Das große Sterben in der Bioputenmast

Animal Rights Watch veröffentlichte im September 2013 Bilder aus deutschen Bioputenzuchtbetrieben, die unzählige kranke, verletzte, sterbende und tote Tiere zeigen. Das Videomaterial zeigt massive Tierquälerei unter dem Deckmantel einer angeblich „artgerechten” Biohaltung, mit der sich renommierte Firmen ein faires und grünes Etikett verschaffen. Eine wissenschaftliche Studie untermauert: Bioputen haben einen sogar schlechteren Gesundheitszustand als konventionelle Puten.

03. September 2013

ARD FAKT und Spiegel Online berichteten mit aktuellem Foto- und Videomaterial von Animal Rights Watch.

Grausame Bilder

Die Filmaufnahmen sind grauenhaft: Puten mit offenen, blutenden Verletzungen, sterbende Tiere, tote Tiere liegen zwischen den Lebenden. Bilder, die man bisher nur aus der konventionellen Putenzucht kennt. Einige Tiere können sich aus eigener Kraft nicht mehr auf den Beinen halten. Andere liegen apathisch auf dem teils sumpfigen, verkoteten Boden und warten auf ihren Tod. Die Mülltonnen voll mit den hohen „Verlusten“, die man auch in der Bioputenbranche von vornherein einkalkuliert. All dies sind Einzelschicksale: Tiere, die zuvor qualvoll an ihren Krankheiten oder Verletzungen gestorben sind oder von den Mästern „gemerzt“ wurden, weil sie zu klein und damit unrentabel sind.

Selbe Krankheiten bei Bio- und konventionellen Puten

Die typischen Krankheiten und Verletzungen aus der konventionellen Putenmast finden sich genauso in der Bioputenmast wieder: Kannibalismus, Gelenks- und Fußballenentzündungen, entzündliche Brustblasen und hohe Sterberaten. Auch die Qualzucht auf unnatürlich hohe Gewichtszunahme ist im Biobereich üblich, da in der Regel die gleichen, überzüchteten Rassen verwendet werden wie in der konventionellen Mast, mit den gleichen damit verbundenen Problemen. Diese Probleme sind so massiv, dass viele Biomäster bereits nur die weiblichen Tiere mästen, weil sie nicht ganz so schwer werden wie die männlichen Geschwister, deren Quälerei dann der konventionellen Mast vorbehalten bleibt. Helfen tut es wenig, wie die vorliegenden Bilder zeigen. Putenmast ist immer mit massivem Tierleid verbunden, egal ob mit oder ohne Ökosiegel. Und das alles gesetzlich legitimiert: die Zustände entsprechen gängigen Mastmethoden und gesetzlichen Rahmenbedingungen, so dass auch veterinärbehördliche Kontrollen ins Leere laufen.

Studie bestätigt Tierquälerei

Die vorgefundene Tierquälerei wird durch eine aktuelle Studie wissenschaftlich belegt: „In der Öko-Haltung treten grundsätzlich die gleichen Gesundheitsprobleme wie in konventioneller Haltung auf, teilweise sogar in stärkerer Ausprägung“, so das Ergebnis der Doktorarbeit von Olga Ermakow, Veterinärmedizinische Fakultät der Universität Leipzig. In der Studie heißt es weiter: „Hinzu kommt vielfach das Problem der ungenügenden Nutzung der größeren zur Verfügung stehenden Flächen, so dass letztlich teilweise auch eine sehr konzentrierte Freilandhaltung besteht, die ihrerseits die bekannten Gesundheitsprobleme fördert.“ Gemeint ist hiermit der Umstand, dass die Freilandflächen für Bioputen zwar vom Stall aus theoretisch erreichbar sind, von den Puten aber kaum genutzt werden können. Puten benötigen wie alle am Boden lebenden Vogelarten Schutz durch Bäume und Buschwerk; offene Freiflächen können wegen der Angst vor Beutegreifern nicht genutzt werden. Das bedeutet, dass die meisten Bioputen (wie auch Biohühner) ihr Leben im Stall oder unmittelbar vor dem Stall verbringen müssen und der Freilauf nur auf dem Papier steht. Bioputen werden im Übrigen sowieso fast die Hälfte ihres kurzen, etwa halbjährigen Lebens im geschlossenen Aufzuchtstall gehalten, an welchen keinerlei Freilaufmöglichkeiten existieren.

Stand: 09/2013 | Text: Animal Rights Watch e.V. | Bilder: Animal Rights Watch e.V.

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