Erneut systematisches Erschlagen kleiner Ferkel in der Schweinezucht dokumentiert

Bereits seit 2013 deckt Animal Rights Watch regelmäßig auf, dass Ferkel in deutschen Schweinevermehrungsbetrieben systematisch erschlagen werden, weil sich die Handaufzucht kleinerer Tiere finanziell nicht lohnt. Videomaterial von 2018 aus einem Ferkelvermehrungsbetrieb in Brandenburg zeigt, dass weiterhin kleine Ferkel im Akkord brutal getötet werden.

16. Juli 2018, Brandenburg

ARD Brisant berichtet am Montag, den 16. Juli 2018 mit aktuellem Videomaterial von Animal Rights Watch.

Die Größe der Ferkel entscheidet über Leben und Tod

Die mit versteckten Kameras aufgenommenen grausamen Bilder zeigen, wie Ferkel gegen den Boden und gegen Kanten geschlagen werden, um sie zu töten – teilweise direkt vor den Augen der Sauen, also ihrer Mütter. Einige Ferkel sind nicht sofort tot. Sie werden achtlos zappelnd auf dem Boden liegen gelassen – ohne dass sich die Arbeiter*innen um sie kümmern würden.

Sehr deutlich wird bei den aktuellen Bildern, dass das einzige Kriterium, das über Leben und Tod bestimmt, die Größe der Tiere ist. Es geht nicht darum, „nicht lebensfähige“ Ferkel zu erlösen. Die dokumentierte Praxis stellt einen Verstoß gegen das Tierschutzgesetz dar.

Seit 2013 hat sich nichts geändert

2013 wurde diese brutale Praxis erstmals von ARIWA aufgedeckt. 2014 konnten wir zeigen, dass es sich um eine systematische Praxis handelt, es folgte ein bundesweiter Aufschrei. Einzelne Bundesländer reagierten mit Erlassen, in denen die Tötung durch Erschlagen nochmals explizit verboten wurde. Trotzdem hat sich nichts verändert. Kleine und schwächere Ferkel werden weiter systematisch und tagtäglich in der deutschen Schweineindustrie getötet, weil ihre intensivere Aufzucht bei nur wenigen Euro Gewinnspanne pro Ferkel keinen Profit erwarten lässt.

Viele Totschlagferkel sind überlebensfähig

Das Töten der Ferkel stellt einen Verstoß gegen das Tierschutzgesetz dar, da kein „vernünftiger Grund“ zur Tötung vorliegt. Nur Tiere, die auch bei entsprechender Betreuung nicht überlebensfähig sind oder stark leiden, dürften getötet werden. Das ist bei den meisten der Millionen Ferkel, die jährlich allein in Deutschland getötet werden, aber nicht der Fall. Sie benötigen lediglich eine intensivere Betreuung und im Einzelfall tierärztliche Behandlung. Lebensfähig sind sie aber allemal, wie die Erfahrung mit geretteten Tieren auf deutschen Lebenshöfen regelmäßig zeigt. Lebende Beispiele dazu gibt es unter anderem im Land der Tiere, wo vier solche Ferkel aufgezogen wurden und sich ihres Lebens erfreuen.

Solange wir weiter Fleisch essen, werden sich solche Zustände nicht verhindern lassen. Auch schärfere Gesetze oder Kontrollen ändern daran überhaupt nichts. Tiere gelten bei uns letztlich nur als Ware und Produktionsfaktor, allen schönen Worten zum Trotz. Deshalb sieht ARIWA den einzigen Weg, um das Tierleid wirklich zu beenden, im Umstieg auf pflanzliche Alternativen, verbunden mit der Förderung des bio-veganen Landbaus.

Vier Ferkel gerettet

Zahlreiche deutsche Schweinezuchten töten routinemäßig schwache, aber lebensfähige Ferkel. Die öffentliche Debatte beschränkt sich dabei auf unerlaubte Tötungsmethoden und das Fehlverhalten einzelner Mitarbeiter*innen. Doch der eigentliche Skandal reicht weitaus tiefer: Unter dem Vorwand, sie seien nicht lebensfähig, werden Millionen Ferkel hierzulande Jahr für Jahr aus rein wirtschaftlichen Gründen getötet und entsorgt. Denn die für schwache Ferkel notwendige Handaufzucht ist den Anlagenbetreibern schlicht zu teuer. Dass solche Ferkel aber durchaus gute Überlebenschancen haben, zeigt ein aktuelles Beispiel aus dem Lebenshof „Land der Tiere”. Hier werden vier besonders schwache und kranke Ferkel, die in einer Schweinezucht getötet werden sollten, per Hand aufgezogen. Und das mit Erfolg.

Jürgen Foß war an den Recherchen in vielen deutschen Schweinezuchtbetrieben beteiligt. Seit 2015 betreibt er das „Land der Tiere“ in Mecklenburg-Vorpommern. Annie, Rosalie, Pauline und Lulu, wie die vier Ferkel nun heißen, kamen als Ferkel auf dem Hof für ehemalige Nutztiere und wurden dort gepflegt. Sie hatten lebensbedrohliche Darmparasiten und Keime, waren dehydriert und unterernährt und litten unter Durchfall und eitrigen Abszessen. „Kein Grund ein Tier zu töten“, meint ARIWA-Vorstandsmitglied Foß, schließlich würden Hund und Katze in einem solchen Fall ja auch behandelt: „Ein Schwein ist rechtlich und ethisch nun einmal kein Tier zweiter Klasse. Die Ausreden der Schweinezüchter, diese Tiere seien nicht lebensfähig, sind völlig absurd und allein durch ökonomische Interessen motiviert.“

Tieren in der Landwirtschaft wird aus wirtschaftlichen Gründen tagtäglich Leid zugefügt. Legehennen wird der Schnabel abgebrannt, Puten werden zur Gewichtmaximierung krankgezüchtet, Kühe werden nach einem Tag von ihren Kälbern getrennt und schwache Ferkel werden einfach erschlagen. Solange Tiere kommerziell genutzt werden, bleiben diese Grausamkeiten bestehen. Deshalb fordert ARIWA eine Abkehr von der Tiernutzung und stattdessen die Förderung einer bio-veganen Landwirtschaft zur Produktion gesunder pflanzlicher Lebensmittel.

Stand: 07/2018 | Text: Animal Rights Watch e.V. | Bilder: Animal Rights Watch e.V.

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