Tierqual im Kuhstall
Zum wiederholten Male wird massive Tierquälerei in einem Kustall dokumentiert: Kühe mit Klauenverletzungen, sterbende Kühe, Tiere mit offenen Wunden, verdreckte Ställe, Kälber die teilweise bis zum Bauch im eigenen Mist stehen ohne einen trockenen Platz zum Hinlegen im Stall, Kühe in schlechtem Ernährungs- und Pflegezustand. Das Veterinäramt schreitet nicht ein, Anzeigen verlaufen im Sand.
14. April 2009, Niedersachsen
NDR „Niedersachsen 19:30“ berichtet mit aktuellem Videomaterial von Animal Rights Watch.
Betrieb schon mehrfach aufgefallen
In der Vergangenheit war der Agrarbetrieb mit seinen etwa 80 Kühen vermehrt durch offensichtliche Mängel bei der Tierhaltung aufgefallen. Es häuften sich Meldungen von Urlaubern, die beim Spazierengehen ungepflegte, abgemagerte, verletzte oder gar tote Kühe auf dem Grundstück oder auf der Weide beobachteten.
Bereits im April 2008 stellt eine Touristin aus Hamburg Strafanzeige gegen den Landwirt. des gleichen Jahres stellt die Staatsanwaltschaft Oldenburg das Strafverfahren ein. Dem Landwirt konnte zwar nachgewiesen werden, dass er seinen Tieren Leiden und Schmerzen zugefügt hat, dass dies jedoch vorsätzlich, länger anhaltend und in erheblichen Maße geschah, ergaben die Ermittlungen nach Ansicht der Staatsanwaltschaft nicht. Somit handelte es sich lediglich um eine Ordnungswidrigkeit, welche in den Zuständigkeitsbereich des Veterinäramts fällt.
ARIWA erstattet Anzeige
Animal Rights Watch hat mehrfach Anzeige beim Veterinäramt Jade-Ems gegen den Landwirt gestellt. Zuletzt Mitte Januar 2009. Anlass war die hohe Sterberate: an nur einem Tag wurden vier tote Kälber und eine verendete Kuh vom Hof abgeholt. Filmaufnahmen von Ende März zeigen aber immer noch entsetzliche Zustände auf dem Hof.
Für die hohe Tiersterberate kann es mehrere Gründe geben: Die Rahmenbedingungen bei der industriellen Haltung von Milchkühen sind so schlecht, dass Verluste vorprogrammiert sind. Wenn dann noch ein völlig überforderter Tierhalter und eine untätige Kontrollbehörde hinzukommen, kann das für die betroffenen Tiere nur in einer Katastrophe enden. Die Recherchen haben ergeben, dass auf dem Hof im Durchschnitt pro Woche ein Tier stirbt. Allein im vergangenen Monat März sind mindestens fünf tote Rinder abgeholt worden. Animal Rights Watch fordert die Behörden nun öffentlich auf, umgehend wirkungsvolle Maßnahmen zum Schutz der verbleibenden Tiere zu veranlassen und den Hof zu schließen.
Behörden bleiben untätig
Der Milchkuhstall ist einer von zwei Betrieben in einem Landkreis, in denen skandalöse Zustände vorherrschen, die den Behörden seit längerem bekannt sind. Im aktuellen Fall wirft Animal Rights Watch dem zuständigen Veterinäramt Brake vor, leicht umzusetzende Maßnahmen zur Verbesserung der Tierhaltung nicht sofort in die Wege geleitet zu haben. Die beiden Fälle sind Paradebeispiele für ein wirkungsloses System zum vermeintlichen Schutz von Tieren. Es kann nicht angehen, dass ein Tierhalter, der mehrfach angezeigt wurde und nach Angaben des Veterinäramtes unter „enger Überwachung“ steht, über Monate hinweg nicht mehr kontrolliert wird.
Hintergrund
Stand: 04/2009 | Text: Animal Rights Watch e.V. | Bilder: Animal Rights Watch e.V.