Für die Schließung aller Schlachthäuser: Ein Interview mit den Orgateams

Jedes Jahr im Frühsommer finden die weltweiten Demonstrationen für die Schließung aller Schlachthäuser statt. ARIWA richtet die wachsenden Veranstaltungen alljährlich in Deutschland aus. Vielleicht überlegen Sie noch, ob Sie daran teilnehmen sollen oder haben anderweitig offene Fragen? Wir haben die Orgateams der Veranstaltungen dazu befragt, wie sie ihre Forderung erklären und was sie sich erhoffen.

9. Mai 2017

Manchmal werden wir gefragt: Wollt ihr wirklich alle Schlachthäuser schließen? Kurz gesagt: Ja, das Schlachten als solches muss enden. Und da kommen verständlicherweise neue Fragen auf: Darf Essen politisch sein? Ist das nicht zu radikal? Warum sollten alle gerade diese Demonstrationen unterstützen? Dirk (Orgateam Braunschweig), Ingeborg (Orgateam Berlin, ARIWA Berlin), Anna (Orgateam München, ARIWA München), Vera (Orgateam Dortmund, ARIWA Ruhrgebiet), Simon (Orgateam Bielefeld, ARIWA OWL), Andrea (Orgateam Kassel, ARIWA Kassel) und Manuel (Orgateam Hannover, ARIWA Hannover) haben uns Rede und Antwort gestanden.

Ihr fordert die Schließung aller Schlachthäuser – viele werden das als radikal empfinden.

Allein in Deutschland sterben jedes Jahr über 800 Millionen Tiere in Schlachthöfen. Die Schließung aller Schlachthäuser ist bei weitem nicht so radikal wie die Tötung dieser wehrlosen empfindsamen Individuen. (Dirk)

Es ist eine grundsätzliche Forderung, keine Lebewesen mehr ohne Not zu töten und endlich die Rechte der Tiere anzuerkennen. Dies kann nur von Grund auf und gänzlich erfolgen, insofern ist es radikal und muss auch radikal sein. (Ingeborg)

Diese Demonstrationen machen Essen zu einer politischen Angelegenheit. Was antwortet ihr jenen, die sagen: „Das soll jeder für sich selbst entscheiden“?

Es ist ein Irrtum, dass das jeder für sich selbst entscheidet. Man zieht mit seiner Entscheidung, Tiere zu essen, diese Tiere, andere Menschen und letztlich auch die Umwelt unfreiwillig mit hinein. Es ist keine Entscheidung für sich selbst, wenn die Konsequenzen jemand anders trägt. Solange Menschen sich nicht bewusst sind, welche Auswirkungen der Verzehr von tierlichen Produkten hat, kann man ohnehin nicht von einer freien Entscheidung sprechen. Der Konsum von tierlichen Produkten existiert aufgrund von Manipulation vieler Menschen (Stichworte: Sozialisation und Werbung). Eine freie Entscheidung kann nicht auf der Grundlage von Täuschung getroffen werden. (Anna)

Wir wissen mittlerweile zu viel, als dass wir uns aus der Verantwortung für unseren Konsum stehlen könnten. Es wird meiner Ansicht nach nicht darum gehen können, eine Welt ohne Ausbeutung im Jetzt und Hier zu erwirken, doch geht es uns um forcierte Sensibilisierung – ohne Anspruch auf Perfektion. (Vera)

Angenommen jemand unterstützt eure Idee, geht aber normalerweise nicht auf Demonstrationen. Gäbe es einen Grund, gerade an dieser Veranstaltung teilzunehmen?

Absolut. Sozialer Wandel geschieht nicht durch Konsumentscheidungen allein – wir müssen dafür auf die Straße gehen. Für diejenigen von uns, denen Gerechtigkeit für Tiere wichtig ist, gibt es keine bessere Gelegenheit, als diese weltumspannende Demonstration. Sie setzt das stärkste mögliche Zeichen, dass die Zeit, Tieren Rechte zuzugestehen, gekommen ist. Aber auch die Teilnehmenden erleben, welche verändernde Kraft wir als vereinte Bewegung haben können. Wir veranstalten keine düsteren Schrei-Demos. Wir sind Teil eines Weltereignisses, das inspiriert. Deshalb nehmen auch Menschen mit Begeisterung daran teil, die sonst Demos meiden. (Simon)

Jede und jeder kann dazu beitragen, etwas zu verändern, und wenn wir uns weltweit für die Tiere einsetzen, verstärkt dies jede einzelne Aktion um ein Vielfaches und zeigt, dass es überall auf unserer Erde Menschen gibt, die dazu ermutigen wollen, auf Gewalt gegen Tiere zu verzichten. (Andrea)

Das Ziel wirkt noch fern. Was erhofft ihr euch konkret von den Demonstrationen zur Schließung aller Schlachthäuser in 2017? Was kann sich jetzt schon dadurch ändern?

Je utopischer das Ziel klingen mag, desto wichtiger ist es, dass sich viele Menschen dafür stark machen. Es gibt da ein schönes Zitat, welches besagt: „Wenn einer allein träumt, ist es nur ein Traum. Wenn viele gemeinsam träumen, ist das der Anfang einer neuen Wirklichkeit.“ Wir können bereits heute an die Empathie und Vernunft eines jeden appellieren. Die Folge ist, dass sich bereits jetzt immer mehr Menschen für eine vegane Lebensweise entscheiden, immer mehr Menschen ihr Konsumverhalten überdenken und sich immer mehr Menschen für ihre Überzeugung einer friedlicheren und gerechteren Welt stark machen. Die „Schließung aller Schlachthäuser“ ist unser Traum auf dem Weg zur Wirklichkeit – für die Tiere, für die Menschen, für die Umwelt und schlussendlich für einen selbst. (Manuel)

Stand: 07/2019 | Text: © Animal Rights Watch e.V. | Bilder: © Animal Rights Watch e.V.

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