Illegale Ferkeltötungen nur der Gipfel des alltäglichen Tierleids
Animal Rights Watch veröffentlichte am 14. Juli 2014 Undercover-Material aus 10 deutschen Schweinezuchten. Die Bilder beweisen, dass die illegale Tötung nicht rentabler Ferkel, indem sie auf Boden oder Buchtenwänden totgeschlagen werden, systematisch in deutschen Schweinezuchten erfolgt. Die Tierindustrie reduziert die Diskussion auf angebliche Einzelfälle.
20. Juli 2014, Sachsen, Sachsen-Anhalt, Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern
Keine Einzelfälle und schwarzen Schafe
Animal Rights Watch untersuchte die Zustände in 10 willkürlich ausgewählten Schweinezuchtbetrieben, in 8 dieser Betriebe wurde das Töten von Ferkeln durch brutales Schlagen auf Kanten und Betonböden filmisch dokumentiert. Verschiedene Bundesländer sahen sich bereits im Vorfeld aufgrund der Systematik der illegalen Tötungen genötigt, Erlasse herauszugeben. Die Bundestierärtzekammer sprach in ihrer Stellungnahme vom 15. Juli von einem „Systemfehler“. Sie hatte sich bereits 2011 gegen die Produktion überzähliger Ferkel ausgesprochen und die Ferkeltötungen als „großes tierschutzrelevantes Problem“ erkannt. Der deutsche Bauernverband und die Interessengemeinschaft der Schweinehalter (ISN) spielen den Sachverhalt hingegen auf angebliche Einzelfälle herunter. Das ist geradezu albern. Wer bei dieser Faktenlage immer noch von Einzelfällen spricht, will vorsätzlich täuschen und die Gesellschaft weiter für dumm verkaufen. (Dass die Tierindustrie Tierleid am laufenden Band produziert, zeigt auch die Webiste www.tierschutz-skandale.de)
Ein systematisches Problem
Animal Rights Watch hatte einen der betroffenen Betriebe, auch wegen anderer Verstöße, bereits vor etwa zwei Monaten exemplarisch angezeigt. Staatsanwaltschaften können zwar bezogen auf Einzelfälle die derzeitige Rechtslage klären, sie sind aber nicht dazu da, moralische Fragen unserer Gesellschaft zu beantworten. Die Diskussion nun auf Anzeigen gegen die willkürlich ausgesuchten Betriebe einzugrenzen, lenkt von der Kernfrage ab, ob unsere Gesellschaft solche Bilder dulden will oder nicht. Das Problem der Ferkeltötungen ist ein systematisches und kein Einzelfallproblem. Die gesamte Praxis in der Schweinezucht ist heutzutage tierverachtend und unserer Gesellschaft unwürdig. ARIWA veröffentlicht regelmäßig Bildmaterial aus der Tierindustrie, das den Alltag zeigt – nicht einzelne, von der millionenschweren Agrarlobby für die Presse ausgewählte und vorbereitete Anlagen. So wird allen Menschen die Möglichkeit gegeben, sich über die alltäglichen Grausamkeiten in der Tierhaltung zu informieren, um dann entscheiden zu können, ob sie durch ihren Konsum dieses System weiter unterstützen oder auf eine tier-, menschen- und umweltfreundliche vegane Lebensweise umsteigen möchten.
Was bringen Tierschutzreformen?
Unsere aufgeklärte Gesellschaft braucht eine gesamtgesellschaftliche Lösung. Um die Ausbeutung sowohl der Tiere als auch der Arbeiter in der Tierindustrie zu beenden, muss der Konsum tierlicher Produkte ein Ende finden. Die letzten Jahrzehnte haben gezeigt, dass Tierschutzreformen Tierquälerei keineswegs verhindern oder lindern, sondern im Gegenteil wirkliche Veränderung verhindern. ARIWA fokussiert aus diesem Grund darauf, immer wieder einer breiten Öffentlichkeit zu zeigen, dass Tierhaltung in Deutschland – ob legal oder illegal betrieben – nicht den ethischen Ansprüchen der Menschen genügt. Aus gutem Grund findet Tierhaltung nur noch hinter undurchsichtigen Betonmauern statt. Nur, wenn keine Tiere mehr für menschliche Interessen genutzt werden, hat dieses unermessliche Leid ein Ende. Solange Tiere eine Ware sind, werden sie in großer Zahl ausgebeutet werden und leiden.
Unsere Arbeit kein Ersatz für untätige Behörden
Selbstverständlich unterstützt Animal Rights Watch auch die Behörden mit Informationen. Anmal Rights Watch sind aber kein Ersatz für lokale Veterinärbehörden, die ihrer Aufgabe nicht nachkommen. So hat ARIWA unter anderem auch das ungeschnittene, unverpixelte Videomaterial aus der Tierzucht Gut Losten GmbH & Co. KG in Mecklenburg-Vorpommern der Staatsanwaltschaft Schwerin als Beweismittel zugesandt. Diese hatte diesen Donnerstag das Ermittlungsverfahren gegen die Geschäftsführung wegen Verdacht auf Verstoß gegen das Tierschutzgesetz eingeleitet. Die Gesichter der Angestellten auf den Aufnahmen werden bei Veröffentlichungen unkenntlich gemacht; Behörden und Medienvertretern stellt Animal Rights Watch aber die Originale zur Verfügung, so dass die Betriebe eindeutig zu identifizieren sind. Die Aufnahmen aus Gut Losten stammen vom 30. Mai 2014 und entstanden in der südlichen Hälfte der Halle mit diesen Koordinaten: N 53.799838, O 11.462840 (Google Maps Link: https://goo.gl/maps/Q2cZh).
Die Reaktionen
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Stand: 07/2014 | Text: Animal Rights Watch e.V. | Bilder: Animal Rights Watch e.V.