Recherchen auf deutschen Pelztierfarmen

Pelz liegt wieder im Trend und die Pelzindustrie wirbt, wie nie zuvor. Doch für die Luxusmode müssen hunderttausende Tiere leiden und sterben. Das zeigen heimlich aufgenommene Bilder aus deutschen Nerzfarmen. In anderen Ländern ist die grausame Haltung längst verboten. Doch hier geht die Quälerei weiter, weil Deutschland sich nicht zu einem Verbot der Pelztierzucht durchringt.

8. Januar 2007

ARD Report Mainz berichtete am 8. Januar 2007 mit Videomaterial von Animal Rights Watch e.V.

Grausames Leben und Tod der Nerze

ARIWA liegen Aufnahmen von 2006 und 2007 aus 11 der knapp 30 deutschen Nerzbatterien vor. Überall das gleiche Bild: Die Nerze vegetieren in winzigen, verdreckten Käfigen, sie sind krank, haben entzündete Augen, viele Tiere sind völlig apathisch, andere drehen sich unaufhörlich im Kreis. In der Regel sind die Käfige etwa 25-30 cm breit, 60-90 cm tief und 40-100 cm hoch. Sie sind direkt nebeneinander montiert. Das bedeutet, dass die Tiere nach 2 Seiten familienfremden Artgenossen ausgesetzt sind, mit denen sie sich durch die Gitter bekämpfen. Im Spätherbst ist die sogenannte ’Erntezeit’. Dann werden in Deutschland rund 300.000 Tiere für die Mode getötet. Leben und Tod der Tiere sind extrem grausam. Die Pelzlobby versichert hingegen, dass Farmen in Deutschland höchsten Standards genügen und es den Tieren dort gut ginge.

Nachdem im Januar 2007 das ARD Politmagazin REPORT MAINZ die Bilder ausstrahlte, folgten weitere TV-Beiträge mit bis dahin unveröffentlichtem Bildmaterial in unter anderem ARD Brisant, WDR Aktuelle Stunde, MDR Sachsenspiegel und NDR Nordmagazin. Die Pelzlobby versuchte seinerzeit vergeblich Veröffentlichungen zu untersagen und verhielt sich ansonsten bedeckt. Sie fürchtet nämlich nichts mehr als eine informierte Öffentlichkeit.

Viele Nerzfarmen haben aufgegeben

2006 wurde die Nutztierverordnung zur Pelztierhaltung umfangreich geändert. Dies hatte gravierende Auswirkungen auf deutsche Pelzfarmen: seit Dezember 2011 muss jedem ausgewachsenen Nerz und jedem Jungtier nach dem Absetzen eine Grundfläche von mindestens einem Quadratmeter, mindestens jedoch eine Grundfläche von drei Quadratmetern zur Verfügung stehen. Weitere Änderungen (Wasserbecken, Klettermöglichkeiten, Raumhöhe, Bodenfläche ohne Gitter) treten 2016 in Kraft. Die neuen Anforderungen an die Grundflächen haben zahlreiche Nerzfarmer zum Aufgeben bewogen. 2018 war lediglich noch eine Nerzfarm in Nordrhein-Westfalen für 4.000 Tiere in Betrieb .

2018 noch eine Pelzfarm in Betrieb

Einige Farmen hatten direkt nach in Krafttreten der neuen Bestimmungen geschlossen. Andere hingegen klagten gegen die Verordnung. Trotz Klagen mussten allerdings die Farmen ab dem 12.12.2011 die Anforderungen der Verordnung erfüllen. Ein weiterer Betrieb ist zuerst einmal illegal. Ausnahmen davon können erreicht werden, wenn Pelzfarmer vor Gericht erwirken, dass deren Widerspruch gegen behördliche Anordnungen zur Schließung der jeweiligen Farmen aufschiebende Wirkung erlangen. Das bedeutet in einem solchen Fall: Solange die Klage läuft, darf die betroffene Pelzfarm weiter betrieben werden. So z.B. geschehen bei der Pelzfarm Sörnsen GmbH in Schlesen, wie der Kreis Plön am 30.12.2011 mitteilte. Das Verwaltungsgericht Schleswig hatte zum Antrag des Pelzfarmers am 22.12.2011 entschieden, dass der Widerspruch aufschiebende Wirkung habe. 2018 bedeutete aber auch für die Pelzfarm Sörensen das aus.

Das Ende deutscher Pelzfarmen zeigt, dass auch Reformen von Tierschutz-Verordnungen eine tierquälerische Praxis beenden können, wenn sie sich dadurch nicht mehr rentiert. Allerdings wären die tierquälerischen Farmen sicher schneller geschlossen gorden, wenn seinerzeit statt einer Änderung der Haltungsanforderungen direkt ein Pelzfarmverbot erlassen worden wäre. Außerdem steigt weltweit die Zahl der Tiere, die für Pelz eingesperrt und getötet werden wieder an. Statt aus Deutschland kommt er nun noch häufiger aus dem Ausland.

Stand: 08/2019 | Text: Animal Rights Watch e.V. | Bilder: Animal Rights Watch e.V.

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