Jahresbericht 2022: Das Wichtigste auf einen Blick

Es ist ein Perspektivenwechsel: Ehrliches Interesse statt Skandalisierung prägt die Medienberichte dieses Jahres über Menschen, die entschlossen gegen die Tierindustrie eintreten und dabei auch persönliche Risiken in Kauf nehmen. Systemwandel wird so zum Thema, weit über bloße Reformen hinaus. Wirklich nachhaltige Veränderungen zum Wohl der Tiere erreichen wir nur gemeinsam.

22. Dezember 2022

Medien-Veröffentlichungen

Das erste Portrait zum Thema Stall-Recherchen erschien gleich zu Jahresbeginn auf der Streaming-Plattform Joyn. Dort begleitet die Doku-Reihe Animals Army in Folge 1 die Aktivistin Anna, die ARIWA regelmäßig ihre Bilder aus der Tierindustrie zur Verfügung stellt. Im Sommer beleuchteten dann auch die Süddeutsche Zeitung und das Protestmagazin Veto die Arbeit von Recherche-Aktivist*innen in einer Schweinezucht sowie in einer Bio-Eierfabrik.

Erschreckende Aufnahmen aus einem Familienbetrieb in Nordrhein-Westfalen veröffentlichten wir im Januar. Die Bilder, mit denen WDR Westpol berichtete, zeigen Hennen ohne Schwanzfedern und mit eitertriefenden Kloaken, viele sterbende, tote und verwesende Tiere sowie schwache und kranke Hennen, die ganz offensichtlich nicht behandelt wurden. Besonders pikant: Zum Zeitpunkt der Aufnahmen war ein führender Vertreter mehrerer „Geflügel“-Verbände an diesem Betrieb beteiligt.

Einflussreiche Agrarlobbyisten tragen auch Mitverantwortung für zwei familiengeführte Schweinemastbetriebe im gleichen Bundesland, denen Anfang Februar ein Spiegel-Artikel samt Video gewidmet war. Unsere Aufnahmen, die in der Folge von vielen weiteren Medien übernommen wurden, zeigen verletzte und zerkratzte Schweine, wundgebissene Schwänze und Ohren, Mastdarmvorfälle und Nabelbrüche. Wenn so extremes Leid schon bei Verbandsvertreter*innen an der Tagesordnung ist, was sagt das erst über den Zustand in Deutschlands Tierindustrie insgesamt aus?

Erstmals dokumentieren konnten wir Anfang Dezember, wie grausam kleine Ferkel mit Kohlendioxid „notgetötet“ werden. Versteckte Kameras in zwei Schweinezuchtbetrieben zeigen, wie die Tiere in den CO2-Boxen vor Schmerzen schreien, mit den Beinen strampeln und panisch nach Luft schnappen. Auch mit dieser Veröffentlichung, die von ARD Plusminus und dem Spiegel aufgenommen wurde, haben wir 2022 wieder viele Millionen Menschen erreicht.

Bundesweite Aktionen

Auf den Straßenaktivismus unserer rund 30 Ortsgruppen wirkte sich die Corona-Pandemie ab dem Frühjahr kaum noch negativ aus. Mit rund 200 Aktionen bundesweit, ein Großteil davon im Rahmen unserer regelmäßigen Kampagnen und Aktionsreihen, wurde annähernd wieder das Niveau von 2019 erreicht.

Allein am 26. März beteiligten sich unsere Aktiven in zehn Städten am Welttag für das Ende der Fischerei. Schwerpunktthemen waren dabei die Empfindungsfähigkeit von Krebstieren, das große Leid durch Beifang – versinnbildlicht von einer riesigen Waagschale in Bielefeld – sowie der Protest gegen die Eröffnung von Oktopus-Farmen. Weltweit fanden an diesem Tag mehr als 150 Aktionen in 31 Ländern statt.

Nur eine Woche später startete die bundesweite Aktionsreihe 42 Tage bis zum Tod, die das ebenso kurze wie leidvolle Leben der sogenannten „Masthühner“ auf vielfache Weise sichtbar macht. Mit rund 50 fantasievollen Aktionen innerhalb des sechswöchigen Aktionszeitraums stand sie der erfolgreichen Premiere aus dem Vorjahr in nichts nach.

Sogar übertroffen wurde der Vorjahresrekord bei der anschließenden Demonstrationsreihe für die Schließung aller Schlachthäuser, die 2022 erstmals durch 16 Städte führte. Während an den größten Zügen durch Berlin und Hamburg jeweils bis zu 450 Menschen teilnahmen, brachten Demonstrationen in kleineren Städten wie Coesfeld, Pforzheim und Weißenfels den Protest direkt dorthin, wo sich große Schlachthäuser befinden. Dank ideenreicher Rahmenprogramme in vielen Städten und konsequenter Öffentlichkeitsarbeit erzielte die Reihe, die unter dem neuen Namen „Schlachthäuser schließen!“ auch 2023 fortgesetzt wird, eine gute Presseresonanz.

Großes Interesse fanden auch unsere neu konzipierten Aktionen zum Themenbereich Bekleidung, allen voran die Demonstration Wiesbaden Pelzfrei! und der Pelzfrei!-Aktionstag in fünf Städten, außerdem die Aktionsreihe Tierleid ist untragbar mit Bezug auf Leder, Wolle, Seide, Pelz und Daunen. Die Aktionswoche Sag Nein zu Milch im Frühjahr und das Vegane Wichteln am Jahresende mit rund 340 Teilnehmer*innen waren weitere Highlights.

Veranstaltungen

Nach coronabedingten Verschiebungen in den Vorjahren konnten die meisten unserer veganen Straßenfeste und Märkte wieder stattfinden – dem Engagement der lokalen Orgateams sei Dank! Das Vegane Straßenfest Hamburg feierte 2022 ein ebenso gelungenes Comeback wie der Vegan Street Day, der erstmals in Bochum statt in Dortmund seine Zelte aufschlug. Unverändert luden der Vegane Markt Koblenz und das Mannheimer Straßenfest Vegan im Quadrat zum Kennenlernen und Probieren ein. Und nach zweijähriger Pause war auch der Vegane Weihnachtsmarkt Heidelberg wieder mit von der Partie.

Ab der Jahresmitte kehrten sowohl die ersten Vegan-Brunchs und Stammtische unserer Ortsgruppen wie auch die Vortragsreihe Hamburg Animal Rights Talks als Präsenzveranstaltungen zurück. Wir freuen uns, wenn im kommenden Jahr wieder flächendeckend ein normaler Veranstaltungsbetrieb möglich ist.

Unsere Arbeit vor Ort

Dank anhaltender Unterstützung durch unsere Fördermitglieder konnten wir sowohl die hauptamtliche Betreuung als auch die Ausstattung unserer aktiven Ortsgruppen mit Pavillons und Aktionsmaterial weiter verbessern. Seit Anfang des Jahres sind wir zudem in Köln wieder mit einer Ortsgruppe vertreten.

Besonders erfreulich: Im November konnte nach dreijähriger Pause endlich wieder das traditionelle Präsenz-Aktiventreffen durchgeführt werden, das einen persönlichen, entspannten Austausch der Ortsgruppen über ein ganzes Wochenende ermöglichte. Ergänzend ist auch weiterhin ein Online-Aktiventreffen pro Quartal geplant, um die eng getaktete Vernetzung beizubehalten, die sich während der Pandemie bewährt hat.

Großen Anklang hat das neue Angebot gefunden, für unser Großflächenmotiv „Zukunft gibt es nur vegan“ eine Plakat-Patenschaft vor Ort zu übernehmen. Von Hamburg bis zum Schwarzwald haben engagierte Menschen damit bereits ein Zeichen gesetzt.

Neues im Shop

Mehr denn je lohnt sich ab diesem Jahr ein Blick in den neu gestalteten ARIWA-Shop bei roots of compassion. Neben unserem Info- und Aktionsmaterial und dem Wandkalender für 2023 findest du hier nun eine Auswahl an Shirts mit Tierrechtsbotschaften sowie neue Aufkleber und Buttons – auch für Kinder. Danke für dein Interesse, denn mit jedem Kauf unterstützt du unsere Arbeit!

ARIWA in Zahlen

  • 66 ordentliche Mitglieder
  • 938 Fördermitglieder
  • 140 Pat*innen
  • ca. 300 Aktive
  • 28 Ortsgruppen
  • 4 Vorstandsmitglieder (ehrenamtlich)
  • 8 Angestellte (in Teilzeit)
  • 3 Infomobile mit Filmvorführtechnik
  • 124.363 Euro Mitgliedsbeiträge
  • 145.092 Euro Spenden
  • 28.185 Euro Patenschaften

Stand: 31.12.2022 | Angaben z. T. vorläufig

Transparenz ist uns wichtig. Mehr zur Herkunft und Verwendung unserer finanziellen Mittel erfahren Sie hier.

Text: Animal Rights Watch e.V. | Bilder: Animal Rights Watch e.V.

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