oft mit einem zahmen Fuchs besetzt sind. Für die Entenjagd werden Jagdhunde unter Ausschluss der Öffentlichkeit an lebenden Enten ausgebildet. Dabei lernt der Hund Schüsse, die aus nächster Nähe abgegeben werden, zu ignorieren, die verletzte oder flugunfähige Ente aufzustöbern, sie zu hetzen und zu apportieren. Dafür wird die Ente „geflügelt“, d.h. ihr werden Papiermanschetten über die Schwungfedern gestülpt oder einige Schwungfedern ausgerissen. Anschließend wird sie ins Wasser geworfen, wo der Hund sie aufstöbern kann. Die Ente überlebt dies in der Regel nicht, sie stirbt entweder an den erlittenen Verletzungen, an einem Schock, ertrinkt oder wird vom Jäger erschossen damit der Hund sie apportieren kann. Manchmal wird die Ente aber auch erst nach dem Apport an einem Baum totgeschlagen.

Im Buch von A. Gerold, Hund und Jäger, ist dazu nachzulesen:

„Gut ist es für den Anfang, wenn man sich eine lebende Wildente beschaffen kann. Man stutzt ihr die Schwingen, damit sie nicht fortzustreichen vermag und beauftragt einen Gehilfen, die Ente an einer bezeichneten Stelle am schilfichten Ufer freizulassen. Wenig später bringt man den Hund auf das Geläufe der Ente und schickt ihn suchen. Fällt der Hund das Geläufe an und folgt der Ente in den Pflanzenwuchs, wo sie sich gedrückt haben wird, so vergehen nur wenige Minuten und die Ente wird vor dem herannahenden Verfolger wegtauchen. Um den Hund nicht zu übermüden, wird man nach etlichen Tauchübungen der Ente einen Augenblick, in welchem sie auftaucht und man sie sichtet, benutzen, um sie zu schießen; aber selbstverständlich nicht dicht vor dem Hunde und auch nicht in der Richtung auf diesen. Nach dem Schluss befiehlt man ruhig „Such verloren, bring!”, und man wird sich freuen, wenn der Hund die Ente, die nun mit den Latschen nach oben schwimmt, brav bringt.“

In diesem Buch ist die Ausbildung des Jagdhundes am lebenden Fuchs ebenfalls beschrieben:

„Wer sich Jungfüchse fangen oder beschaffen kann, hat damit eine gute Gelegenheit, den Hund einzuarbeiten, bevor er ihn einem erwachsenen Fuchs gegenüberstellt, mit dem der Hund vorzeitig üble Erfahrungen machen könnte. Kann man einen kleinen Kunstbau einrichten, wie sie in den Jagdlehrbüchern beschrieben sind, allenfalls einen solchen mit einem Schiebegitter, so lässt man den Dachs- oder Foxhund seine ersten Schlief- und „Sprengversuche” auf einen Jungfuchs ausführen, mit dem man den Kunstbau besetzt hat. Sprengt der Hund den Fuchs heraus, so schießt man diesen, damit der Hund erfährt, wozu seine Leistung gut war, und auch darum, dass er sich am Fuchs sein Mütchen kühlen und ihn tüchtig zausen kann. Zwei oder drei solcher Übungen genügen meistens, um einem passionierten Hunde klar zu machen, was er bei einem Fuchsbau soll.“

Auch im Internet finden sich Beispiele für Schliefanlagen. Zahlreiche Hundevereine brüsten sich mit einer auf Vereinsgelände befindlichen Schliefanlage.

Bei der Prüfung im Schwarzwildgatter werden Hunde auf in einem Gatter gehaltenes Schwarzwild gehetzt. Hierbei will man sehen ob sie für die Schwarzwildjagd geeignet sind. Hier gibt es selbst in den Reihen der Jäger unterschiedliche Ansichten, ob das Schwarzwildgatter eingesetzt werden soll, da hier ein Hund auf ein Wirbeltier gehetzt wird (was verboten ist). Etwas unverständlich, da der Gesetzgeber den Einsatz von Schiefanlagen nicht verbietet und ein Fuchs ist schließlich auch ein Wirbeltier.

Trotz ihrer Ausbildung verletzen sich die Hunde bei der Erfüllung ihrer Aufgabe. Häufigste Verletzungen bei Jagdhunden sind Riss-, Stich-, Schuss-, und Bisswunden. Dieses Risiko wird von den Jägern in Kauf genommen, sind die Tiere für sie doch auch nur eine, wenn auch lebendige, Waffe. Es reicht scheinbar nicht, durch den Finger am Abzug über Leben und Tod zu entscheiden. Um sich die Jagd zu erleichtern werden die verschiedenen Tiere als Helfer des Jägers eingesetzt. Das Gefühl der Machtausübung scheint auch hier immer wieder stärker zu sein, als moralische Skrupel. Tiere auszubilden, um sie auf andere Tiere zu hetzten ist eine Grausamkeit mehr, die toleriert wird, weil sie der Jagd und damit deren angeblichen Nutzen für die Natur dient.

Stand: 08/2019 | Text: © Animal Rights Watch e.V. | Bilder: © Animal Rights Watch e.V. und Pixabay

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