Über Sinn und Unsinn der Schildkrötenhaltung kann man streiten. Vor einigen Jahrzehnten avancierte die Landschildkröte zum Heimtier schlechthin: zu Hunderttausenden wurden die Tiere in den Herkunftsländern eingefangen, unter verheerenden Bedingungen unter anderem auch nach Deutschland transportiert und für fünf Mark das Stück verkauft. Über ihre Bedürfnisse machte man sich keine Sorgen, die Tiere wurden in Kartons gehalten, im Garten angebunden (normal war, ihnen ein Loch in den Panzer zu bohren, wo dann ein Seil durchgezogen wurde!), dienten als billiges Kinderspielzeug, oft ließ man die Tiere frei im Garten laufen, und dann waren sie plötzlich weg. So manche Schildkröte fror im Winter ein und taute im Frühjahr dann auch nicht mehr auf. Dann gab es halt eine neue, kostete ja nicht viel.
Die Zeiten haben sich geändert. Von der Massenware zum vom Aussterben bedrohten Tier war es kein weiter Weg. Alle Landschildkröten stehen mittlerweile unter Artenschutz und dürfen somit nicht mehr unkontrolliert aus der Natur entnommen werden (Ausnahmen gibt es leider immer noch, sei es staatlich abgesegnet oder auch nicht). Doch der Handel mit ihnen boomt, je seltener die Tiere sind, desto begehrter sind sie. Immer noch werden Tiere illegal eingeführt und verkauft, obwohl sie nicht verkauft (auch wer solche kauft, macht sich strafbar!) werden dürfen. Gehandelt werden dürfen ausschließlich Landschildkröten mit gültigen Papieren (Cites, Herkunftsnachweis). Die Tiere müssen alle bei der zuständigen Landschaftsbehörde gemeldet werden.
All dies hat dazu geführt, dass Landschildkröten heute ihren Preis haben: einige hundert Euro für ein Tier ist der normale Preis (für ganz seltene Arten natürlich viel mehr), und das ist gut so. Denn dann denkt man vielleicht eher darüber nach, ob man sich wirklich eine Schildkröte anschaffen will. Auch steigt mit dem Preis die Sorge um das Wohlergehen des Tieres, so dass es eigentlich gar nicht teuer genug sein kann.
Doch was alles braucht die Landschildkröte für ein (so weit es überhaupt geht) angenehmes Leben in Gefangenschaft? Denken Sie nicht, sie hätten so eine Art „lebenden Stein“ vor sich, der genauso robust und pflegeleicht ist wie ein richtiger Stein. Seien Sie sich bewusst, dass Ihre Schildkröte mehr rohes Ei als Stein ist, dann kann aus Ihrer Beziehung etwas werden.
Landschildkröten können in unseren Breiten ausschließlich in den Sommermonaten im Freien, d.h. in einem Freigehege gehalten werden. Dort sollten sie ein großzügiges, ganztägig sonniges und gut strukturiertes, fest eingezäuntes Gelände mit heizbarem Schutzhaus zur Verfügung haben. Im Frühjahr und Herbst, wo es viel zu kalt für eine Außenhaltung ist, sollten die Tiere im Haus ein großes beheiztes Terrarium haben, für das Sie in Ihrer Wohnung erst einmal Platz haben müssen, denn auch wenn sie nur eine Schildkröte haben, reicht ein Quadratmeter noch lange nicht aus. Ausgestattet sein muss ein Terrarium mit Bodenheizung, Wärmestrahlern und UV-Beleuchtung. Den Winter über halten die Europäischen Landschildkröten einen Winterschlaf, für den Sie zu Hause einen kalten und frostfreien Keller benötigen (konstant 5°C bis 8°C).
Eine einzeln gehaltene Schildkröte ist oft etwas träge, in einer Gruppe jedoch wird sie richtig temperamentvoll. Doch hier muss unbedingt auf eine harmonische Gruppenzusammensetzung geachtet werden (immer nur ein Männchen bei einigen Weibchen, da die andauernden Paarungsversuche der Herren die Damen arg strapazieren).