Sumpfschildkröte
Sumpfschildkröten

Wen einmal die Liebe zu den Schildkröten gepackt hat, ist ihnen für immer verfallen. Jedoch muss man wissen, dass für den Aufwand, den man betreiben muss, um sie richtig zu halten, relativ wenig von ihnen zurück kommt.

Tipps zur Tierhaltung: Sumpfschildkröten

Die bekannteste aller Sumpfschildkröten ist wohl die Rotwangenschmuckschildkröte, deren natürliches Verbreitungsgebiet in Mittelamerika liegt. Neben der „Rotwange“ sind heute viele andere Vertreter der Gattung der Schmuckschildkröten (allesamt ursprünglich aus Amerika) im Handel erhältlich und somit ist die Schmuckschildkröte (u.a. Gelbwangen- und Hieroglyphenschmuckschildkröte) die meist verkaufte und gehaltene Sumpfschildkröte. Daneben sind häufig erhältlich Höcker- und Zierschildkröten in verschiedenen Unterarten,

ebenfalls aus Amerika stammend. Die Rotwange darf mittlerweile aus dem Herkunftsland nicht mehr eingeführt werden, weil sie dadurch, dass sie in Deutschland so häufig ausgesetzt wurde (und wird!), eine Gefahr für heimische Reptilien und Amphibien darstellt. Doch ist dies leider auch keine Lösung des Problems: Nachzuchten sind weiterhin im Handel erhältlich, und außerdem werden natürlich auch alle andere Arten der Sumpfschildkröten oftmals von skrupellosen Tierhaltern, die ihrer Tiere überdrüssig geworden sind, in der freien Wildbahn „entsorgt“.

Bedürfnisse und Haltung

Sumpfschildkröten sind aquatile Reptilien („Wasserschildkröten“), die das Land zum Sonnenbaden und zur Eiablage aufsuchen. Werden sie bei ihrem Sonnenbad gestört, flüchten sie blitzschnell ins Wasser.
Über die genaue Lebenserwartung von Sumpfschildkröten gibt es wenige Angaben. Die eine wird 10 Jahre alt, die andere 50 Jahre, so dass wir von durchschnittlich 30 Jahren ausgehen können. Zum Wachstum der Tiere kann man sagen, dass sie nach 3 Jahren etwa ein Drittel, nach 6 Jahren zwei Drittel ihrer Endgröße erreicht haben und nach weiteren 3 Jahren mehr oder weniger ausgewachsen sind.
Schmuck-, Höcker- und Zierschildkröten sind Gemischtköstler, die sowohl tierische als auch pflanzliche Kost zu sich nehmen. Je nach Art, Alter und individuell verschieden überwiegt einer dieser Anteile. Das Nahrungsspektrum reicht von Mückenlarven über Krebstiere und Fische bis zu Aas auf der einen Seite, von Wasserpflanzen bis zu süßen Früchten auf der anderen Seite. Bei der Heimtierhaltung ist auf abwechslungsreiche Ernährung und auf ausreichende Kalk- und Vitaminzufuhr zu achten.
Wer kennt sie nicht, die putzigen fünfmarkstückgroßen Schildkrötchen, die sich in den Becken der Zoogeschäfte tummeln? Ihr urtümliches Aussehen und ihr tollpatschiges Benehmen machen sie zu unbestrittenen Sympathieträgern, die bei Kindern und Erwachsenen gleichermaßen beliebt sind. Man kann nicht anders, als diese hübschen Tierchen zu mögen, und außerdem kosten sie auch nicht viel mehr als ein Hamster. Und genau das ist ihr Verhängnis.

Was so nett und einfach aussieht, bringt die meisten Halter, die den Fehler gemacht haben, sich vor einer Anschaffung nicht umfassend zu informieren, schon nach kurzer Zeit an den Rand der Verzweiflung. Das erste Entsetzen kommt, wenn man bemerkt, dass die Tiere wachsen. Und zwar nicht nur ein bisschen (auch wenn der Händler das gesagt hat), sondern viel und schnell. Das ausgediente Fischaquarium, welches als Unterkunft für die Schildkröten so passend schien, wird irgendwie immer kleiner. Ein Blick in die Literatur bestätigt, dass die meisten Sumpfschildkröten (Rotwangen- und Gelbwangen, Höcker- und bis auf eine einzige Ausnahme auch die Zierschildkröten) eine Panzerlänge von 20 cm und mehr erreichen. Falls unglücklicher Weise z.B. eine Hieroglyphenschmuckschildkröte gekauft wurde: diese wird im schlimmsten Fall sogar ungefähr doppelt so groß, also 40 cm. „So etwas“ passt dann bestenfalls noch hochkant in das Becken und ist für den nicht so versierten Halter eine wirklich „böse Überraschung“, denn leider werden diese Tiere oft als „Gelbwangen“ verkauft, die „ungefähr Handtellergroß“ werden.

Währenddessen plagt sich der Halter mit schmutzigem Wasser, welches in der Wohnung einen permanenten Hauch von Hafenbecken verbreitet. Die Schildkröten zerreißen ihre Beute (Fische etc.) mit den Krallen der Vorderfüße, so dass immer reichlich davon nicht aufgefressen wird, sondern im Wasser verbleibt; da dieses dazu noch gut geheizt sein muss (etwa 25°C) und die Ausscheidungen der Tiere wirklich beachtlich sind, wird es rasch zur ekligen Brühe. Abhilfe schafft hier nur häufiger Wasserwechsel, bei dem natürlich auch jegliches Inventar des Beckens (Steine, Wurzeln, Zierkork usw.) geschrubbt werden muss.

Viele „Tierfreunde“ sehen sich nach diesen Erfahrungen nicht mehr in der Lage, ihre Schildkröte zu behalten – die Anschaffung eines großen Beckens ist ihnen zu teuer, der Wasserwechsel macht zu viel Arbeit, und außerdem sind Schildkröten ja relativ langweilig. So manche von ihnen landet dann im nächstbesten Tümpel und somit in fast immer tödlicher Freiheit. Eine „zu groß“ gewordene oder einfach lästige Sumpfschildkröte auf legalem Wege wieder loszuwerden, ist fast unmöglich: es gelingt einfach nicht, sie in „gute Hände“ zu verschenken, und auch der Händler nimmt sie natürlich nicht zurück.

Wenn Sie sich für die Anschaffung einer Sumpfschildkröte interessieren, ist das A und O einer glücklichen Beziehung eine vorherige eingehende Information über Arten und Haltungsansprüche, die sie der mittlerweile vielfältigen Literatur entnehmen können und müssen (für Anfänger empfehlenswerte Literatur: „Schildkröten“ von Hartmut Wilke, erschienen im Gräfe und Unzer- Verlag) oder im Internet finden können.

Falls Sie sich letztendlich für eine Haltung entscheiden, nehmen Sie Kontakt mit dem Tierheim oder Tierschutzverein in Ihrer Nähe auf, denn dort warten immer viele Sumpfschildkröten auf eine neue, dauerhafte und (soweit dies überhaupt möglich ist) artgerechte Bleibe!
Schildkröten sind nicht einmal halb so robust, wie sie aussehen. Fast alle Krankheiten sind durch die richtige Unterbringung, Pflege und Ernährung vermeidbar. Häufig auftretende Krankheiten sind Erkältungskrankheiten bis hin zur Lungenentzündung, Befall mit Parasiten (Pilze, Einzeller, Würmer), Mangelerscheinungen mit Folgekrankheiten durch falsche Ernährung, Vitamin- und Kalziummangel. Ebenso häufig sind Unfälle durch herunterfallen oder Hundebisse. Viele Tiere sterben, weil ihre Besitzer meinten, sie könnten die Schildkröten ganzjährig im Gartenteich halten! Von den Zehntausenden importierter Schildkrötenbabys überleben übrigens etwa 90 % das erste Jahr nicht (Versand, lange Transportwege, Aufenthalte bei Zwischenhändlern und vor allem mangelnde Kenntnis der Tierhalter sind die Gründe dafür!).
Wen einmal die Liebe zu den Schildkröten gepackt hat, ist ihnen für immer verfallen. Aber man muss auch wissen, dass man für den Aufwand, den man betreiben muss, um sie richtig zu halten, relativ wenig von ihnen zurück bekommt. Die Haltung setzt Kenntnisse der Biologie der Tiere voraus, die man sich anlesen muss. Als „Kindertiere“ sind Sumpfschildkröten ungeeignet, denn welche Mutter findet schon Vergnügen daran, stinkige Becken zu putzen, während der Sohn (der dieses Tier unbedingt haben wollte) Fußball spielen geht? Außerdem neigen Kinder dazu, mit ihren Tieren spielen zu wollen, was für eine Schildkröte als Wildtier garantiert nicht angenehm, sondern jedes Mal mit Todesangst (und gesundheitlichen Gefahren) verbunden ist! Ein anderes “Problem” ist die hohe Lebenserwartung der Tiere von mehreren Jahrzehnten, denn kaum jemand kann garantieren, dass er über diese Zeitspanne in der Lage sein wird, sein Tier bestens zu versorgen.

Stand: 08/2019 | Text: © Animal Rights Watch e.V. | Bilder: © Land der Tiere und Pixabay

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