
Jagd fördert Krankheitsausbreitung
Die Jagd ist nicht nur sinnlos und sogar kontraproduktiv, wenn es darum geht, die Verbreitung von Krankheiten zu verhindern.
Der sinnlose Tod der Füchse
Füchse sind die vierthäufigsten Jagdopfer in Deutschland. 2018 wurden in Deutschland fast 430.000 Füchse getötet. Das bedeutet umgerechnet, jeden Tag werden über 1.000 Füchse von deutschen Jäger*innen umgebracht. Sie gelten unter den Jäger*innen als Konkurrenten, da jagdbares Wild zu ihren Beutetieren zählt.
Wissenswertes über den Fuchs
Der ursprüngliche Lebensraum des Fuchses sind einsame, dichte Wälder. Heute findet man ihn auch in stadtnahen Bereichen, wie Schrebergärten oder Parkanlagen. Er gilt als Kulturnachfolger, da er sich den verschiedenen Lebensverhältnissen anpassen kann. Ein Fuchs kann ein Körperlänge von 130 cm (inkl. Schwanz etwa 40 cm) und ein Gewicht von 6-10 kg erreichen.
Die Tollwut
Tollwut beim Menschen
Der Zoologe Ingo Krumbiegel berechnete 1976 (als die Tollwut in Deutschland grassierte) das Risiko an Tollwut zu erkranken, mit 1 : 171.875.000 (in Worten: eins zu einhunderteinundsiebzig Millionen achthundertfünfundsiebzigtausend). Der Mensch erkrankt selbst nach einem Biss eines tollwütigen Tieres nicht unbedingt. Die „Bundesforschungsanstalt für Viruskrankheiten der Tiere“ geht von einer Wahrscheinlichkeit von 1-10% aus. So lange die Krankheit nicht ausgebrochen ist, besteht die Möglichkeit einer nachträglichen Impfung. Aufgrund der Immunisiserung der Füchse sind Infektionen hierzulande äußerst selten, hohes Vorkommen jedoch in Asien u. Afrika. Der Fuchs erkrankt schon an einem zehntausendstel der Virenmenge, die nötig wäre um einen Menschen anzustecken.
Impfung vs. Jagd
- 1950 brach im Bayrischen Wald die Tollwut aus, man bejagte die Füchse nicht. Drei Jahre später hatten sich die Füchse selbst ausgerottet. Gesunde Füchse drangen in das nun unbesetzte Revier.
- Im Nationalpark Berchtesgadener Land wurde die Fuchsbejagung 1978 eingestellt. Nach einem Höhepunkt 1988 gab es nur noch vereinzelt Fälle von Tollwut. Seit 1995 trat die Krankheit dort nicht mehr auf, genau das Jahr , in dem man mit den Impfungen begann.
- Ende der 70er Jahre brach am Genfer See die Tollwut aus. Tiermediziner der Universität Bern legten einen Sperrgürtel aus Impfködern. Die Krankheit breitete sich aus und blieb an dieser Barriere stehen. Auch in anderen Alpentälern war diese Vorgehensweise erfolgreich.
- Eine im Raum Oberbayern aufgestellte Kosten-Nutzen-Analyse vom 1983 bis 1987 ergab, dass die Kosten für die Fuchstötungen die Kosten für die Impfung um das 13fache überstiegen.
- Im Schweizer Kanton Wallis kostete die Impfkampagne, die zur Ausrottung der Tollwut führte, 106.800 Franken im Jahr. Der Kanton Bern gab für die Bejagung der Füchse und die Impfung von Haustieren 818.148 Franken aus, ohne Erfolg zu haben.
Der Fuchsbandwurm
Der Fuchs scheidet mit dem Kot Bandwurmeier aus. Mäuse und Ratten nehmen diese Bandwurmeier auf. In den Kleinnagern entwickelt sich aus den Eiern die Bandwurmfinne. Fleischfresser werden angesteckt, wenn sie einen infizierten Nager fressen. Auch Hunde und Katzen können so Träger des Fuchsbandwurms werden. Beim Tierarzt kann man wirksame Entwurmungsmittel erhalten.
Der eigentliche Grund der Fuchsjagd
Sieht man den Fuchs als Raubtier und betrachtet sich seine Beutetiere, so fällt auf, dass einige darunter sind, die auch der Jäger gerne vor der Flinte hat, z.B. Hasen und verschiedene Wildvögel (Rebhuhn, Wildenten usw.). So bezeichnet sich der Jäger gerne als Retter des Hasen, wenn er die Füchse erlegt. Dies wurde uns selbst von einer Jägerin erzählt, die aus Mitleid mit dem Hasen einen Fuchs erschoss, der sich bereits ein zweites mal an den Hasen anschlich. Hier muss sofort klargestellt werden, dass ein Fuchs niemals in der Lage ist einen gesunden Hasen zu erbeuten. Dies wissen auch die Jäger, bzw. sie sollten es wissen. Hasen erreichen eine Geschwindigkeit von bis zu 70km/h und sind so viel schneller als ein Fuchs. Füchse hingegen testen mittels einer kurzen Verfolgung die Kondition eines Hasen. Hier klärt sich schnell, ob es sich um ein potentielles Beutetier handelt. Füchse erbeuten eher schwache und kranke Tiere, natürlich auch junge unerfahrene Tiere. Wenn ein Fuchs einen kranken Hasen erbeutet, so ist das für den einzelnen Hasen natürlich ein schlimmes Schicksal. Wenn dieser Hase aber eine ansteckende Krankheit hatte, so ist es ein Segen für den Hasenbestand, da die Krankheit sich nun nicht weiter ausbreiten kann.
Für den Rückgang der Hasenpopulation sind andere Faktoren als der Fuchs maßgeblich. Hierzu gehören vor allem die veränderten Umweltbedingungen unter denen der Hase zu leiden hat. Vergleichendes gilt auch für die Wildvögel. Der Fuchs ist niemals ein ernst zu nehmender Konkurrent für den Jäger. Da Jäger eine Prüfung ablegen um den Jagdschein zu bekommen und sie darauf auch sehr großen Wert legen, sollten sie diese Zusammenhänge eigentlich kennen. Was ist mit dem Aspekt, dass Jäger gerne vorgeben die fehlenden Beutegreifer (Luchs, Wolf usw.) ersetzen zu müssen? Wenn dies stimmt, warum wird dann der Fuchs als größter noch vorhandener Beutegreifer gejagt?
So bleibt die Frage nach dem eigentlichen Grund, der eine Bejagung des Fuchses aus ökologischer Sicht rechtfertigt, bestehen. Aus ökologischer Sicht gibt es dafür keinen Grund. Bedenkt man nun, dass ein Fuchs ein lebendes Wesen ist, er Schmerz und Leid erfahren kann, so ist es doch ein recht tragischer Eingriff, wenn plötzlich Teile einer Fuchsfamilie durch einen Jäger erschossen werden. Es gibt Beobachtungen darüber, dass junge Füchse die mit ansehen mussten wie Teile ihrer Familie ermordet wurden, wesentlich scheuer sind, als andere. Ein Jäger, der einen Fuchs erlegt, nimmt ihm das wichtigste was er hat: sein Leben.
Stand: 08/2019 | Text: © Animal Rights Watch e.V. | Bilder: © Animal Rights Watch e.V. und Pixabay
