Wer kennt sie nicht, die putzigen fünfmarkstückgroßen Schildkrötchen, die sich in den Becken der Zoogeschäfte tummeln? Ihr urtümliches Aussehen und ihr tollpatschiges Benehmen machen sie zu unbestrittenen Sympathieträgern, die bei Kindern und Erwachsenen gleichermaßen beliebt sind. Man kann nicht anders, als diese hübschen Tierchen zu mögen, und außerdem kosten sie auch nicht viel mehr als ein Hamster. Und genau das ist ihr Verhängnis.
Was so nett und einfach aussieht, bringt die meisten Halter, die den Fehler gemacht haben, sich vor einer Anschaffung nicht umfassend zu informieren, schon nach kurzer Zeit an den Rand der Verzweiflung. Das erste Entsetzen kommt, wenn man bemerkt, dass die Tiere wachsen. Und zwar nicht nur ein bisschen (auch wenn der Händler das gesagt hat), sondern viel und schnell. Das ausgediente Fischaquarium, welches als Unterkunft für die Schildkröten so passend schien, wird irgendwie immer kleiner. Ein Blick in die Literatur bestätigt, dass die meisten Sumpfschildkröten (Rotwangen- und Gelbwangen, Höcker- und bis auf eine einzige Ausnahme auch die Zierschildkröten) eine Panzerlänge von 20 cm und mehr erreichen. Falls unglücklicher Weise z.B. eine Hieroglyphenschmuckschildkröte gekauft wurde: diese wird im schlimmsten Fall sogar ungefähr doppelt so groß, also 40 cm. „So etwas“ passt dann bestenfalls noch hochkant in das Becken und ist für den nicht so versierten Halter eine wirklich „böse Überraschung“, denn leider werden diese Tiere oft als „Gelbwangen“ verkauft, die „ungefähr Handtellergroß“ werden.
Währenddessen plagt sich der Halter mit schmutzigem Wasser, welches in der Wohnung einen permanenten Hauch von Hafenbecken verbreitet. Die Schildkröten zerreißen ihre Beute (Fische etc.) mit den Krallen der Vorderfüße, so dass immer reichlich davon nicht aufgefressen wird, sondern im Wasser verbleibt; da dieses dazu noch gut geheizt sein muss (etwa 25°C) und die Ausscheidungen der Tiere wirklich beachtlich sind, wird es rasch zur ekligen Brühe. Abhilfe schafft hier nur häufiger Wasserwechsel, bei dem natürlich auch jegliches Inventar des Beckens (Steine, Wurzeln, Zierkork usw.) geschrubbt werden muss.
Viele „Tierfreunde“ sehen sich nach diesen Erfahrungen nicht mehr in der Lage, ihre Schildkröte zu behalten – die Anschaffung eines großen Beckens ist ihnen zu teuer, der Wasserwechsel macht zu viel Arbeit, und außerdem sind Schildkröten ja relativ langweilig. So manche von ihnen landet dann im nächstbesten Tümpel und somit in fast immer tödlicher Freiheit. Eine „zu groß“ gewordene oder einfach lästige Sumpfschildkröte auf legalem Wege wieder loszuwerden, ist fast unmöglich: es gelingt einfach nicht, sie in „gute Hände“ zu verschenken, und auch der Händler nimmt sie natürlich nicht zurück.
Wenn Sie sich für die Anschaffung einer Sumpfschildkröte interessieren, ist das A und O einer glücklichen Beziehung eine vorherige eingehende Information über Arten und Haltungsansprüche, die sie der mittlerweile vielfältigen Literatur entnehmen können und müssen (für Anfänger empfehlenswerte Literatur: „Schildkröten“ von Hartmut Wilke, erschienen im Gräfe und Unzer- Verlag) oder im Internet finden können.